Singen für die Orgel

MERZKIRCHEN. Ihre marode Orgel treibt die Mitglieder des Merzkirchener Kirchenchors vor den Altar – allerdings nicht zum Beten, sondern für ein großes Gemeinschaftskonzert. Das erste, was der Chor in dieser Form überhaupt gibt.

 Bangt um die Orgel: Chorleiter Alexander Kranz. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Bangt um die Orgel: Chorleiter Alexander Kranz. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Not macht erfinderisch - das uralte Sprichwort gewinnt in immer mehr Gemeinden an Aktualität. Wo die Kassen kontinuierlich weniger gefüllt werden, muss stetig mehr improvisiert werden. Das gilt auch für den Saargau, wo die Welt in mancherlei Hinsicht "noch in Ordnung scheint". Seit langem schon ist die Orgel in der Pfarrkirche St. Martin in Merzkirchen in denkbar schlechtem Zustand. Kein Wunder: 1955 vom Orgelbauer Sewald gebaut und seitdem so gut wie nie überholt, zeigt das Instrument inzwischen deutliche Alterserscheinungen. "Das Instrument ist sehr stark verschmutzt, muss komplett auseinandergebaut und gereinigt werden", erläutert Chorleiter Alexander Kranz. Dabei ist es nicht allein das Alter, das der Orgel - inzwischen unüberhörbar - zu schaffen macht. Der (Holz-) Wurm ist drin im Instrument und hat es sich dort so richtig gemütlich gemacht. Kranz: "Der Holzwurm hat sich regelrecht reingefressen und ist auch in die technischen Bereiche der Orgel vorgedrungen. Alle Holzteile und alle Windkanäle sind angegriffen. Bestimmte Register sind gar nicht mehr zu spielen." Wenn nicht bald etwas passiere, sei das Instrument in absehbarer Zeit nicht mehr zu gebrauchen. "Da es jedoch keinerlei Zuschüsse vom Bistum gibt, müssen wir uns das nötige Geld für die Reparatur auf anderem Wege besorgen", sagt der Chorleiter. So sei im Kirchenchor die Idee entstanden, ein großes Konzert "zugunsten" der Orgel zu geben. Da jedoch auch der Kirchenchor Merzkirchen mit 22 Aktiven, von denen einige seit längerem krank sind, auf Sparflamme fährt, hat sich der Chor für das Konzertprojekt mit weiteren Sängern zusammengetan. So werden am Sonntag, 29. Oktober, der Kirchenchor Merzkirchen zusammen mit dem Gemeinschaftschor Trassem/Schoden, dem Männerquartett Meurich und dem Musikverein Körrig in der Kirche St. Martin auftreten. "In dieser Formation bringen wir es auf 100 Sänger", sagt Franz-Josef Scheuer, Vorsitzender des Kirchenchors Merzkirchen. "Das bringt nicht nur stimmlich etwas, sondern wir hoffen natürlich auch, über diesen verstärkten Chor möglichst viele Zuhörer ranzuziehen." Für die Merzkirchener ist das Konzert eine echte Premiere. "Der Chor hat über das Jahr verteilt seine festen Termine, an denen er in der Kirche während der Gottesdienste singt", erläutert Kranz. "Aber ein Konzert aus rein musikalischem Aspekt in dieser Form ist für uns eine echte Premiere." Das Programm für das etwa einstündige Konzert hat Kranz zusammengestellt. Zeitlich umreißt es einen Rahmen von 1770 bis 2000. "Wir reisen quer durch die Jahrhunderte", beschreibt Kranz. "Dabei habe ich versucht, eine gute Mischung hinzubekommen. So werden Stücke für den Männerchor, für den Kirchenchor und den gemischten Chor abwechseln." Zwei meditative Texte werden vorgetragen. Auch ein Solo aus einem Muscial wird Teil des Programms sein. "Wir möchten die Zuhörer einbeziehen, deswegen werden sie Gelegenheit bekommen, an einigen Stellen mitzusingen. Jeder soll sich angesprochen fühlen." Das Konzert beginnt am Sonntag um 19 Uhr und dauert etwa eine Stunde. Der Eintritt ist frei, die Chorsänger bitten jedoch um eine Türkollekte. Im Anschluss an das Konzert können die Besucher den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen.

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