Stille Nacht unter Tage

FELL. (kat) Im Schein von Fackeln, Kerzen und Grubenlampen fuhren 70 Gäste in das Besucherbergwerk Fell ein. Der Förderverein hatte zur Mettenschicht, einer alten bergmännischen Sitte, in die weihnachtlich geschmückten Stollen eingeladen.

Uwe Lex greift zur Trompete. "Stille Nacht" schallt durch den Barbarastollen. Die Lichter eines Tannenbaums funkeln. Eine Barbarastatue, die Feller Leyendecker 1898 stifteten, stand auf Tannenzweigen inmitten des bläulich schimmernden Gesteins. Eine Gänsehaut-Atmosphäre macht sich zwischen dunklen Schieferwänden breit. 70 Gäste waren nach alter bergmännischer Sitte in das Bergwerk eingefahren, um eine Mettenschicht zu feiern. "Die Mettenschicht war die letzte Schicht der Bergleute vor dem Heiligen Abend", erklärte Moderator Harald Schmitt. Früher sei das Licht, das wichtigste Gestaltungsmittel bei der festlichen Ausschmückung der Stollen gewesen. Die Adventszeit machte vor den Eingängen der Gruben nicht Halt. "Die Bergmänner richteten sich im Grubenbau weihnachtlich ein. Bäume wurden geschmückt, es wurde ausgiebig erzählt und bergmännisches Latein verbreitet. Mit der ersten Mettenschicht ließ der Förderverein Besucherbergwerk Fell die alte Tradition wieder aufleben: Edith Münch las ein selbst verfasstes Gedicht von Klaus Hiery, einem Freund, der Feller Bergmannskapelle, der die Tradition der Mettenschicht, die aus dem Erzgebirge stammt mit ins Saarland und jetzt nach Fell brachte. Alfons Gorges ließ die Zuhörer an seinen Kriegserlebnissen, die er als Sechsjähriger in der Grube hatte, teilhaben. In dem Bergwerk verdienten nicht nur viele Feller und Thommer Bürger unter schwersten Bedingungen ihr Brot, sondern die Gruben waren während den Kriegsjahren ihr Zufluchtsort und ihre "Übergangswohnungen". Bewegende Momente im Schieferdom

Mit den Tränen kämpften einige Gäste, als Greta Gorges ein altes Bergmannslied "Wenn die Glocken läuten, kommt der Vater wieder heim…" sang. Das Lied erzählt von einem kleinen Jungen, der sehnsüchtig auf seinen Vater wartet und enttäuscht wird. Die Dramatik spitzt sich von Strophe zu Strophe zu. Der Vater kommt nicht wieder, in einem Moment zerbricht ein Lebensglück. "Meine Urgroßmutter hat das Lied immer gesungen", sagt Greta Gorges. Bewegende Momente erleben die Besucher der Mettenschicht ebenso im Schieferdom: Musik, die unter die Haut geht und Worte, die bewegen. Helmut Schneiders, Ortsbürgermeister von Fell: "Traditionspflege heißt nicht, an ewig Gestrigem festzuhalten, sondern es heißt, Kraft aus den Wurzeln zu schöpfen." Bürgermeister Berthold Biwer sagte: "Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann seine Zukunft nicht gewinnen." Er erinnerte an den Fleiß, die Bescheidenheit und die Frömmigkeit der Bergleute. Nach der Ausfahrt zogen die Gäste zur Halde Hoffnung. Dort wurde zünftig gefeiert. Während noch manche Anekdote ausgegraben wurde, flackerte draußen ein Lagerfeuer und unermüdlich leuchteten die Lichter des Tannenbaums, der in einer Lore stand. Ein Hauch von Weihnachten lag über den Stollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort