Spaß an alten Dokumenten

KORDEL. (ka) Kaum jemand kennt Kordels kulturhistorische und demographische Entwicklung besser als Richard Schaffner aus dem Mühlenecken. Dank seiner jahrzehntelangen akribischen Recherchen und Aufzeichnungen zählt das Kordeler Gemeindearchiv landesweit zu den besten, ergiebigsten und inhaltlich wertvollsten. Dass es in Kordel kaum etwas gibt, was noch nicht erforscht wurde, ist weitgehend Schaffner zu verdanken.

Angefangen hatte alles vor mehr als 20 Jahren. "Damals übergab mir eine inzwischen verstorbene Tante umfangreiche Familienunterlagen mit der Bitte, Familienforschung zu betreiben", berichtet Richard Schaffner. Die Tante habe großen Wert darauf gelegt, dass ein Namensträger der Familie die Unterlagen bearbeite. Stammbaum und Geschichte der Schaffners waren schnell erforscht, bis ins Detail erfasst und chronologisch zusammengestellt. "Warum nicht auch die Familiengeschichte meiner Frau Anita, geborene Schmitt, erforschen?", fragte sich Schaffner. Gesagt, getan. Weitere Familienchroniken folgten. Es hatte ihn ergriffen. Er beschloss, ganz Kordel zu erfassen. "Wer einmal damit angefangen hat, kommt nicht mehr davon los. Man will immer das nächste Stück finden", schildert Schaffner sein Hobby. So kam es, dass die Anfertigung gemeindlicher Familien- und Sippenbücher, von Kordel ausgehend und immer weitere Kreise ziehend, sein Spezialthema wurde. Auf 15 hat er es inzwischen gebracht. Sehr bald wurde das Bistumsarchiv, mit dem er seit langem zusammen arbeitet, auf ihn aufmerksam. Aus Kirchenbüchern, Standesamtseintragungen, Feuerstättenverzeichnissen und diversen anderen Quellen bezieht er seine Informationen. Das bedeutet viel Arbeit, Zeit- und Geldaufwand - alles für Gotteslohn. "Aber es macht mir Spaß", sagt Schaffner. Er denkt nicht ans Aufhören. Im Gegenteil. Seit seiner Pensionierung verbringt der Postbetriebsinspektor a.D. täglich fünf bis sechs Stunden am Computer. "Besser am Computer als in der Kneipe", meint Ehefrau Anita. Besonders erfreut ist Richard Schaffner über die starke Resonanz auf seine Arbeit, bringt sie doch nicht nur interessante familiäre Erkenntnisse, sondern oft wertvolle Nachweise in wichtigen Angelegenheiten. Vor allem aus USA kommen Anfragen, auch Besucher. "Viele nette und interessante Menschen habe ich so schon kennen gelernt", resümiert er. Schaffners intensives Wirken ist nicht nur dem Demographischen gewidmet. Zwei informative kulturhistorische Bildbände "So lebte man in Cordel" und "Kordel in der Nachkriegszeit" hat er herausgebracht. Uralte Fotos mit Szenen und Berichten aus dem Arbeits-, Vereins- und Dorfleben faszinieren den Betrachter. "Dabei ging es mir nicht um den nostalgischen Modetrend des Sammelns alter Sachen", betont Schaffner, "meine Sorge war groß, es könnten wertvolle Zeugnisse unseres kulturellen Erbes aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit verloren gehen." Bei all dem findet er auch noch Zeit, die Kordeler Volkshochschule zu leiten. "Wie ich dazu kam? Meine Frau wollte Nähen lernen", erinnert sich Schaffner. "Kein Problem", habe der damalige Ortsbürgermeister Erwin Lieser gesagt, "wir machen eine Volkshochschule auf und Du leitest sie." Seither sind 28 Jahre vergangen. Doch damit noch nicht genug - Schaffner ist Chronist im Heimatverein und Schreiber der Ortsgemeinde. Außen vor bleiben die Ehrenämter nur, wenn Schaffner ein- bis zweimal im Jahr gemeinsam mit Ehefrau Anita eine Reise unternimmt, oder wenn er sich im Sommer an seinem blühenden Garten erfreut.

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