Streuobst gegen Dornengestrüpp

MEHRING/KENN. Als nach dem Einbruch des Fassweinmarktes Ende der 90er-Jahre immer mehr Rebflächen an der Mosel zu Brachen verwilderten, geriet das typische Bild der Weinkulturlandschaft in Gefahr. Die Verbandsgemeinde Schweich versuchte durch ein so genanntes Flächenmanagement entgegenzusteuern – die Erfolge zeigen sich nun.

Der Startschuss fiel vor rund fünf Jahren mit der Gründung des Arbeitskreises (AK) "Flächenmanagement" der Verbandsgemeinde Schweich. In Abstimmung mit den Ortsgemeinden und dem damaligen Kulturamt leitete das Gremium das Projekt ein. Rund 130 Hektar zwischen Schweich und Pölich wurden in Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden, dem Bauern- und Winzerverband und der Landwirtschaftskammer vom beauftragten Büro für Landespflege, Egbert Sonntag, untersucht und "abgearbeitet". Das Ergebnis floss als Leitbild in den Flächennutzungsplan ein. Ausgleich für den Spangdahlem-Ausbau

Bei der Finanzierungsfrage erwies sich die Flugplatzerweiterung in Spangdahlem als Glücksfall: Dem Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Trier (DLR) gelang es unter der Federführung von Reinhard Lichtenthal, die für das Spangdahlem-Projekt erforderlichen Ausgleichsflächen in die VG Schweich zu "ziehen". Der Gesamtumfang dieser Flächen beträgt über 100 Hektar, wovon wiederum rund 70 Hektar auf Mehringer Lagen entfallen. In einer Winzerversammlung in Mehring erläuterte Reinhard Lichtenthal als Vorsitzender des Arbeitkreises "Flächenmanagement" nochmals die Vorgehensweise und den Stand des Projekts: Die zu bearbeitenden Brachen werden von der VG Schweich aufgekauft und bleiben auch in deren Eigentum. Dies gewährleistet die weitere Entwicklung in einer Hand. Die Verwaltung, Bearbeitung und Betreuung der Spangdahlem-Ausgleichsflächen übernimmt für die kommenden 25 Jahre die Bundeswehrverwaltung. Lichtenthal: "Die Verkaufsverhandlungen waren zwar zeitaufwändig, aber 97 Prozent der Grundstückseigentümer haben das Projekt unterstützt. Sie sehen darin eine sinnvolle Maßnahme zugunsten des Weinbaus und des Tourismus." Durch verschiedene Maßnahmen soll nun auf den Moselhängen wieder das Bild einer gepflegten Kulturlandschaft entstehen. Zunächst werden die zugewachsenen Weinbergsbrachen (Drieschen) gerodet und gemulcht. Hinzu kommt die Bearbeitung von Waldrändern und von Grenzstreifen zu den noch betriebenen Rebflächen. Im nächsten Schritt folgt die Neugestaltung der Grundstücke. Mehrere Alternativen sind dabei möglich: Anpflanzung von Streuobstbäumen, Grasland zur Beweidung durch Schafe oder auch eine Aufforstung. Sofern es sich um Ausgleichsflächen für Spangdahlem handelt, übernimmt die Bundeswehrverwaltung für 25 Jahre auch die weitere Pflege der Grundstücke. Als weitere Projekte werden genannt: Erwerb und Pflege von Weinbergsbrachen in Schleich und Ensch, Windkraft-Ausgleichsflächen in Pölich, sowie Ausgleichsflächen für Schweicher Projekte und Rioler Baugebiete in der Gemarkung Fell. Flächenmanagement ist auch in Kenn erforderlich. Der von Drieschen durchzogene Kenner Weinbergshang am "Tor zur Römischen Weinstraße" ist längst keine Augenweide mehr. Reinhard Lichtenthal: "Lange Zeit haben sich in Kenn die Grundstückseigentümer kaum bewegt. Inzwischen ist aber bei den meisten ein deutliches Umdenken erkennbar." Um die Verwilderung der rund zwölf Hektar Brachflächen in der Gemarkung aufzuhalten, schlägt der Arbeitskreis ein Stufenprogramm vor: Das Einverständnis aller Grundstückseigentümer herstellen - auch in Bezug auf Flächentausch, um geschlossene Areale zu entwickeln. Eine förderungsfähige Teilaufforstung der Flächen im oberen Hangbereich. Dazu muss noch ein Investor gefunden werden. Ein Nutzungskonzept für die übrigen Flächen. Lichtenthal: "Man kann das in Kenn aber nur punktuell angehen. Bis zu konkreten Ergebnissen ist mit einem Zeitraum von drei bis sechs Jahren zu rechnen."

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