Songs mit italienischem Charme

FREUDENBURG. Fast schon zum "Inventar" gehört Pippo Pollina im Freudenburger "Ducsaal". Dort hatte der sizilianische Liedermacher, der seit 20 Jahren auf der Bühne steht, erneut Station gemacht und für ein volles Haus gesorgt. Auch jene, deren Italienischkenntnisse gegen null tendieren, waren am Ende begeistert.

Nicht nur für jene, die sich bereits seit Jahren, vielleicht sogar seit Jahrzehnten, zur Fangemeinde Pippo Pollinas zählen, sind die Auftritte des charismatischen Musikers offenkundig ein großes Erlebnis. Denn eines steht fest: Der gebürtige Italiener mit der unverkennbar rauen Stimme versteht es perfekt, sein Publikum auf sich einzuschwören. Fast "zwanghaft" sucht er den Kontakt zu den Zuhörern, und vielleicht macht genau das den schmächtigen Künstler so sympathisch - neben seinem südländischen Charme.Lieder von Heimat und Mafia

Nach zwölf Alben und weiteren Veröffentlichungen - mehr als eine Viertelmillion Tonträger hat Pippo Pollina seit 1986 verkauft - feiert der in der Schweiz lebende Liedermacher zurzeit sein 20. Bühnenjubiläum standesgemäß mit einer Tournee. Jüngst hat er in Freudenburg Station gemacht. Im "Duscaal" gehört Pippo Pollina inzwischen fast schon zum "Inventar". Mehr oder weniger regelmäßig hat sich der Musiker in den vergangenen Jahren mit oder ohne Band dort sehen und hören lassen. Zwar ist Pollina bei seiner Jubiläumstour mit einem Solo-Programm unterwegs, doch ganz alleine war er nicht nach Freudenburg gekommen. Abgesehen von seinem langjährigen musikalischen Weggefährten, dem Gitarristen Enzo Sutera, der ihn bei einigen Songs begleitete, hatten sich etliche überzeugte Pollina-Fans auf den Weg nach Freudenburg gemacht und für einen voll besetzten "Ducsaal" gesorgt. Auf dem Programm standen alte und neue Lieder, in denen der Musiker kleine Geschichten erzählt - aus der Jugend in seiner Geburtsstadt Palermo auf Sizilien, auch Geschichten von der Mafia und deren Einfluss auf das Leben in der "alten Heimat". Geradezu sensibel und zerbrechlich wirkende Balladen wechselten sich ab mit voluminösen Ausbrüchen, in denen der Künstler seine musikalische Bandbreite eindrucksvoll demonstrierte. Liebe, Trauer und Freude liegen in Pollinas Songs nah beieinander. Stilistisch bewegt sich der Sänger, Gitarrist und Pianist auf einem schmalen Grat zwischen Chanson, süditalienischer Folklore, Rock, Pop und Folk. Charakteristisch für Pippo Pollina sind nicht nur seine überzeugenden Darbietungen, sondern die unverkennbare Stimme. Gleichfalls charakteristisch sind die kleinen Anekdoten, die der Wahl-Schweizer in den Pausen zwischen den Songs gewöhnlich ins Publikum "streut". Der Erfolg des Liedermachers im Freudenburger Ducsaal ist umso erstaunlicher, als nur ein Teil der Zuhörer dazu in der Lage gewesen sein dürfte, den Inhalt der Liedtexte mitzuverfolgen. Das erkannte auch der Künstler. Augenzwinkernd erklärte er: "Ich kann vermutlich singen was ich will, hier versteht mich ohnehin niemand." Dennoch: Pippo Pollina, der bereits mit Konstantin Wecker, Hannes Wader, Tracy Chapman und dem französischen Chansonnier Georges Moustaki zusammengearbeitet hat, hat es verstanden, auch unter sprachlich "erschwerten Bedingungen" die Botschaften seiner Songs "rüberzubringen" und das Publikum mit seiner Musik zu begeistern.

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