Tödliche Leitplanken

Was die Straßen für Autofahrer sicher machen soll, birgt für Zweiradfahrer erhebliche Gefahren. Doch die Gefährlichkeit von Leitplanken kann man sogar noch steigern, wie ein Beispiel an der Bundesstraße 422 zeigt.

Grundsätzlich sind Leitplanken eine sinnvolle Sache. Einerseits dienen sie als Orientierungshilfe, andererseits bewahren sie Autos davor, vom rechten Weg abzukommen. So weit, so gut. Für motorisierte Zweiradfahrer sind sie allerdings eine große Gefahr. Dabei sind nicht die Leitschienen das Problem, sondern die Pfosten. Kommt ein Motorradfahrer zu Fall und prallt gegen einen Pfosten, bedeutet das oft schwere Verletzungen, wenn nicht sogar den Tod. Nach Auskunft des Instituts für Zweiradsicherheit in Essen werden annähernd 61 Prozent der Zweiradfahrer, die von einer Straße mit Leitplanke abkommen, schwer verletzt oder getötet. Dabei reichen schon geringe Geschwindigkeiten von etwa 35 Kilometern pro Stunde. Bei Straßen ohne Leitplanken beträgt der Wert etwa 37 Prozent. Viele Straßenmeistereien setzen daher auf die Verwendung von so genannten Protektoren. Die Pfosten werden mit Schaumstoff ummantelt, der ihnen die Gefährlichkeit nehmen soll. Das macht besonders im Bereich der Außenkurven Sinn. Eine ganz andere Art, mit der Gefährlichkeit der Pfosten umzugehen, ist auf der Bundesstraße 422 zwischen Trier-Ehrang und Kordel zu erkennen. Auf dieser Strecke, die ohnehin als Unfallschwerpunkt bekannt ist, wurden in einem Bereich einer Außenkurve die Pfosten der Leitplanke noch nach oben verlängert.Hangsicherung in Kopfhöhe

Auf der von der Straße abgewandten Seite wurde eine weitere Leitschiene montiert. Nun würde nicht nur der Sturz unter die Leitplanke, sondern auch das bloße Berühren während der Fahrt furchtbare Folgen für jeden Motorradfahrer haben. Zu allem Überfluss befinden sich die scharfkantigen Pfosten genau in Oberkörper- und Kopfhöhe der Zweiradfahrer. "Abgetrennte Gliedmaßen oder auch schwere innere Verletzungen sind bei solchen Unfällen typische Folgen", meint Michael Lenzen, Sprecher des Bundesverbandes der Motorradfahrer, zur Gefährlichkeit der Leitplanken-Pfosten. Stefan Moritz, zuständiger Mitarbeiter der für die Bundesstraße 422 verantwortlichen Straßenmeisterei, hat dagegen überhaupt keine Bedenken. Er sei seit zehn Jahren im Geschäft, von so einem Unfall habe er noch nie gehört. "Die obere Schiene ist eine Hang-Sicherungskonstruktion", begründet er die gefährliche Bauweise dieser "Leidplanke". Sie soll abrutschendes Geröll und Erde aufhalten. Ernster nimmt man die Gefahr beim Verkehrstechnischen Institut der Deutschen Versicherer in Köln. Dort heißt es generell, selbst Betonwände seien bei Unfällen ungefährlich als Leitplanken.

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