Überraschender Rückzug des Oppositions-Chefs

FREUDENBURG. Die Nachricht kam selbst für enge Parteifreunde überraschend. Alois Zehren, Beigeordneter in Freudenburg und erst seit zwei Jahren SPD-Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat Saarburg, gibt seine kommunalpolitischen Ämter auf.

Zehren ist nicht irgendwer. Im Saarburger Land ist er - quasi von null auf hundert - in die führende Position des Fraktionschefs gekommen. Er galt als SPD-Hoffnungsträger und ernst zu nehmender Herausforderer von Bürgermeister Günther Schartz (CDU) bei der nächsten Wahl. Doch dann der plötzliche Rückzug - nach nur zwei Jahren an vorderster Stelle. Warum? "Ein wesentlicher Grund, der mich zu dem Schritt bewogen hat, ist der in jüngster Zeit wiederholt unternommene Versuch, mich beruflich und damit privat anzugreifen. Ich führe diese Versuche auf mein kommunalpolitisches Engagement zurück", sagt Zehren. Zudem habe er "begründete Hinweise", dass auch seine Kollegen bei der Kreisverwaltung Schwierigkeiten wegen seines kommunalpolitischen Engagements bekommen hätten.Dem Bürgermeister auf die Füße getreten

Rückblick: Vor allem während seiner Zeit auf der politischen Bühne des Saarburger Landes hat Zehren der regierenden CDU und Bürgermeister Schartz gehörig auf die Füße getreten. Sei es beim Thema Windräder, beim Hangrutsch Eiderberg, in der Sozialamtsaffäre, bei der Grundschulsonderumlage oder beim Amtsblatt - der 44-Jährige hat zum Leidwesen von Schartz durch Einsatz und Kenntnisse erfolgreiche Oppositionspolitik betrieben. Unangenehm für Schartz auch, dass der Freudenburger als Abteilungsleiter bei der Kreisverwaltung weiß, wie Verwaltungsarbeit funktioniert. Auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds weist Bürgermeister Günther Schartz weit von sich, auf Zehren wegen dessen kommunalpolitischen Engagements Druck ausgeübt zu haben. Dem TV liegt jedoch ein Schartz-Schreiben vom 3. April 2003 an seinen Parteifreund, Landrat Richard Groß, vor, in dem sich der Bürgermeister über Zehren beklagt und dessen Abberufung für ein Teilgebiet der dienstlichen Arbeit verlangt. In dem Brief heißt es: "Bis auf weiteres bitte ich Sie, mir einen kompetenten Ansprechpartner (…) zu benennen (…)". Anlass für Schartz war Zehrens öffentliche Äußerung als gewähltes Ratsmitglied, als in der Verbandsgemeinderatssitzung am 25. März 2003 über die Sozialamtsaffäre diskutiert wurde. Unter anderem hatte Zehren gesagt, in der Frage sei "nur die Spitze des Eisbergs" zum Vorschein gekommen. Groß reagierte und schrieb am 17. April 2003 seinen Mitarbeiter Zehren an, er möge sich zu der "Beschwerde des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Saarburg" (Überschrift des Schreibens, das dem TV vorliegt) äußern. Groß kam jedoch zum Ergebnis, dass Zehren seine kommunalpolitische Tätigkeit nicht mit seiner dienstlichen bei der Kreisverwaltung in unzulässiger Weise verknüpft habe, teilte der Kreischef nun auf TV -Anfrage mit. Schartz hingegen sprach in seinem Brief noch von einem "Interessenswiderstreit". Ergänzend teilte Groß mit, dass es sogar zwei Schreiben von Schartz an ihn gegeben habe, die man aber nicht als "förmliche Dienstaufsichtsbeschwerde" verstehen möge. Schartz wertet sein Schreiben vom 3. April 2003 lediglich als "Nachfrage". Vielmehr sei geringerer politischer Rückhalt in der SPD-Fraktion der "wesentliche Grund" für den Rückzug Zehrens aus der Politik.Rüge vom Landrat

Auch Groß selber ließ das kommunalpolitische Engagement des Sozialdemokraten nicht ganz kalt. Wegen eines Zehren-Leserbriefes zum Hangrutsch in Freudenburg rügte der Kreischef seinen Mitarbeiter, der in Zukunft zurückhaltender mit öffentlichen Äußerungen sein sollte. Allerdings will Groß sein dreiseitiges Schreiben, das dem TV vorliegt, nicht als "förmliche schriftliche Rüge" verstanden wissen. "Die Aufforderung, dass ich mich dienstlich äußern soll, ist nichts anderes als eine Reaktion auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde", ärgert sich Zehren, weil Dienstaufsichtsbeschwerden vom Grundsatz her formlos seien. Die Schartz-Äußerung, es fehle ihm an Rückhalt in der Fraktion, kommentiert Zehren mit: "Typisches Ablenkungsmanöver."

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