Spezialisten an der Winchester

KONZ. Dass gestandene Männer im Western-Outfit auf imaginäre Sumpfhühner schießen mag ein bisschen skurril klingen, ist es aber mitnichten. Wer am Wochenende im Jeuchen einen "Cowboy" erblickte, befand sich in unmittelbarer Nähe des jährlichen Westernschießens der Schützengilde St. Sebastianus.

 Der erste Schießmeister der Schützengilde, Christoph Carl (rechts), überreicht dem siegreichen Schützen, Gottfried Koster aus Reinsfeld, die neue Winchester.Foto: Sandra Overwin

Der erste Schießmeister der Schützengilde, Christoph Carl (rechts), überreicht dem siegreichen Schützen, Gottfried Koster aus Reinsfeld, die neue Winchester.Foto: Sandra Overwin

Magsein, dass in den Männern, für die Cowboyhut und Pistolengürteleinmal im Jahr eine Frage der Ehre sind, kleine Cowboys stecken.In erster Linie ging es beim Westernschießen aber um Sport undSpaß. In einem 50- und einem 25-Meter-Wettbewerb traten 70 Männeraus Deutschland, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden,gegeneinander an. Dabei waren echte Spezialisten am Werk. Geschossen wurde mit Winchester, Vorderlader und Büffelbüchse. Jeder hatte, stehend und Freihand, fünf Schuss auf das 50 Meter entfernte Jeuchener "Sumpfhuhn" abzugeben. Wer sich jetzt fragen sollte, wie die Scheibe aussieht, dem sei gesagt, dass dieses Sumpfhuhn gewisse Ähnlichkeiten mit dem berühmten "Moorhuhn" hat.

Volle Punktzahl, zwölf an der Zahl, gab es für einen Schuss ins linke Auge. "Die runde Scheibe war uns auf Dauer zu eintönig. Deshalb haben wir das Sumpfhuhn als Ziel Ziel genommen. Dadurch, dass das Auge als Hauptzentrum nicht in der Mitte der Scheibe ist, wird das Schießen auch interessanter", erläuterte Reiner Permesang, einer der Organisatoren. Fünf präzise Schüsse mitten ins Glubschauge des "Sumpfhuhns" - für Experten ein Spitzenergebnis - bescherten dem siegreichen Schützen, Gottfried Koster aus Reinsfeld, eine nagelneue Winchester, die er selig an sich drückte.

Was bewegt erwachsene Männer, sich mit Cowboyhut und Schießeisen in die Welt des Wilden Westens zu versetzen? Die Antwort ist denkbar einfach. "Manche Menschen interessieren sich zum Beispiel für die Römerzeit, und uns fasziniert eben der Wilde Westen", sagt Reiner Permesang. Das historisch korrekte Vorgehen ist den Schützen besonders wichtig. Heinz Flesch zum Beispiel, der schon seit 25 Jahren Mitglied in der Schützengilde St. Sebastianus ist, schießt mit einem Vorderlader, in den er vor jedem Schuss das Pulver nachstopft. Wer es sich leisten kann und noch dazu das Glück hat, überhaupt eines zu ergattern, schießt mit historischen Originalen.

Beim Westernschießen war auch Schnuppern erlaubt. Viele nutzten die Gelegenheit, mussten aber feststellen, dass ein "Sumpfhuhn" auf 50 Meter Entfernung ziemlich in sich zusammenschrumpft. Wer die Chance dieses Mal verpasst hat, kann das am 5. Juli bei der Feier zum 50-jährigen Vereinsbestehen nachholen.

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