Spätlese im Dienst der Wissenschaft

Für den Wein ist Ayl ja schon bekannt - für die römischen Wurzeln auch. Beides wird im Arbustum-Projekt "Antiker Weinbau" für die Forschung seit 2005 auf einer Versuchsfläche kombiniert. Bringen Laubbäume im Weinbau wirklich was und wie verändern sie den Boden? Antworten sucht der Freiburger Professor Heinz Rennenberg.

 Spätlese im römischen Weinberg: Professor Heinz Rennenberg, Michaela Zimmer, Bernd Eilenz, Josef Kaypinger, Leo Lauer, Siegfried Büdinger, Anne Simon, Kerstin Michels und Florian Lauer (von links) legen bei der Lese im Arbustum-Projekt „Antiker Weinbau“ selbst Hand an. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Spätlese im römischen Weinberg: Professor Heinz Rennenberg, Michaela Zimmer, Bernd Eilenz, Josef Kaypinger, Leo Lauer, Siegfried Büdinger, Anne Simon, Kerstin Michels und Florian Lauer (von links) legen bei der Lese im Arbustum-Projekt „Antiker Weinbau“ selbst Hand an. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Ayl. Das Projekt ist auf 25 Jahre angelegt. Auf einer Versuchsfläche in Ayl stehen Eichen und Pappeln statt Pfähle als "Rankgerüst" für die Reben. Was die Wissenschaft interessiert, ist ihre Wechselwirkung im Boden durch die Kombination von Bäumen mit den Rebsorten "Riesling" und "Sauvignon blanc". Seit 2005 reifen auf 0,8 Hektar die besonderen Reben. Jetzt ist die erste Lese.

Im Forschungsvorhaben von Professor Heinz Rennenberg vom Institut für Forstbotanik und Baumphysiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau wird die ursprüngliche Kultivierung der Weinrebe durch die Römer nachgestellt. Erkenntnisse über das Wachstum, die Entwicklung und den Ertrag, die Qualität des Weins und die Entwicklung der Bäume sollen gewonnen werden.

"Wir versuchen zu verstehen, was unter den Kleinstlebewesen und Pilzen im Boden vor sich geht", erklärt der Professor.

Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger lud zur "Spätlese" und griff, gemeinsam mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, Leo Lauer, und den Weinmajestäten Anne Simon, Michaela Zimmer und Kerstin Michels auch selbst zur Zange.

Der örtliche Projektleiter, Florian Lauer, ist stolz auf die lange Tradition Ayler Weine: "Die Legionäre, die hier stationiert waren, tranken Wein sogar während des Feldzuges."

Der Weinort habe diese Tradition der Tatsache zu verdanken, dass der Import der edlen Tropfen aus Italien zu teuer gewesen wäre. Deshalb wurde hier ein "Rebgehölz", auf Lateinisch "arbustum", angelegt. Riesling und Sauvignon blanc "paaren" sich im Boden mit Eiche und Pappel. "Bakterien und Pilze sind die eigentlichen Studienobjekte", informierte der Professor. Es könne gut sein, dass Bäume zum "Sponsor" für den Wein werden.

Leo Lauer freut sich: "Wieder einmal gibt es ein neues Alleinstellungsmerkmal für Ayl und die gesamte Region."

Reihum bewirtschaften die Ayler Winzer das Versuchsfeld. Bernd Eilenz fährt gerade die erste Ernte ein und schätzt: "Das werden rund 250 Liter Sauvignon blanc und 1000 Liter Riesling." Im nächsten Jahr gibt es in Ayl nicht nur einen weiteren edlen, sondern einen "historischen" Tropfen zu genießen, die römische "Spätlese" im Dienst der Wissenschaft.

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