Turbo-Netz mit vielen Löchern

Für viele Menschen gehört der Computer als modernes Kommunikationsmittel schon lange zum Alltag. Allerdings fehlt es in einigen Ortschaften der Verbandsgemeinde Saarburg noch immer an leistungsfähiger DSL-Breitbandtechnik, die einen schnellen Internet-Zugang ermöglicht. Immerhin gibt es inzwischen Alternativen zum Kabelnetz der Deutschen Telekom.

 Zahllose Antennen unterschiedlicher Bauformen „schmücken“ den 245 Meter hohen Sendemast auf dem Schodener Berg. Eine der Antennen ist der Dreh- und Angelpunkt des TSI-Systems der Firma Telecab. TV-Foto: Hermann Pütz

Zahllose Antennen unterschiedlicher Bauformen „schmücken“ den 245 Meter hohen Sendemast auf dem Schodener Berg. Eine der Antennen ist der Dreh- und Angelpunkt des TSI-Systems der Firma Telecab. TV-Foto: Hermann Pütz

Saarburg. Acker- und Grünflächen so weit das Auge reicht und idyllische Dörfer, in denen die Welt noch in Ordnung zu sein scheint - der Saargau hat zweifellos seine Reize. Trotz ihrer Abgeschiedenheit sind die Menschen, die in der Region zwischen Obermosel und Saar leben, nicht von der übrigen Welt abgeschnitten. Wozu gibt es beispielsweise das Telefon? Spätestens beim Surfen im Internet endet jedoch für viele der Spaß, Teil einer Informations-Gesellschaft zu sein. Denn noch immer fehlt es in vielen Saargau-Gemeinden und anderen Orten der Verbandsgemeinde Saarburg an leistungsfähiger, weil schneller DSL-Breitbandtechnik.Große Hoffnungen weckte im vergangenen Jahr die im norddeutschen Bückeburg ansässige Firma Telecab mit ihrem System "Turbo Speed Internet" (TSI), das bei einem Info-Abend im Schodener Bürgerhaus vorgestellt worden war (der TV berichtete).

Bäume bremsen Strahlen, und der Strom fällt aus

Anders als beim kabelgebundenen Telefonnetz werden beim TSI-System die Datenströme per Funk zum Kunden übertragen. Dazu sollte an dem 245 Meter hohen Sendemast auf dem Schodener Berg eine Richtfunkantenne installiert und jeder Nutzer mit einer speziellen Empfangseinheit ausgestattet werden. Übertragungsleistungen von bis zu 32 Megabit pro Sekunde sollten möglich sein.

Außer der Gemeinde Schoden sollten auch Ayl, Fisch, Mannebach, Merzkirchen und einige Orte in der VG Konz, von denen aus eine direkte Sichtverbindung zum Schodener Sender besteht, an das Funknetz angeschlossen werden. Seit Anfang 2007 ist das TSI-System in Betrieb - "und es funktioniert wunderbar", schwärmt Telecab-Geschäftsführer Horst Henken. "Unsere rund 200 Kunden sind sehr zufrieden." Allerdings räumt Henken ein, dass es anfangs einige Schwierigkeiten gegeben habe und noch immer gibt. "Empfangsprobleme gibt es unter anderem dann, wenn Bäume oder Sträucher die Sicht zum Sender auf dem Schodener Berg stören." Auch sei das Funknetz in den ersten Wochen mehrfach ausgefallen. Ursache sei die instabile Stromversorgung der Richtfunkantenne auf dem Schodener Berg gewesen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an Verbesserungen", versichert Henken.

Telekom nach wie vor ohne Interesse

Bei der Funknetz-Versorgung des Saargaus, insbesondere des Merzkirchener Ortsteils Körrig, scheinen sich die Telecab-Leute hingegen Zeit zu lassen. Ortsbürgermeister Martin Lutz berichtet: "Es sind schon etliche Anschlüsse beantragt worden. Seit dem Frühjahr haben wir aber nichts mehr von den Herren gehört."

Mit dem Fernsehkabel-Betreiber Kabel Deutschland betätigt sich seit kurzem ein weiteres Unternehmen auf dem Telekommunikationsmarkt der Region. Kabel-Kunden in Trassem oder Saarburg haben seit Juni die Möglichkeit, über das Fernsehkabel zu telefonieren und komfortabel im Internet zu surfen.

Die Deutsche Telekom hat nach wie vor kein Interesse daran, die bislang vernachlässigten Saargau-Gemeinden und andere Orte in der VG Saarburg ins DSL-Boot zu holen. Die Gründe: "Erstens sind verschiedene Ortsnetze mit für DSL ungeeigneten Glasfaserkabeln ausgerüstet. Zweitens ist in vielen Dörfern die Entfernung zwischen den Hausanschlüssen und der nächsten Vermittlungsstelle zu groß", erläutert Telekom-Pressesprecher George McKinney die Lage.

Das DSL-Signal sei per Kabel nur über eine Entfernung von maximal 4,8 Kilometern übertragbar. Zusätzliche Vermittlungsstellen müssten gebaut und, falls erforderlich, das Kabelnetz an Ort und Stelle umgerüstet werden. "So etwas ist sehr teuer und muss sich für uns rechnen."

Es habe wirtschaftlich keinen Sinn, für ein paar Hundert Haushalte, beispielsweise auf dem dünn besiedelten Saargau, zwei oder drei Millionen Euro zu investieren. "Das Geld kommt nie wieder rein", sagt McKinney.

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