Tiere, Theater und eine alte Mühle

TAWERN. (jka) Rosarot sind die Außenwände des Hauses am Rand von Tawern. Hühner, Gänse, Katzen und ein Hund leben hier. Und Franziska Weber. Seit 52 Jahren wohnt sie im ältesten Haus Tawerns, einer Mühle, die etwa 800 bis 1000 Jahre alt ist.

Gegacker aus allen Ecken, braune und weiße Hühner spazieren auf dem Hof herum. Von Zeit zu Zeit kommt eine Gruppe von weißen Gänsen herauf aus dem Garten, trinkt aus einem Eimer Wasser, watschelt einmal über den Hof und zieht sich wieder zurück. Dazwischen sitzt Franziska Weber auf einer Bank vor dem Haus und hält ein kleines Kätzchen im Arm. "Seit 52 Jahren wohne ich hier in diesem Haus", beginnt die fast 75-Jährige zu erzählen. Sie ist in Tawern geboren, auch ihr Bruder lebt noch im Ort. "Bei dem bin ich oft", sagt sie. Mit ihrem Elektromobil fahre sie dorthin. "Ich habe nie den Führerschein gemacht, und so ist das Fahrzeug für mich ideal. Ich kann es selbst aufladen, das ist fein."Der Fuchs kommt am helllichten Tag

Seit Franziska Weber in der alten Mühle wohnt, hat sie Hühner. Und ob Hähnchen oder eine verletzte Graugans - viele Tiere hat sie aufgezogen und hochgepäppelt. Nur mit einem hat sie so ihre Probleme: "Der Fuchs, der kommt am helllichten Tag und nimmt sich die Hühner." Aus dem benachbarten Wald komme er herunter, und einmal habe er sich acht auf einmal genommen. Franziska Weber ist Tawernerin, hat immer dort gelebt, außer während einer kurzen Zeit um 1940, als der gesamte Ort evakuiert wurde. "Da waren wir bei Verwandten in Mesenich", erinnert sie sich. Nach der Hochzeit 1953 zog sie zu ihrem inzwischen verstorbenen Mann in die Mühle. Er war Müller, wie schon sein Vater und viele Generationen vorher. "Die ersten Aufzeichnungen über die Familie gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück", erklärt sie. Ein Sohn muss Martin heißen

"Von 1502 an, glaube ich, werden die Familie und die Mühle erwähnt. Jede Generation hatte drei bis fünf Kinder, von denen immer eines Martin hieß - wie mein Mann". Auch ihr Sohn, das einzige Kind, heiße Martin. Der Familiengeschichte ihres Mannes und des Hauses seien sie auf die Spur gekommen durch die Chronik des Orts und die alten Kirchenbücher. "Um 1502 hat der Pastor begonnen, ein Buch anzulegen. Und mein Vater hat, als die Pastöre gewechselt haben, diese Bücher so lange bei sich aufbewahrt, bis ein neuer Pastor da war. Da sind wir mal drüber hergefallen und haben uns die Familiengeschichte angeschaut", so die Tawernerin. Das Haus allerdings, das sei schon viel älter: "Einmal war ein Altertumsforscher hier. Mein Mann kannte ihn. Der hat sich das Haus mal genauer angesehen." Und er schätzte das Alter der Mühle auf 800 bis 1000 Jahre. "Die Steine sollen aus Südfrankreich stammen und sind wohl über Wasserstraßen hierher transportiert worden." Früher hat Franziska Weber bei der Kuag gearbeitet, ihr Mann später auch, denn die Mühle steht seit 30 Jahren still. Auch wenn sie mit den Tieren - neben den Hühnern und Gänsen gab es lange Zeit auch Pferde, Schweine und Kühe - sehr viel zu tun hatte und immer noch hat, Zeit für ein Hobby blieb immer. "Ich hatte 30 Jahre lang ein Theater-Abonnement. In der Winterzeit bin ich immer dahin gegangen." Auch die Oper habe sie sehr gerne besucht. "Ich habe ein Faible für Musik." So sei sie bis zu ihrer Heirat im Kirchenchor gewesen. Es sei schade, dass es für sie nicht mehr so einfach sei, nach Trier zu kommen, sagt sie, denn: "Ich würde am liebsten heute noch jedes Theaterstück ansehen."

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