Sprache und Partnerschaft

KONZ. Mit kaum zu überbietender Gründlichkeit diskutierte der Konzer Stadtrat über die Partnerschaft mit der polnischen Stadt Puck im Kaschubenland. Gleiches gilt für den Französisch-Unterricht im Kindergarten Könen (der TV berichtete).

Wie Bürgermeister Winfried Manns erläuterte, sei der Kindergartenträger - die katholische Pfarrgemeinde St. Amandus - dem Elternwunsch nachgekommen, Kleinkinder an die französische Sprache heranzuführen. In Gestalt einer ruandischen Staatsbürgerin, die neben Kisuaheli auch Deutsch, Französisch und Englisch spricht und mit entsprechenden Zertifikaten ausgestattet ist, sei der Träger fündig geworden. Und weil es das Standard-Reglement so wolle, schlage dies bei der Verbandsgemeinde mit einer Beteiligung von 4500 Euro per anno zu Buche. Andere Körperschaften - Kreis und Land - beteiligen sich laut Manns ebenfalls.Nachdem die Zeugnisse der Ruanderin die Runde gemacht hatten, stand für Heinz-Günther Reichardt (FWG) fest: "Die Dame ist überqualifiziert." Zudem warnte er vor dem Präzedenzfall. Konterte Manns lächelnd: "Der ist längst schon da", und listete Kindergärten auf, in denen genauso verfahren wird, was zugleich Wolfgang Hertels (Bündnis 90/GrüneFrage) beantwortete: "Wollen wir das überall?" Der wollte zudem wissen, ob diese Neuerung Einsparungen an anderer Stelle ermögliche. Mit dem Hinweis auf Standardrichtlinien verneinte Manns jenes. Das rief Ulf Zschauer (CDU) auf den Plan: "Zu viele Standards", mäkelte er. Nur einer blieb ruhig, Alfons Maximini (SPD): "Soll hierzulande anders verfahren werden als in Frankreich? Es ist doch sinnvoll, wenn Kinder früh eine zweite Sprache erlernen." Bleibt festzuhalten: Bei vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen wurde der Beteiligung zugestimmt, und Manns wird dem Rat die Standardvorgaben vorlegen, damit er eine Resolution beschließen möge, wie von den "Freien" gefordert.Sprache spielt auch bei der neuen Polen-Partnerschaft eine Rolle, außerdem ein Weg von etwa 1500 Kilometer. Weiterhin steckt dem Rat die derzeit verfahrene Situation mit dem französischen Brienon in den Knochen. Deshalb riet Adolf Schmitt (FWG): "Erst einmal Freundschaft, dann Partnerschaft. Letztere zieht Verpflichtungen nach sich." Aber da war noch die Fraktionen übergreifende Europa-Allianz, zu der auch der Bürgermeister zählt. Manns: "Aus Polens EU-Beitritt erwächst eine ebensolche Verpflichtung wie damals gegenüber Frankreich." Maximini kam auf die "Tradition von Freundschaft und Frieden" zu sprechen. Hertel rief zum Mutig-Sein auf. Bei drei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen wurde die Polen-Partnerschaft beschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort