Strippenzieher im Hintergrund

NITTEL. Ob Kirmes, Rosenmontagszug oder Theateraufführung – Festivitäten in der Gemeinde Nittel sind meist gut besucht. Nicht selten gehen jene im Getümmel unter, auf deren Schultern die Arbeitlastet. Doch manche wirken gerne im Verborgenen, und einer von ihnen ist Alfred Becker.

 "Die Entscheidung, nach Nittel zu ziehen, war eine der besten, die ich je getroffen habe", sagt Alfred Becker. Foto: Hermann Pütz

"Die Entscheidung, nach Nittel zu ziehen, war eine der besten, die ich je getroffen habe", sagt Alfred Becker. Foto: Hermann Pütz

In einem Punkt ist Alfred Becker sicher: "Die Entscheidung, nach Nittel zu ziehen, war eine der besten, die ich je getroffen habe." Wenn er das sagt, klingt das keineswegs übertrieben - abgesehen davon, dass der Mann kaum eine Chance hat, sich dem Flair der Obermoselgemeinde zu entziehen. Denn: Auf dem Balkon seines Hauses im "Haselgarten" stehend, hat er täglich einen Großteil des Ortes vor Augen. Besonders im Blick hat der 52-Jährige das Vereinsleben, und das hat seinen Grund: "Vereine sind vor allem unter sozialen Gesichtspunkten für ein Dorf von großer Bedeutung." Dort, so Becker, finde das Leben statt. Ohne Vereine sei eine Gemeinde praktisch tot. Dennoch: "Das alles funktioniert nur, wenn sich jedes Mitglied mit ganzer Kraft einbringt." Die Arbeit dürfe allerdings nicht auf einigen Engagierten lasten, sondern müsse - den individuellen Stärken entsprechend - verteilt werden. "Nur so kann auf lange Sicht der ‚Spaß-Faktor' erhalten bleiben." Dass in Nittel der "Spaß-Faktor" bei allen Festlichkeiten existiert, belegen die meist hohen Besucherzahlen. Am Erfolg beteiligt ist unter anderem Alfred Becker, wenngleich sich der Vater von zwei Töchtern lieber im Hintergrund hält. Von dort zieht er die Strippen - beispielsweise im Karnevalverein "Naischnotz". Seit rund vier Jahren ist er dort Mitglied im Vorstand. Dabei betrachtet der gebürtige Konzer die Vereinsarbeit keineswegs als bloßes Hobby. "Für uns ist es jedes Mal eine gewaltige Herausforderung, die Karnevalssession zu organisieren." In Nittel werde die fünfte Jahreszeit geradezu generalstabsmäßig geplant. Das sei ein "Mordsjob", doch die Freude der vielen Menschen sei am Ende mehr als ein Lohn. Die Arbeit der Nitteler Karnevalisten beschränkt sich jedoch nicht auf die Session. Im vergangenen Jahr entstand im Verein eine Theatergruppe, und die Premiere auf den Brettern, die die Welt bedeuten, war ein Erfolg. Auch bei den Vorbereitungen und den drei Aufführungen im Bürgerhaus war "Fred", wie Becker in Nittel schlicht genannt wird, mit von der Partie. Was ihn an all dem besonders reizt? "Man muss neben einer gehörigen Portion Organisationstalent auch viel Kreativität an den Tag legen - das macht die Arbeit unglaublich spannend." Bei seinem Engagement sieht Alfred Becker weniger seine eigene Leistung als die der "gesamten Mannschaft". Bei manch einem im Ort gilt er hingegen als jemand, der die Fähigkeit besitzt, die Leute "zusammenzubinden", was den gelernten Industriekaufmann nicht nur für den Karnevalverein geradezu unentbehrlich macht. Unentbehrlich für Becker ist vor allem die Familie, "denn ohne ihren Rückhalt könnte ich das alles nicht machen". Obwohl er am liebsten in der Masse untertaucht, steht "Fred" zumindest an der Nitteler Kirmes im Rampenlicht. "Auf die Frage, ob ich die Krönungszeremonie der neuen Nitteler Weinkönigin moderieren wolle, konnte ich einfach nicht nein sagen."

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