Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Er wird als "lebendes Geschichtsbuch Fischs" bezeichnet, ist gerade 90 Jahre alt geworden und besitzt eine Sammlung uralter Gesteine: Steine, die von der Besiedlungsgeschichte seiner Heimatgemeinde Fisch zeugen. Und die hat Michael Winter an seinem Ehrentag der Ortsgemeinde vermacht.

 Michael Winter ist stolz auf seine Sammlung steinzeitlicher und steinerner Fundstücke – hier ein Prachtstück, ein mindestens 15 000 Jahre alter Faustkeil aus der Gegend von Fisch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Michael Winter ist stolz auf seine Sammlung steinzeitlicher und steinerner Fundstücke – hier ein Prachtstück, ein mindestens 15 000 Jahre alter Faustkeil aus der Gegend von Fisch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Fisch. (dt) Ein verschmitztes Lächeln huscht über das Gesicht von Michael (Michel) Winter, der gerade seinen 90. Geburtstag gefeiert hat. "Das letzte Fischer Original", so Ortsbürgermeister Dieter Schmitt, ist in einer Feierstunde im Jakobushaus geehrt worden; er hat aus Anlass seines 90. Geburtstags seine wertvolle Sammlung historischer steinerner Fundstücke wie Pfeilspitzen, Schaber, Handwaffen, Faustkeile, aber auch Münzen der Gemeinde Fisch gestiftet.

Was sich auf den ersten Blick als Ansammlung unscheinbarer Steine präsentiert, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als hochinteressantes Zeugnis der Besiedlung des Saargaus schon vor vielen Tausend Jahren. Sie alle hat Michel Winter im Laufe seines langen Lebens selbst in der Gegend von Fisch gefunden. Sie sind teilweise uralt, aus der Altsteinzeit. So wie die - teilweise sehr kunstvoll gearbeiteten - Stücke, die einen würdigen Platz bei der Wendelinuskapelle in der Mitte von Fisch finden werden. Sie können ein beredtes Zeugnis ihrer vorzeitlichen Benutzer und damit deren Lebensweise und Kultur geben. Genauso wie sie ist auch der Jubilar ein unerschöpflicher Quell von Geschichten und Histörchen seiner Heimat Fisch, wo er am 3. September 1919 geboren wurde.

Viele seiner Geschichten finden sich in der Chronik wieder, die das Dorfleben dokumentiert, und im Fischer Lied. "Wenn Steine reden könnten …", meint Winter vieldeutig. Der 90-Jährige ist rednerisch selbst noch voll auf der Höhe. Bei der Übergabe seiner Sammlung unterhält er die versammelten Honoratioren des Dorfes, zu denen sich auch Bürgermeister Leo Lauer gesellt hat, mit so mancherlei Geschichten aus der Vergangenheit, die nun auch schon Geschichte ist.

Angeleitet durch seinen Volksschullehrer, entzündete ein erster, zufällig gefundener historischer Feuerstein den Funken beim damals zwölfjährigen Michel eine Forscher- und Sammelleidenschaft, die ihn zeitlebens nicht mehr losgelassen hat. Sieht man heute wie damals in der Gegend von Fisch einen Herrn gebückt über die Felder laufen, den Blick auf die Ackerscholle gerichtet, so weiß jeder: "Das ist Winters‘ Michel!", ergänzt eine der vier Töchter des ehemaligen Weltkriegssoldaten und Landwirtes.

Seine außergewöhnliche Sammlung jedenfalls möchte Winter, der laut Ortsbürgermeister über einen durchaus streitbaren Geist verfügt, der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dies sei der Sinn dieser Stiftung. Der vielseitig interessierte Winter, "das lebende Geschichtsbuch von Fisch", jedenfalls weiß, dass man "Geschichte nur gestalten kann, wenn man die Vergangenheit kennt", sagt Schmitt, dies habe er sein Leben lang getan.

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