Spannende Alltags-Gestalt

SCHWEICH. "Aus dem täglichen Leben" ist der Titel einer Ausstellung des Düsseldorfer Bildhauers und Musikers Peter Rübsam, die in der Synagoge Schweich eröffnet wurde. Sie ist Höhepunkt der Vortragsreihe "Von allen Seiten schön", die die VHS Schweich im vergangenen Wintersemester anbot.

Achtlos verformte Milchtüten, eine zerknitterte Papiertragetasche, ein durch Handkantenschlag verknicktes Kissen - und doch befinden wir uns nicht in einem normalen Haushalt. Aus Marmor, Granit, Diabas, Sandstein, Holz und in teils überdimensionaler Größe präsentieren sich diese Gegenstände im Foyer der Schweicher Synagoge. Das, was wir im Alltag zwar nutzen, aber kaum beachten, ist zur ästhetischen Skulptur geworden. "Die Beobachtung der Realität in all ihren Schattierungen charakterisiert den Grundgedanken des Werks von Peter Rübsam", erläuterte Gabriele Lohberg, Leiterin der Kunstakademie Trier, in ihrer Einführung. "Er setzt alltägliche in künstlerische Realität um, indem er einzelne Elemente herausfiltert und sich der Verfremdung durch das Material bedient. So entsteht Kostbares aus Normalem." Josef Peter Mertes formulierte: "Mit seinem bildhauerischen Werk lässt Rübsam Eindrücke aus der Wirklichkeit erstarren. In seiner Person aber gibt es auch die andere Seite des Musikers, der Eindrücke lebendig freisetzt." Rübsam hat sich durch beide Talente einen Namen gemacht. Die Biografie des Künstlers zeugt vom Leben in einem ständigen kreativen Prozess. Dass er sich dabei unterschiedlicher Ausdrucksmittel bedienen kann, machen auch die ausgestellten Zeichnungen deutlich. Alltagsbeobachtungen, wie zufällige Szenen aus einem Straßencafé, werden mit lockerem Strich, fast karikaturistisch, festgehalten.Aber es sind die Plastiken, die die zahlreichen Besucher der Ausstellung magisch anziehen. "Ich möchte die gerne anfassen", sagte ein neunjähriger Besucher. "Sie sind sanft und doch unglaublich präsent," meinte eine Betrachterin. "Ich bin auf das Kissen hereingefallen. Es suggeriert Wirklichkeit und ist doch aus Stein," erzählte ein anderer Gast. "Über jede Fläche geht Bewegung. Man kann sich vorstellen, wie die Verformungen in einem weicheren Material entstehen", ergänzte ein weiterer Austellungsbesucher. Das überzeugt an den Arbeiten Rübsams. Sie sprechen für sich und bedürfen keiner Erklärung.Große Ausdruckskraft haben auch die sehr lebendigen Porträts. Gustav Mahlers Konterfei aus Bronze spiegelt in seiner lebhaften Oberflächenstruktur das Temperament des Komponisten wider. Schön empfunden vom Musiker Peter Rübsam, der zusammen mit Iris Oettinger Jazz-Melodien für Akkordeon und Saxophon zu Gehör brachte.Josef Peter Mertes bedankte sich bei Gertrud Emmrich, der Leiterin der VHS Schweich, dafür, dass ihr ein weiteres Mal gelungen sei, das kulturelle Leben der Stadt entscheidend zu prägen.Die Ausstellung ist bis 7. Dezember zu sehen, dienstags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr, sonntags von 15 bis 17 Uhr, oder nach Absprache, Telefon: 06502/2332.

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