Treffpunkt in ganz Polen bekannt

THÖRNICH. Der Parkplatz an der L 48 zwischen Thörnich und Köwerich ist zum Ärgernis geworden: Polnische Erntehelfer nutzen den Platz während des Herbstes als Treffpunkt und Aufenthaltsort. Viele Einheimische fühlen sich gestört.

 Bekannt bis Polen: Der Parkplatz an der L 48 - die Sperrung hat die Situation dort entschärft, aber nicht völlig beseitigt. Das Problem hat sich nur verlagert.Foto: Michael Merten

Bekannt bis Polen: Der Parkplatz an der L 48 - die Sperrung hat die Situation dort entschärft, aber nicht völlig beseitigt. Das Problem hat sich nur verlagert.Foto: Michael Merten

Autos mit polnischen Kennzeichen gehören im Herbst auch in Thörnich zum Ortsbild. Die Kehrseite der Medaille: Viele Arbeitswillige kommen auf gut Glück an die Mosel und müssen, wenn sie nicht sofort Arbeit finden, im Freien campieren. Ein bekannter Treffpunkt war der Parkplatz an der L 48 zwischen Thörnich und Köwerich. Täglich nahmen die polnischen Arbeitsuchenden den Rastplatz in Dauerbeschlag. In den letzten Wochen sind sie vielen Einheimischen unangenehm aufgefallen. Auch von der Polizei Schweich wurde das Treiben argwöhnisch beobachtet - direkt einschreiten konnten die Beamten jedoch nicht, da von den "Parkplatznutzern" nichts Strafbares ausging.Fiat 500 mit turmhohem Gepäckaufbau

Höchstens Verkehrsordnungswidrigkeiten "im voll besetzten Fiat 500 mit turmhohem Gepäckaufbau" könne man dem einen oder anderen anhängen - aber das reiche nicht für einen Platzverweis. Als Staatsbürger eines EU-Landes unterliegen die Polen keiner Visumspflicht. Und parken auf einem öffentlichen Parkplatz dürfen sie mit ihren Autos auch. Der Thörnicher Ortsbürgermeister Hans-Peter Brixius vernahm erhielt jedoch so viele Klagen der Einwohner, dass er die Angelegenheit dem Ortsgemeinderat vorlegte. Die Männer, so war in den meisten Beschwerden zu hören, seien mehrmals alkoholisiert über die Straße gelaufen. Auch nutzten sie die umliegenden Weinberge als Toilette und Zeltplatz. Die Drähte der Rebstöcke dienten als Wäscheleinen. Auch der örtliche Jagdpächter beschwerte sich - er könne durch die Lärmbelästigung sein Revier nicht mehr nutzen. Zudem sei der Parkplatz für andere Verkehrsteilnehmer nicht nutzbar, was seinen eigentlichen Sinn untergrabe. Um der Dauernutzung ein Ende zu setzen, beschloss der Gemeinderat, an die Straßenmeisterei Thalfang den Antrag auf Sperrung des Platzes zu stellen. Auf Anordnung der Kreisverwaltung Trier reagierte diese und sperrte den Parkplatz - den Polen war die Grundlage für ihren Aufenthalt entzogen. Damit entschärfte sich die Situation, doch nicht alle Saisonarbeiter hielten sich an die Sperrung. "Wo früher bis zu zwölf Autos gestanden haben, sind es jetzt nur noch vier bis fünf”, so Brixius. Eine endgültige Lösung des Problems ist also noch nicht erreicht: Statt ihre PKW tagsüber auf dem Parkplatz abzustellen, sind viele in das umliegende Weinbergsgelände ausgewichen. Dorthin hatten sich die meisten bisher nur zur Nachtzeit unauffindbar zurückgezogen, um nicht wegen wilden Campens belangt zu werden. So sieht dies auch ein Sprecher der Polizei Schweich: "Durch die Sperrung hat sich das Problem womöglich nur verlagert." Ortsbürgermeister Brixius: "Der Parkplatz wurde schon seit Jahren im Herbst als Treffpunkt genutzt. Die Stelle ist wohl in ganz Polen bekannt."Winzer bevorzugen angemeldete Helfer

Das Problem sei nun, dass inzwischen kein Winzerbtrieb in der Gegend sich noch traue, diese unangemeldeten Saisonkräfte anzuheuern. Die Kontrollen in den Betrieben seien zu dicht geworden. Außerdem mache der fortschreitende Technikeinsatz im Weinberg die Helfer mehr und mehr entbehrlich. Auch bei der Abteilung "Schwarzarbeit" beim Zollamt Trier ist der Parkplatz bei Thörnich bekannt. Und die Fahnder wissen, dass die Polen auf Schwarzarbeit aus sind. "Doch solange die da nur rumstehen, können wir nichts unternehmen", sagt ein Beamter. Die einzige Möglichkeit wäre eine Dauerobservation mit Verfolgung einzelner Personen zur potenziellen Arbeitsstelle. Um dort aber zugreifen zu können, müssten die Verfolger erst warten, bis der Betroffene seine Tätigkeit tatsächlich aufgenommen hätte. "Diesen Aufwand können wir personell nicht leisten - die wirksameren Kontrollen direkt in den Betrieben würden darunter leiden", so ein Zollsprecher. Außerdem: Als EU-Bürger machen sich polnische Erntehelfer nicht mehr Strafbar, wenn sie schwarz zur Lese-Schere greifen - sie begehen nur noch eine Ordnungswidrigkeit.

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