Stimmungsvoll statt fröhlich

SAARBURG. (hpü) Ein ungewöhnlicher Ort, ein ebensolches Programm und außergewöhnliche Akteure – nicht nur Kenner der Improvisationsmusik hatten trotz schummrigen Lichts ihre helle Freude. "Jazz im Gewächshaus" lautete der Titel der Veranstaltung mit dem Monika-Heinz-Quartett in Saarburg.

Nicht das leiseste Tönchen geben Geranien, Begonien und Stiefmütterchen von sich, selbst wenn sie zu Tausenden "vor sich hin" gedeihen. Kein Wunder also, dass hauptsächlich eines die Gewächshaus-Akustik beherrscht: Stille. Auch Herbert Kind, Besitzer der gleichnamigen Gärtnerei in Saarburg, kennt das. Nicht erst seit dem Wochenende weiß der Mann, dass es auch anders geht. Am Konzertabend war zumindest in einem seiner Glashäuser von Balkonpflanzen und ellenlangen Regalen nichts zu sehen. Stattdessen schickte sich eine vierköpfige Musikergruppe an, dem eher ungewöhnlichen Konzertsaal Leben einzuhauchen. Rund 150 Gäste waren zum "Jazz im Gewächshaus" gekommen. Mit dem Monika-Heinz-Quartett hatten sich Fachleute auf dem Gebiet der Improvisationsmusik angekündigt. Namensgeberin Monika Heinz, Sängerin und Saxofonistin, absolvierte eine fundierte Ausbildung bei renommierten Musikern, bevor sie im Jugend-Jazz-Orchester des Saarlandes und weiteren Bands mitwirkte. Pianist und Arrangeur Stefan Jenal besuchte unter anderem die Jazz-Hochschule Frankfurt am Main und ist inzwischen ein gefragter Profi-Musiker. Zu hören und zu sehen waren ebenfalls Bassist Andreas Caspar, der den erkrankten Dietmar Rech ersetzte, sowie J. N. R. Wiedemann am Schlagzeug. Zumindest Kenner der Jazz-Szene ahnten: Der Abend ist gerettet. Dabei mutete der Programmtitel ganz und gar nicht "jazzig" an: "Famous Christmas Songs" (berühmte Weihnachtslieder). Doch wer die vier Saarländer kennt, weiß, dass es mit dem bloßen Absingen von "Ihr Kinderlein kommet", "Leise rieselt der Schnee" oder "We Wish You a Merry Christmas" nicht getan sein sollte, und außer dem vorweihnachtlich geschmückten Gewächshaus erinnerte nur wenig an das bevorstehende Fest. Mitunter brauchte es schon ein wenig Fantasie, um die berühmten Melodien herauszuhören. Dabei brillierte vor allem Frontfrau Heinz mit Saxofon-Soli, aber auch mit beinahe melancholisch wirkendem Gesang. Da kam "Oh du fröhliche" nicht mehr ganz so fröhlich rüber wie im Original - dafür umso stimmungsvoller, und das schummrige Licht unter dem Plexiglas-Dach verstärkte die Eindrücke. Alles in allem bescherte "Jazz im Gewächshaus", übrigens nicht die erste Veranstaltung dieser Art in Saarburg, den rund 150 Gästen einen rundum gelungenen, weil nicht zuletzt im Hinblick auf die Örtlichkeit außergewöhnlichen Abend. Auch die Akteure waren begeistert: "Ich finde das besondere Ambiente einfach super", erklärte Pianist Stefan Jenal dem TV. "Jazz im Gewächshaus" war eine Veranstaltung im Rahmen der Kulturtage des Kreises Trier-Saarburg.

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