Spagat im Quadrat

LONGUICH. Wer Wein anbaut, spielt die Trompete höchstens im Musikverein, und die professionellen Trompeter genießenden Rebensaft lieber, statt ihn im Keller auszubauen. Carl Schmitt-Wagner dagegen ist seit Jahren beides: hervorragender Trompeter und erfolgreicher Winzer.

 Profi auf der Trompete und beim Moselwein: Carl Schmitt-Wagner.Foto: Martin Möller

Profi auf der Trompete und beim Moselwein: Carl Schmitt-Wagner.Foto: Martin Möller

Das Bild wäre gut für ein launiges Wappen. Carl Schmitt-Wagner steht vor der Haustür seines Weinguts, in der Rechten die messingglänzende Trompete, links eine Weinflasche. Seit Jahren gelingt dem Trompeter und Weingutsbesitzer der Spagat zwischen Trinkkultur und Musik. Eigentlich müssten noch die deutsche und die amerikanische Flagge zu sehen sein. Schmitt-Wagner hat nämlich zehn Jahre in den USA gelebt, ist mit einer Amerikanerin verheiratet und hat beste Beziehungen zur Neuen Welt - geschäftlich und auch privat. Trompete und Wein, Europa und Amerika - sein Spagat ist einer im Quadrat. Der Ruf der Neuen Welt ereilte Schmitt-Wagner ausgerechnet im Trierer Theater. Dort spielte er mit 14 Jahren hinter der Bühne in Gaetano Donizettis Oper "Der Liebestrank" - übrigens in einer ziemlich hölzernen Inszenierung. Da hat ihn sein Lehrer Heinz Rose, damals selber Trompeter im Trierer Orchester, angesprochen und die Verbindung zu Timothy Kent hergestellt, dem vierten Trompeter im Chicago Symphony Orchestra.Nachdrücklich in Amerika gefördert

Und so kam Schmitt-Wagner 1993 im Alter von 25 Jahre nach Amerika und in eines der besten Orchester der Welt. Natürlich wurde er nur als Aushilfe auf Abruf eingesetzt. Aber er war zehn Jahre lang so intensiv dabei, dass er sich ins amerikanische Musikleben integrieren konnte, bei zahlreichen Gelegenheiten auftrat und Mitglied kleiner Blechblasformationen wurde. In Amerika sei er nachdrücklich gefördert worden. Und überhaupt: Dort habe man für junge Leute und Newcomer mehr übrig als in Europa. Allerdings sind auch die Anforderungen höher. Und auf eine feste Orchesterstelle kämen bis zu 600 Bewerber. Schon Jahre bevor er nach Amerika ging, hatte Carl Schmitt-Wagner die Prüfung zum Weinhandelsküfer absolviert- Einstieg ins väterliche Weingut. Und als Trompeter konnte er bis in den Landeswettbewerb "Jugend musiziert" vordringen und wurde dort mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. In Amerika hat er nicht nur Trompete gespielt, sondern auch Verbindungen im Weingeschäft hergestellt und vor allem: seine Frau beim gemeinsamen Musizieren kennen gelernt. Jetzt lebt die Familie in Longuich. Mittlerweile hat Carl das Weingut vom Vater übernommen. 3,7 Hektar sind mit wurzelechten, 100-jährigen Riesling-Stöcken bepflanzt. Die Hälfte des Ertrags geht in die USA, immerhin fünf Prozent nach Großbritannien. Das ist für die Schmitt-Wagners angesichts der schwierigen Marktlage dort ein großer Erfolg. Die Anerkennung durch Fachleute ist nicht ausgeblieben. 2004 erhielt das Schmitt-Wagnersche Weingut den "Decanter worldwide award", und die Weinexpertin Karen MacNeil zählt es zu den 24 "Best Producers" an der Mosel. Dezember und Januar hält sich Carl Schmitt-Wagner wieder in den USA auf, erneuert alte Kontakte, wirbt für den Moselwein und natürlich für sein Produkt, veranstaltet Anfang Januar eine große Weinprobe. Musik bleibt ihm wichtig. Aber der Weinbau hat sich zum wirtschaftlichen Standbein entwickelt. Weitere Informationen im Internet: www.cswagner.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort