Vicco von Bülow feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Als Loriot hat er humoristische Maßstäbe gesetzt. Felix Reuter hielt es deshalb für opportun, die Zuhörer in der Schweicher Synagoge mit einführenden Worten über die derzeitige Situation des deutschen Humors als sozial- und wirtschaftspolitische Komponente zu informieren.Reuter zitierte den renommierten Humorforscher Klaus-Günther Weber, dessen Studie "Humor und Wirtschaftskrise" nicht nur bei Insidern für Aufsehen gesorgt hat.Überraschende, um nicht zu sagen beängstigende Perspektiven tun sich da auf. Dürfte doch selbst der kurzfristig geschätzte bundesweite Humorkonsum längst nicht dem entsprechen, was uns aktuelle Wachstumsprognosen glauben machen wollen.So muss es Weber zufolge bestürzen, dass der deutsche Humor - einst als Qualitätserzeugnis auf dem Weltmarkt führend - kaum 0,02 Prozent der Exportquote ausmacht. Sollte daran allein der Bundeskanzler die Schuld tragen?Besorgt gibt der Autor zu bedenken: "Wo liegt noch die Garantie für eine gesunde Wachstumsrate des Humorproduktes, wenn laut Statistik jede neunte norddeutsche Hausfrau mehrfach täglich über anstößige Witze lacht."Klaus-Günther Weber: "Nicht zuletzt auch besteht die Regierung der Vereinigten Staaten im laufenden Wirtschaftsjahr auf der Abnahme von rund 3800 veralteten US-Witzen. Die Last trägt der Steuerzahler."Betretene Mienen im Publikum. Eigentlich war man ja gekommen, um mit Loriot zu lachen. Schnell schaltete Felix Reuter auf Humor um. Fortan dominierten Loriots Sketche das Programm: Klassiker, die jeder kennt. Zum Beispiel "Advent", "Sylvester", "Herren im Bad", "Garderobe", "Geigen und Trompeten". Felix Reuter: "Loriot hat mich schon in Kindertagen fasziniert." Er ist überzeugt: "Schönere Beispiele für verdrehte Kommunikations-Situationen würde ich anderswo schwer finden."Nach der Pause drehte Reuter erst richtig auf. Fast als Loriot in Persona erlebten ihn die Zuschauer in "Feierabend", "Das Ei", "Der sprechende Hund", "Literaturkritik" und "Bundestagsrede".Geschlossenen Auges hätte man ihn für den Meister selbst halten können. Längst hatten sich die Mienen im Publikum erhellt. Ovationen waren der Dank für einen herrlichen Abend.