"Trier hat in Bolivien einen guten Klang"

Von unserem Redakteur DIETER LINTZ TRIER. Der CDU-Bundestagsabgeordnete für Trier und Trier-Saarburg, Bernhard Kaster, war im Auftrag des Parlaments in Südamerika. Im Mittelpunkt stand das Partnerland des Bistums Trier, Bolivien.

 Herzlicher Empfang: Bischof Reinhard Marx, Bistums-Personalchef Rainer Scherschel sowie die Bundestagsabgeordneten Manfred Kaster und Albrecht Feibel (von links) bei ihrem Besuch in Bolivien.Foto: Tobias Wilhelm

Herzlicher Empfang: Bischof Reinhard Marx, Bistums-Personalchef Rainer Scherschel sowie die Bundestagsabgeordneten Manfred Kaster und Albrecht Feibel (von links) bei ihrem Besuch in Bolivien.Foto: Tobias Wilhelm

Wenn ein"einfacher" Bundestagsabgeordneter auf die Titelseite derwichtigsten Zeitung des Landes will, muss er nur nach Bolivienreisen. Bernhard Kaster hat das zeitgeschichtliche Dokument mitnach Hause gebracht. Wenn man des Spanischen nicht mächtig ist,kann man zwar außer "aleman" kein Wort verstehen, aber die Namenvon Kaster und seinem saarländischen Kollegen Albrecht Feibelsind unübersehbar. Und mehr noch: Der Besuch der Abgeordneten imZusammenhang mit der Überreichung der Entschuldungsglocke durchden Trierer Bischof Reinhard Marx war "La Prensa", einer derangesehensten Zeitungen Südamerikas, neben derTitelseiten-Geschichte ein fast ganzseitiges Interview wert. "Die Entwicklungszusammenarbeit mit Deutschland hat in den betroffenen Ländern einen viel höheren Stellenwert als bei uns." Diese Erfahrung hat Neu-Parlamentarier Kaster von seiner ersten größeren Auslandsreise mitgebracht. Immerhin speisen sich 50 Prozent der Investitionen vor Ort aus Mitteln der Entwicklungshilfe, und Deutschland gehört zu den größten Geberländern.

Doch das hohe Ansehen entsteht nicht nur durch staatliche Aktivitäten. Aufgrund des langjährigen Engagements des Bistums für die Partnerdiözese habe "der Name Trier in Bolivien einen unheimlich guten Klang".

Selbst in kleinen Dörfern sei die Delegation mit dem Bischof und den Abgeordneten herzlich empfangen worden, "wie bei einem Staatsbesuch". Obwohl es sich bei Bolivien um eine autoritäre "Präsidial-Demokratie" handelt, hätten die Menschen ihre Probleme sehr offen vorgetragen.

Bolivien ist eines der ärmsten Länder der Welt, nicht zuletzt dank Korruption. "Die Armut schreit einen förmlich an", sagt ein sichtlich bewegter Bundestagsabgeordneter. Lücken bei Wasser- und Stromversorgung, mangelhafte Verbindungen mit asphaltierten Straßen, unterentwickelte dörfliche Infrastrukturen: An Einsatzfeldern für Entwicklungshilfe fehlt es nicht. Eher schon am politischen Willen. So hat die Regierung kürzlich einen erheblichen Teil der Mittel im "normalen" Staatshaushalt verschwinden lassen. Grund für viele Bürger, die sich in "sozialen Kontrollgruppen" für eine vernünftige Entwicklung ihres Landes zusammengeschlossen haben, von den Geberländern klarere Bedingungen für die Verwendung solcher Mittel zu verlangen. Bernhard Kaster hat noch von Bolivien aus eine entsprechende Aufforderung an die Bundesregierung übermittelt.

Noch prägender als die politischen Gespräche waren persönliche Eindrücke, die der Politiker mitgebracht hat. Zum Beispiel von dem Jugendzentrums-Projekt in El Alto, einer von zwölf Jugendeinrichtungen in Bolivien, die aus Mitteln der deutschen "Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" (GTZ) finanziert werden. Oder von Gottesdiensten, bei denen die Trierer freundlich aufgefordert wurden, aufzustehen, damit man die Gäste gebührend begrüßen konnte.

"Hausaufgaben" mit nach Deutschland genommen

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ auch der gastgebende Erzbischof, nicht nur, weil er seine Gäste eigenhändig per Geländewagen über Schotterpisten in entlegene Regenwald-Orte chauffierte. Die Kirche habe "ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit", attestiert Kaster, sie sei "so etwas wie eine Insel, die Perspektive vermittelt".

Von seiner Reise, die anschließend noch nach Ecuador führte, hat Kaster einiges an "Hausaufgaben" mitgebracht, teilweise in Form von Briefen bolivianischer Bürger, die zunächst übersetzt werden müssen.

Und vielleicht klappt es ja auch, den Jugendlichen in El Alto einen Traum zu erfüllen: Bernhard Kaster will versuchen, Computer und einen Internet-Anschluss für sie zu organisieren, damit sie "mit den Jugendlichen, die sich im Bistum Trier für sie engagieren, auch direkt kommunizieren können". Die technische Möglichkeit würde in Bolivien bestehen - nur die finanziellen Mittel fehlten.

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