Thron oder nicht Thron, das ist hier die Frage

TRIER/BITBURG/WITTLICH/DAUN. Klinken putzen für Karneval: Immer öfter heißt es selbst in Narrenhochburgen der Region: "Dann eben ohne." Wegen des Zeitaufwands und der teilweise horrenden Kosten wird es für die Vereine und Karnevalsgesellschaften immer schwieriger, ein Prinzenpaar zu finden.

Heute, am 11.11., ist es wieder so weit: Prinz Karneval hält Einzug. Aber nicht überall. Um nur einige zu nennen: Prüm ist ohne, Gerolstein erneut, in Pünderich an der Mosel heißt es Fehlanzeige, und Wittlich verzichtet seit Jahren auf ein Prinzenpaar.Immenser Zeitaufwand und hohe Kosten

Die Begründung beschränkt sich meist auf zwei Punkte - den immensen Zeitaufwand und die Kosten. Beispiel Gerolstein: Vor zwei Jahren ist die Prinzessin abgesprungen, dieses Jahr hat sich auch niemand gefunden. "Wer keine Firma hinter sich hat, hat's schwer", sagt Werner Thinnes, Sitzungspräsident der "Burgnarren". Denn bei Preisen von 1500 Euro für das Prinzessinnenkleid komme man für alles "Drumherum" rasch auf 7000 bis 8000 Euro. Ein (Klage-)Lied von der Regentensuche kann auch John Bockelmann, Sitzungspräsident des Karnevalvereins Traben-Trarbach, singen: "Das ist immer ein Kampf. Diesmal habe ich 60 Paare gefragt, bei einem hat es dann doch noch geklappt." Um es den Regenten leichter zu machen, würden ihnen die Kostüme zur Verfügung gestellt, zudem könnten sie Wurfmaterial und Sekt zum Einkaufspreis erwerben. In Pünderich an der Mosel hat sich alle Anstrengung nicht gelohnt. "Wir haben wie vor zwei Jahren kein Prinzenpaar", sagt Karnevalvereins-Präsident Theo Berres. Nicht aber wegen des Gelds: "Bei uns kommt man mit 500 Euro gut rund." Der Zeitaufwand sei maßgeblich gewesen.Nach drei Wochen ist alles vorbei

Dieses Argument war auch in Prüm ausschlaggebend. Aber der kurzen Session wegen. So ist am 9. Februar alles vorbei - gerade drei Wochen nach dem Start. Und, ob kurze oder lange Regentschaft, die Fixkosten bleiben gleich - von den Orden bis zum Prinzenwagen. In einem Punkt sind sich alle einig: Schon jetzt stehe und falle die Session mit dem finanziellen Engagement der Sponsoren. Matthias Jegen, Vorsitzender des Bitburger Karnevalvereins "Freunde der Bütt" und Bezirksvorsitzender des Regionalverbands Karnevalistischer Korporation, bestätigt: "Ohne die gute Unterstützung der Firmen könnte man Karneval in diesem Umfang nicht durchziehen." So decke die Kosten von 12 000 bis 14 000 Euro für den Bitburger Umzug das Sponsoring. Zudem, sagt Jegen, litten die Vereine darunter, dass die Sitzungen nur noch selten ausverkauft seien. Die Folgen: Einnahme-Verluste und so geringere Möglichkeiten, die Regenten zu unterstützen. "Schon jetzt", berichtet Jegen, "sagen daher Vereine: ‚Wir leisten uns nur noch alle zwei oder fünf Jahren ein Prinzenpaar.‘" In Wittlich wird "seit Jahren auf das Brimborium verzichtet", wie es Günter Eller, Vorsitzender der Narrenzunft Rot-Weiß, formuliert: "Wir haben keinen Prinzen und brauchen auch keine Hüte mit langen Federn und sonstigem Gedöhns, sondern legen unser Hauptaugenmerk auf die Sprechbeiträge." Dennoch werden in Wittlich alles andere als kleine Brötchen gebacken. So leistet sich die 900 Mitglieder starke Zunft eine eigene Musikanlage der Extraklasse - "damit alles gut rüber kommt." Und Umzug sowie Sitzungen schlagen mit 50 000 Euro zu Buche. Noch eine Nummer größer ist Karneval in Trier. Zum Vergleich: Allein das Budget der Trierer Tollitäten umfasst nach TV -Informationen rund 25 000 Euro. Dennoch kennen die Narren hier keine Personalprobleme. "Seit wir unsere Gala in der Europahalle feiern, wo auch mal das Fernsehen dabei ist, haben wir keine Schwierigkeiten mehr, Regenten zu finden. Im Gegenteil - die bewerben sich um das Amt", berichtet Peter Pries, Präsident der 15 Vereine umfassenden Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval. Neben Prestige und rund 300 Auftritten sei den Tollitäten eine breite Unterstützung sicher. Pries sagt: "Die finden Sponsoren, denn Karneval hat in Trier einen hohen Stellenwert und wird auch mit Jugend- und Kulturarbeit gleichgesetzt." Und dafür fänden sich immer Geldgeber.

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