So leben Juden in Trier

Trier · Für die jüdische Gemeinde in der Stadt ist die Ausstellung zum 60-jährigen Bestehen der Synagoge ein wichtiger Schritt.

 Kurator Ralf Kotschka stellt dem Publikum seine Ausstellung „Jüdisches Trier“ vor. TV-Foto: Lisanne Dornoff

Kurator Ralf Kotschka stellt dem Publikum seine Ausstellung „Jüdisches Trier“ vor. TV-Foto: Lisanne Dornoff

Foto: Lisanne Dornoff (lisi) ("TV-Upload Dornoff"

Trier Eine Ausstellung über jüdisches Leben kann so viel mehr zeigen als allein die Aufarbeitung des Holocausts. Das wollen die Macher der Wanderausstellung "Jüdisches Trier" beweisen, die nun im Foyer der Trierer Volkshochschule zu sehen ist. Anfang September wurde die Ausstellung bereits in der Synagoge in der Kaiserstraße unter Teilnahme von Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet. Ralf Kotschka, seit 15 Jahren aktiv an Museumsausstellungen beteiligt, ist der Initiator der Veranstaltung. Er sagt: "Mir ist aufgefallen, dass Ausstellungen zum Judentum immer nur in Verbindung zum Holocaust gesehen werden." Sein Wunsch ist es, die reichhaltige Geschichte des Judentums darzustellen und dabei auch die Nachkriegszeit und die Gegenwart nicht auszusparen. Mit der Ausstelllung will er "für Respekt werben, damit die Juden ihren Glauben frei ausleben können."
Tatsächlich fällt auf, dass der zweite Weltkrieg nur die Hälfte einer Plakatseite einnimmt - von insgesamt zwölf eng beschriebenen Plakaten. Besucher erfahren dafür mehr über das Judentum zu Zeiten der Antike, während der Pestausbreitung oder der französischen Besatzung.
Lokales wird ebenfalls angesprochen: So war die Judengasse in Trier ursprünglich nicht als Ort der Ausgrenzung gedacht. Früher war es üblich, dass Menschen gleicher Zugehörigkeit zusammenwohnen. Besucherin Gisela Weber,72, interessiert sich vor allem für das heutige Judentum. "Anderes kann man nachlesen. Aber wie ist das jetzt? "
Zahlreiche Motive und Texte geben eine Antwort auf ihre Frage und informieren über jüdische Bräuche, Glaubensinhalte und Sitten. Jeanna Bakal, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Trier, gesteht: "Das ist für uns wirklich ein Schritt in die Öffentlichkeit. Die jüdische Gemeinde war aus historischen Gründen immer in der Verborgenheit." Dabei versteht sich die Synagoge in Trier als ein "Haus für alle Völker". Diese Offenheit möchte die jüdische Gemeinde nun durch die Ausstellung zeigen.
Neben der Religionsarbeit erklärt sie Integration zum größten Ziel der jüdischen Gemeinde. Viele Zugewanderte kommen als Unbekannte in die Gemeinde, in ein fremdes Land mit fremder Sprache. Die Integration dieser Menschen hat sich die jüdische Gemeinde in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden wie der Caritas zur Aufgabe gemacht. Musikalisch begleitet hat die Ausstellungseröffnung die Sängerin Maria Melts, 20, aus Trier, und Joachim Mayer-Ullmann am Piano.
Extra: DAS ERWARTET DIE BESUCHER AUßERDEM


Die Wanderausstellung ist bis Freitag, 20. Oktober, im Foyer des Bildungszentrums am Domfreihof zu sehen. Donnerstag, 11.Oktober, hält der Leiter des Jüdischen Museums Worms in der Volkshochschule einen Vortrag über "Die Deutschen Juden im 19. Jahrhundert". Am 20.Oktober wird die Abschlussveranstaltung der Wanderausstellung "Jüdisches Trier" mit einer Führung durch die Judengasse begangen. Der Eintritt ist bei beiden Veranstaltungen frei.

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