Tagesmütter und -väter gesucht - In Saarburg startet ab Mai die Ausbildung

Konz · Viele Eltern möchten ihre Kinder außerhalb der Kitazeiten betreuen lassen. Ab Mai werden dafür wieder Kräfte in Saarburg ausgebildet. Eine Tagesmutter berichtet aus ihrem Alltag.

 Tagesmutter Peggy Schlögl und ihre Schützlinge beim Spielen, von links: Collin, Simeon, Lilly, Leon und Janina. TV-Foto: Marion Maier

Tagesmutter Peggy Schlögl und ihre Schützlinge beim Spielen, von links: Collin, Simeon, Lilly, Leon und Janina. TV-Foto: Marion Maier

Foto: (h_sab )

Konz "Ich hab' Hunger." Mit diesen Worten kuschelt sich die dreijährige Lilly ein wenig an Tagesmutter Peggy Schlögl an. Diese drückt das blonde Mädchen kurz und vertröstet es auf später - und schon ist alles wieder gut. Erst mal. Kurz darauf kommt Leon, 16 Monate alt, zu Peggy Schlögl. Er hält seine Kinderschnabelflasche hin und streckt ihr erwartungsvoll den Mund entgegen.

Die Tagesmutter weiß, dass sie dem kleinen Lockenkopf nun das Fläschchen halten soll, damit er trinken kann - und tut es. Derweil wird's im Nebenraum beim Wortgefecht zweier Jungs etwas lauter. Peggy Schlögl greift auch mal durch.
Seelenruhig beantwortet die 37-Jährige zwischendrin Fragen. Sieben Kinder betreut sie über den Tag verteilt, nie sind alle gleichzeitig da. Der Kleinste ist 16 Monate alt, der Größte neun Jahre. Das erste Kind kommt morgens um 5.30 Uhr und schläft erstmal weiter. Das letzte geht gegen 18.30 Uhr. Dazwischen bringt Schlögl die Kleinen in den Kindergarten, isst mit einigen Kindern zu Mittag, liest schon mal was vor oder geht mit der ganzen Rasselbande auf den Spielplatz.

"Nein", sagt sie, "meine Nerven sind nicht arg strapaziert. Ich habe mit einem Kind angefangen, jetzt sind es eben sieben. Man wächst da rein." Und die Arbeit gefällt ihr immer noch? Sie lacht kurz auf und meint: "Nach elf Jahren macht das immer noch einen Riesenspaß. Es wird nie langweilig."
Peggy Schlögl hat selbst drei Kinder. Sie ist gelernte Verkäuferin und hat in Luxemburg gearbeitet. Irgendwann stand sie vor der Frage, ob sie den Nachwuchs nun in die Kita und zur Betreuung bringt, um selbst wieder arbeiten zu können. Für Schlögl war das nicht das Richtige. Sie sagt: "Dann hätte ich nichts von den Kindern gehabt." Sie entschied sie sich für den Job der Tagesmutter. Bettina Kohn vom Jugendamt, das die Tagesmütter vermittelt, sagt: "Wir haben einige Mütter, die schon recht lange als Tagesmutter aktiv sind und angefangen haben, weil sie vom eigenen Nachwuchs mehr mitbekommen wollten." Viele Frauen würden den Job nur so lange machen, wie die Kinder klein seien und dann in ihren ursprünglichen Beruf zurückkehren.

Voraussetzung für die Arbeit als Tagespflegeperson ist ein 160 Stunden umfassender Qualifizierungskurs (siehe Info). Peggy Schlögl sagt über den Kurs: "Er hat mir enorm geholfen, beispielsweise bei rechtlichen Fragen oder auch bei Konflikten. Wir haben dort viele Rollenspiele gemacht." Qualifizierungskurse werden im Kreis in Saarburg, Trier und Hermeskeil angeboten. Derzeit sind im Landkreis laut Kohn 92 Tagespflegepersonen aktiv. Sie betreuen 175 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren. Auch ein Mann ist dabei. Kohn sagt: "Wenn ich die Eltern frage, ob es auch ein Mann sein darf, sind einige davon sofort begeistert. Andere schlucken erst mal. Sie schauen sich das in der Regel dann an. Danach hat noch keiner gesagt: Das geht nicht."

Die Nachfrage nach Kindertagespflege ist groß. Bettina Kohn sagt: "Ich bekomme täglich zehn bis 20 Anfragen für solche Kräfte." Für Saarburg, Konz, Schweich und die Obermosel würden Tagesmütter und -väter immer gesucht. Oft klafften Lücken zwischen Angebot und Nachfrage. Die Gründe, für Eltern, eine Tagesmutter zu suchen, sind vielfältig. Kohn: "Die einen wollen eine Tagesmutter oder einen -vater, weil die Kita voll ist. Andere brauchen Betreuung in den Randzeiten, die die Kita nicht abdeckt. Es gibt aber auch Eltern, die genau dieses Modell wollen, weil ihre Kinder noch so klein sind."
So würden viele Mütter, die in Luxemburg arbeiteten, ihren Dienst bereits sechs Monate nach der Geburt wieder antreten. Sie suchten ein familiäres Umfeld für ihre Kinder und zögen eine Tagesmutter mit maximal fünf Betreuungskindern einer Kita vor.

Wer Tagesmutter oder -vater werden möchte, dessen persönliche Eignung wird im Gespräch beim Jugendamt überprüft. Das Amt schaut sich auch die Räume an, bei denen wichtig ist, dass sie kindersicher sind. Es legt zudem die Vergütung fest. Diese beträgt zwischen 160 Euro (ab fünf Stunden) und 640 Euro (für 35 Stunden und mehr) pro Monat und Kind. Das Amt übernimmt auch die Beiträge zur Unfallversicherung sowie die Hälfte der Beiträge für Renten- und Krankenversicherung. Was Eltern für eine Tagesmutter zahlen müssen, richtet sich nach dem Einkommen.

Qualifizierungskurs beginnt nächste Woche

Das Jugendamt bietet ab 8. Mai zusammen mit dem Mehrgenerationenhaus Saarburg einen Qualifizierungskurs für Tagespflegepersonen an. Infoabend dazu ist am Donnerstag, 6. April, 19 Uhr, im Mehrgenerationenhaus. Der Kurs umfasst 160 Stunden Unterricht bis Ende November. Unterrichtet wird montag-, mittwoch- und freitagabends sowie ab und zu samstagvormittags. Zu den Themen gehören rechtliche Grundlagen, Förderauftrag der Kindertagespflege, Beziehungen gestalten, Hygiene, Ernährung, Gesundheit, Bildung und kindliches Spiel, Eingewöhnung, Entwicklung von Kindern und Umgang mit Konflikten. Der Kurs kostet 100 Euro. Eine Teilerstattung durch das Jugendamt ist möglich. Ein Erste-Hilfe-Kurs für Hilfe am Kind muss separat belegt werden. Weitere Infos und Anmeldung bis 5. April: Kreisverwaltung, Bettina Kohn, Telefon 0651/715-374, E-Mail: bettina.kohn@triersaarburg.de oder Sigrid Schneider, Telefon 06581/2336, E-Mail: mgh@kulturgiesserei-saarburg.de

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