Umsatz je nach Lebensmittel-Skandal

TRIER-SAARBURG. Der Anteil der Bio-Landwirte im Kreis Trier-Saarburg ist klein. Mit zwei Prozent Bio-Bauern haben die konventionell wirtschaftenden Berufskollegen die Nase weit vorn. Ein großes Maß an Überzeugungsarbeit für Ökoprodukte sei zu leisten, steht für Öko-Bauer Jürgen Meßer und dessen Berufskollegen fest.

Die Bio-Welle boomt - in Wahrheit nur nach großen Lebensmittel-Skandalen. Beim Verbraucher geht es nach dem Motto: Aus dem Leben, aus dem Sinn. Sind die Schlagzeilen verschwunden, vermindert sich schlagartig die vermeintlich hohe Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln. Als Kunden bleiben solche übrig, die es schon vorher waren. Ein Lied (kein Klagelied) davon singt Jürgen Meßer vom Knospenhof in Herl, einer der wenigen Bio-Bauern im Kreis Trier-Saarburg. Sein Angebot umfasst die ganze Palette ökologischer Produkte, spezialisiert hat sich Meßer jedoch auf Käsevariationen. Für ihn undenkbar, seine Milch in den obligatorischen Kreislauf fließen zu lassen. Er setzt auf seine Produkte: "Der Kunde weiß, wer dahinter steht."Wie seine Kollegen setzt Meßer seit etlichen Jahren auf den biologisch-dynamischen Anbau. Die Nachzucht mitgerechnet, bringt es der Öko-Landwirt auf bis zu 60 Kühe, die Fläche seines Betriebes umfasst 45 Hektar. Um effizienter zu produzieren, setzt der Öko-Bauer auf Kostenminimierung und hat den Energiesektor dafür entdeckt. Aber: "Einsparungen machen sich erst in einigen Jahren bemerkbar." Bei der Nachfrage nach Bio-Produkten hat Meßer seit Monaten eine deutliche Stagnation festgestellt. Den Grund dafür sieht er vor allem in der wirtschaftlichen Flaute.Schmerzlich wird sich die lange Dürreperiode bemerkbar machen mit Ernteeinbußen bei Futtermitteln von bis zu 30 Prozent. Seinem Heu werde er wohl oder übel Stroh beimischen müssen, um einen "Verdünnungseffekt" zu erzielen. Stroh gebe es genug. Der trockene Sommer habe auf die Getreideernte so gut wie keinen Einfluss gehabt.Die Verkaufspreise für Kartoffeln habe er heraufsetzen müssen. Ein Großteil seiner Kundschaft kommt auf den Trierer Wochenmarkt, Leute aus den umliegenden Orten kaufen auf dem Hofladen ein.Dass seine Hofkäserei vom Anfang bis zum fertigen Käse produziere, rufe oft Erstaunen bei neuen Kunden hervor. Sind Bio-Bauern die besseren Landwirte? Meßer lässt keinen Zweifel aufkommen: "Wir müssen uns viel intensiver auf die Natur einlassen", wendet er ein. Beispiel Unkraut: "Das können wir ja nicht durch Spritzen von Schädlingsbekämpfungsmitteln beseitigen. Also versuchen wir, dass Unkraut erst gar nicht aufkommt." Zweimal wurde Meßers Hof mit Preisen ausgezeichnet, zuletzt in diesem Jahr mit dem Umweltpreis des Kreises Trier-Saarburg.Berufskollege Robert Kölsch in Welschbillig betreibt seit zehn Jahren ökologische Landwirtschaft mit Schwerpunkt Fleischproduktion: "Den Blödsinn mit der Agrar-Reform wollten wir nicht mitmachen und haben daher umgestellt", erklärt Kölsch seinen damaligen Frust. Sein größter Abnehmerkreis seien junge Familien, "die auch schon mal Oma und Opa für bewußte Ernährung begeistern". Seine Beobachtung: "Die Leute sparen kräftig. Das hat Ostern angefangen und hält noch immer an." Ein Auf und Ab in der Nachfrage habe es zwar schon immer gegeben, aber sei es noch nie so "riesengroß" wie jetzt gewesen. "Dabei haben wir doch fast ganz normale Preise."Kritik: Politik legt Steine in den Weg

Kölsch kritisiert, dass vor allem die Politik den Öko-Betrieben Steine in den Weg lege. Rheinland-Pfalz nehme bei der Förderung gar eine negative Sonderrolle ein. So zahle Nordrhein-Westfalen seinen Ökobetrieben die Hälfte mehr an staatlichen Zuwendungen. "Verschaukelt" müssten sich die Betriebe fühlen, deren Fünf-Jahres-Förderverträge dieses Jahr ausgelaufen und nicht verlängert worden seien. Für Kölsch total unverständlich: "Öko-Landwirte, die dieses Jahr neu anfangen, bekommen die staatlichen Gelder."Über einen "Haufen Kosten" klagt Margreth Portz vom Fellerhof in Fell. Den eigenen Laden in Trier habe man vor einem Jahr deshalb aufgeben müssen. Der Fellerhof-Bio-Laden in Schweich allerdings bestehe noch. Die Marktsituation macht erfinderisch: "Wir arbeiten daran, bereits in einigen Wochen eine Wandergaststätte zu eröffnen und hoffen, so den einen oder anderen für unsere Produkte zu begeistern."

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