Sieben Kinder und viele Tiere

KORLINGEN. "Jetzt sind es genug", sagen Maria und Rudolf Kesselheim. Das aus Trier stammende Ehepaar hat neben eigenen drei Kindern weitere vier Pflegekinder angenommen. Mit dem drei Jahre alten Sandro wollen sie ihre "Karriere" als Eltern abschließen.

"Ich habe meinen Beruf als Erzieherin zum Hobby gemacht", erzählt die 47-jährige Mutter. Zunächst hatte sie mit ihrem gleichaltrigen Ehemann, der aus gesundheitlichen Gründen im Vorruhestand ist, bis 1998 in Trier-Irsch gewohnt. Die eigenen Kinder Christian (25), Sandra (21) und Matthias (19) kamen dort zur Welt. 1988 nahm die Familie Günther als erstes Pflegekind auf. Er war damals zehn Jahre alt. "Ich hatte beruflich in einem Waisenhaus zu tun und schaute in die vielen Kinderaugen", erzählt der ehemalige Postbeamte. Schnell war er sich mit Frau Maria einig, und über das zuständige Jugendamt wurde der Junge nach Irsch vermittelt. Die 1997 erst dreijährige Delia sorgte für weiteren Zuwachs in der Familie. "Wir hatten anscheinend einen guten Eindruck beim Jugendamt hinterlassen, denn sie vermittelten das Mädchen gerne an uns." Das eigene Haus war inzwischen zu klein geworden. Ein Wechsel in eine größere Wohnung war bei dem Kindersegen angesagt. Maria Kesselheim: "Zunächst hatten wir wegen unserer Kinder Bedenken, nach Korlingen zu ziehen. Doch wir haben diese Entscheidung nie bereut." Mit dem Kauf des Hauses hatte die Familie endlich auch Platz für Tiere. So kamen Cäsar, der Hund, die Katze, Zwergkaninchen und Schildkröten hinzu. Erst als die Kinder noch einen Papagei wollten, streikte die Mutter. Christian, Sandra und Matthias waren inzwischen selbstständig und hatten eine eigene Wohnung. Auch Pflegekind Günther zog 1996 aus. Sandra, sie lernt in Homburg den Beruf der Hebamme, und der in Mainz arbeitende Finanzberater Matthias kommen am Wochenende immer noch gerne nach Hause. Trotzdem: Ein Zimmer im Hause der Kesselheims stand leer. "Eigentlich war ein weiteres Kind nicht geplant." Doch das Jugendamt erinnerte sich an die Pflegeeltern. Im Jahr 2000 wartete im Haus St. Anton in Plein/Wittlich der damals zehn Jahre alte Yacine. Der Vater: "Eigentlich wollten wir ihn ja nur mal anschauen und haben ihn dann doch gleich ins Herz geschlossen und mitgenommen." Zwei Jahre danach erlitt Vater Rudolf zwei Bandscheibenvorfälle und musste zur Reha. Wieder kündigte das Jugendamt einen "Notfall" an. Zunächst lehnte Kesselheim ab. "Doch als meine Frau mich in der Reha mit Sandro besuchte, gab ich auch bei ihm meine Zustimmung", erzählt er. Alle Pflegekinder wurden von den leiblichen Kindern akzeptiert. Die neuen Familienmitglieder wurden ohne Probleme in die Gemeinschaft integriert. "Nach etwa zwei Wochen gehörten die Worte ‚Mama' oder ‚Papa' zum Alltag."

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