Sonnenglanz im Gotteshaus

Goldener Sonnenschein in der Saarburger Laurentiuskirche und ausdrucksreicher Chorgesang - was hätte es Schöneres geben können zum Abschluss des Pfingstfestes? Die "Cantores Trevirenses" bescherten trotz vereinzelter Schwächen den rund 120 Besuchern einen gehaltvollen, stimmungsreichen Abend.

 „Cantores Trevirenses“: Nachhaltige Ausstrahlung macht Schwächen vergessen. TV-Foto: Martin Möller

„Cantores Trevirenses“: Nachhaltige Ausstrahlung macht Schwächen vergessen. TV-Foto: Martin Möller

Saarburg. (mö) Die Abendsonne taucht das hohe Kreuzgewölbe der Pfarrkirche St. Laurentius in goldenes Licht, und dazu singen die "Cantores Trevirenses" vier Sätze aus Palestrinas monumentaler, sechsstimmiger Messe "Tu es Petrus", in der der Kirchenraum geradezu mitkomponiert ist. Die "Cantores" und ihr Leiter Matthias Balzer bieten für diese vollstimmige Musik die Legatokultur und die Kunst der musikalischen Linienführung auf, die zu Palestrina gehören. Sie lassen die Musik atmen, und sie singen mit durchgehaltener, nie versiegender Intensität. Klingende Verkündigung. Es war ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Programm. Vielleicht zu anspruchsvoll für einen Ausklang der Pfingsttage und gelegentlich wohl auch zu ehrgeizig für die Interpreten. Der künstlerische Sinn von Matthias Balzers Doppelfunktion als Chorleiter und Organist bleibt jedenfalls fraglich angesichts von Fehlgriffen in zwei Mozart-Kirchensonaten und angesichts bestenfalls routinierter Bach- und Messiaen-Interpretationen. Arvo Pärts mehrstimmige, am mittelalterlichen Organum orientierte Version der Pfingstsequenz "Veni sancte spiritus" litt unter Unsicherheiten im Chor, und die Koloraturen von Bachs Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden" gelangen nicht immer lupenrein.Aber es gab in diesem Konzert auch die Stärken, die Schönheiten, die rundweg beglückenden Momente. Immer da, wo sie ihrer Sache sicher sind, entfalten die "Cantores" unter dem präzisen und motivierenden Dirigat von Matthias Balzer eine nachhaltige Überzeugungskraft und eine künstlerische Ausstrahlung, die alle, ohnehin nur vereinzelte, Schwächen vergessen macht. Zum Höhepunkt entwickelte sich neben Palestrina die optimistisch und glaubensstark gesungene Brahms-Motette "Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen", deren Schwierigkeiten der Chor glänzend bewältigte. Höhepunkte dann auch die abschließenden Kompositionen von Knut Nystedt. Die Vorzüge der "Cantores" waren vereint: Kraft und Innigkeit, Klangentfaltung und Klangdifferenzierung und nicht zuletzt die Fähigkeit, mit Klangdichte und emotionaler Intensität die Zuhörer zu fesseln. Und noch einmal verschränken sich Raumempfinden und Klangerlebnis: Die Abendsonne im Gotteshaus und die Ausdrucksfülle der Musik - welch eine einzigartige Atmosphäre!

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