Unrat ist ihm ein Gräuel

ENSCH. Müll und Abfall an Stellen, wo sie nicht hingehören, vor allem in der Natur, sind Gerhard Müller aus Ensch ein Gräuel. Als Einzelkämpfer in Sachen saubere Umwelt hat er sich einen Namen gemacht. Zudem "tut er, was er tun kann" für das Enscher Dorfmuseum, das ihm manches sehenswerte Exponat verdankt.

Den Bericht über seine umfangreichen Umwelt-Aktivitäten in und um Ensch beginnt Müller mit der humorvollen, derweil auch leicht defätistischen Feststellung: "Man muss wohl ein bisschen bescheuert sein, um so etwas zu machen." Wie dem auch sei, jedenfalls hat er Beachtliches geleistet.Wiedersehensfreude war zunächst getrübt

"Als ich nach langjähriger Abwesenheit im Jahre 2001 nach Ensch zurückkam, freute ich mich vor allem darauf, wieder die herrliche Natur zu genießen", sagt Müller. Angesichts kaum vorstellbarer Umweltverschmutzung habe sich die Freude jedoch in engen Grenzen gehalten. Hinter Hecken und Bäumen, auf Wiesen und in Bachläufen, nahezu überall in Feld und Wald, hätten die Leute von der Bierdose bis zum Autowrack alles nur Erdenkliche "entsorgt". Von seinem hoch gelegenen Haus aus habe man bis ins Moseltal hinein den Glas-, Metall- und Kunststoffschrott im Sonnenlicht blinken sehen. Umwelt-Aktivist Müller machte sich an die Arbeit. Mit Schubkarre, Hacke, Schaufel, Haumesser und anderen Gerätschaften bewaffnet ging er dem Dreck zuleibe. Auch einige, infolge Weinbergsstillegung zugewachsene Weinbergwege machte er in mehrwöchigem Einsatz wieder begehbar. All das war für ihn eine Herkulesarbeit. Viel Gerät ging dabei zu Bruch, manches Paar Stiefel überlebte es nicht, das Auto und er selbst waren stets verdreckt. Müller resümiert: "Ich habe viel Mühe und Geld ‚reingesteckt'. Aber ich beklage mich nicht. Schließlich wollte ich es ja so. Es hat mir Spaß gemacht." Spaß macht es Gerhard Müller noch immer. Doch der Einsatz ist längst nicht mehr so hart. "Das Gröbste ist geschafft. Ich habe mehr Zeit und bin auf dem Laufenden", stellt er fest. So ist es. Auch wenn Müller alleine nicht alles zu richten vermag, das Erreichte kann sich sehen lassen: Ein weitgehend sauberes Umfeld, nichts optisch Anstößiges mehr, Fremde und Einheimische können spazieren gehen, die Mountainbiker haben ihre Pisten und auch die Touristen-Planwagen aus Thörnich finden ihren Weg, so dass Ensch auch von oben wieder zu bewundern ist. Des Umwelt-Freaks verminderter Zeitaufwand kommt dem Dorfmuseum zu gute. Nicht nur von der Ausstattung, sondern auch von der Atmosphäre her zählt das urige Enscher Museum sicher zu den schönsten an der Mosel. Gerhard Müller jedenfalls ist es ans Herz gewachsen. Viele der Exponate stammen aus seinem Fundus. Das Dorfmuseum zu pflegen und seinen Bestand zu erweitern, hat er sich zur Aufgabe gemacht. Regelmäßig sieht er nach dem Rechten. Verbessert hier, repariert dort, achtet auf Übersichtlichkeit, die richtige Platzierung und Auswahl der Ausstellungstücke, "damit das keine Rumpelkammer wird". Kurz, er tut alles, was für das Museum gut und notwendig ist. Nur eins will er nicht sein: Fremdenführer. Bleibt nur die Frage, warum er das alles tut, ehrenamtlich und unentgeltlich: Gerhard Müllers Antwort: "Weil es mir in Ensch gefällt."

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