Ungebetene Gäste auf Saarburgs Wiesen

SAARBURG. Auch in Saarburgs Gärten fühlen sie sich sauwohl: Wildschweine tauchen seit einigen Wochen immer häufiger auf Privatgrundstücken auf und hinterlassen deutliche Spuren.

An den "Wildschwein-Alarm" hat sich der Saarburger Förster Jürgen Dixius inzwischen gewöhnt. "Mittlerweile vergeht keine Woche, in der nicht jemand bei mir anruft und mitteilt, dass Wildschweine in seinem Garten gewütet haben." Im Bereich Ecke Graf-Siegfried-Straße/Blümchesfeld und Hubertusstraße machten sich die Tiere vorrangig breit. Weite Teile der etwa 800 Quadratmeter großen Wiese oberhalb des "Blümchesfeldes" sind auf- und umgewühlt, Abdrücke von Wildschweinen deutlich zu erkennen. Die Tiere kommen aus dem Wald, berichtet Dixius, und halten sich ungestört unter den dicht gewachsenen Büschen, Hecken und Bäumen auf. Der Förster: "Dieser stark verbuschte Bereich gewährt ihnen ausreichenden Schutz. Es stört die Tiere nicht einmal, wenn Menschen in unmittelbarer Nähe vorbei laufen." Lediglich wenn junge Frischlinge zu beschützen seien, könne es passieren, dass die Bachen aggressiv reagierten. Eine ältere Dame aus der Graf-Siegfried-Straße hatte vor wenigen Tagen bei Dixius angerufen, nachdem sie von den unliebsamen Gästen überrascht worden war. Die Schweine hatten sich über eine schmale Steintreppe Zugang zu ihrem Vorgarten verschafft. Hermann-Josef Schmitt, seit 1990 Hausbesitzer an der Hubertusstraße, hat sein Grundstück 2003 ganz eingezäunt, nachdem seit etwa zwei Jahren stetig mehr Tiere aufkreuzten. Rund 200 Meter Knotengeflecht sollen Schweine, aber auch Rehe abhalten. Mit mittlerem Erfolg, wie Schmitt feststellt: "Die Rehe schaffen es häufig, sich durch den Zaun zu winden und fressen uns hier alle Kräuter und Blumen ab." Bei seinem Nachbarn stünden die Tiere regelmäßig auf der Terrasse. Schmunzelnd erklärt er: "Ich habe schon zu meiner Frau gesagt: Wenn die uns hier den Salat wegfressen, drehen wir den Spieß mal um." Trotz allen Humors ist Schmitt doch ein bisschen verärgert und erwartet, dass die Situation nicht einfach toleriert wird. "Leider dürfen wir das ja nicht selbst regulieren." Jürgen Dixius zieht mehrere Faktoren für den starken Zuwachs heran. So spielten zum einen die milden Winter der zurückliegenden zwei Jahre eine Rolle. "Das treibt die Population in die Höhe. Bei kälterer Witterung würden die Frischlinge gar nicht überleben." Zudem bestehe derzeit ein ausreichendes Nahrungsangebot: Eicheln und Buchen hätten eine starke Mast, die Gegend verfüge über große Mais-Äcker. "Vielleicht werden auch bei der Jagd Fehler gemacht. Wir brauchen keine Einzel-Abschüsse, sondern grenzüberschreitende, gemeinsame Jagden", sagt Dixius. Akut helfen würde nach seiner Ansicht, wenn die verbuschten Flächen wie "Blümchesfeld" konsequent gepflegt würden. "Man müsste da im Herbst stark zurückschneiden. Inzwischen ist dort viel zu viel Schwarzdorn gewachsen, der idealen Unterschlupf für Rehe und Füchse bietet.""Komplexe Problematik"

Stadtbürgermeister Franz-Josef Blatt sieht den Knackpunkt darin, dass es sich bei "Blümchesfeld" um so genannte befriedete Gebiete handelt, in denen nicht gejagt und geschossen werden darf. Ihm geht es darum, für "die komplexe Problematik" eine Lösung zu finden. Blatt: "Die Frage ist doch, warum wir derzeit so viele Wildschweine haben." Um dies zu klären, will sich der Stadtbürgermeister so schnell wie möglich mit den Jagdpächtern zusammensetzen.

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