"Stets ein offenes Ohr"

TAWERN. "Ich helfe Menschen, die leiden, weil ich selbst gelitten habe", sagt Norbert Lautwein. Das Schicksal traf den inzwischen 80-Jährigen einst hart, doch es hat ihm den Ehrgeiz verliehen, einen Großteil seines Lebens anderen zu widmen.

Ein Tag im Mai 1944 veränderte das Leben von Norbert Lautwein entscheidend. Noch rund ein Jahr sollte der Zweite Weltkrieg dauern, als das Schicksal den damals 19-Jährigen mit ganzer Härte traf. Er war seinerzeit als Soldat in Italien eingesetzt, als seine Einheit von einem alliierten Luftangriff überrascht wurde. Norbert Lautwein erlitt schwere Verwundungen und verlor beide Arme; viele seiner Kameraden starben bei dem Angriff. Dem Schicksaal nicht ergeben

"Trotz der schweren Verwundung und den damit verbundenen Folgen wollte ich unabhängig sein", sagt er heute. Schließlich habe er eine Familie gründen wollen. Statt sich seinem Schicksal zu ergeben, entwickelte Norbert Lautwein in den folgenden Jahren einen starken Ehrgeiz, seine Ziele dennoch zu erreichen - eins der ersten bereits im Jahr 1949 mit der Heirat seiner Frau Hildegard. Das Paar schenkte drei Kindern das Leben. Da der gelernte Bäcker seinen Beruf aufgrund der Verletzung nicht mehr ausüben konnte, schulte er um, wurde Verwaltungsangestellter und arbeitete zuletzt bei der Verbandsgemeinde Konz.Vielfältig engagiert

Im Jahr 1975 schlug das Schicksal in Form einer schweren Krankheit erneut zu. "Das war keine leichte Zeit, mein Lebensmut drohte mich zu verlassen", berichtet Lautwein. Mit 50 Jahren habe er schließlich in den Ruhestand treten müssen. Doch auch diesmal habe er nicht aufgeben wollen. Geholfen habe ihm dabei seine Arbeit im VdK (Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands, heute Sozialverband VdK). Der Organisation bereits zwei Jahre nach Kriegsende beigetreten, bekleidete er von 1980 an das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des VdK-Ortsverbandes Tawern, 1982 wurde er an dessen Spitze gewählt. Seit 1997 ist Norbert Lautwein Vorsitzender des derzeit rund 9000 Mitglieder zählenden VdK-Kreisverbandes und als solcher in vielen sozialen und rechtlich orientierten Fragen begehrt. "Ich helfe Menschen, die leiden, weil ich selbst gelitten habe", lautet die Devise des agilen 80-Jährigen. Norbert Lautwein engagierte sich auch in anderen Bereichen. 1971 wurde er ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Trier, und erst kurz nach seinem 80. Geburtstag gab er das Amt auf - "aus Altersgründen", wie Lautwein einräumt. In seinem Heimatort Tawern war seine Stimme acht Jahre lang im Gemeinderat gefragt, insgesamt zwölf Jahre stand er dem Pfarrgemeinderat vor."Ich mache weiter"

Zurückblickend sagt Norbert Lautwein, er habe einen dornenreichen Weg hinter sich. "Dennoch hatte und habe ich immer und für jeden ein offenes Ohr." Ein offenes Ohr will der 80-Jährige vor allem als VdK-Kreisvorsitzender auch in Zukunft haben. Er betont: "So lange ich noch kann, mache ich weiter."

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