Uralter Siedlungsplatz mit Brückenfunktion

OBERBILLIG. Oberhalb von Wasserbilligerbrück, in der Nähe der Sauermündung, hatte um 1910 der Fotograf seine Apparatur aufgebaut, als er das gegenüberliegende Oberbillig auf die Platte bannte.

Zu dieser Zeit bestand das Moseldörfchen fast ausschließlich aus der historischen Ortslage, die sich zwischen dem tiefen Geländeeinschnitt der 1878 eröffneten Obermosel-Eisenbahn und dem rechten Moselufer erstreckt. Nur in Nähe der Eisenbahnbrücke in der Flur "Pieter" und am alten Höhenweg nach Fellerich mit seinen begleitenden Kreuzwegstationen sieht man eine Gruppe von vier bis fünf Häusern. Gerade oberhalb der Bahnstrecke hat sich der Ort später entwickelt, und dort werden noch heute Baugebiete erschlossen. Überragend im Ortsbild ist die an Stelle einer kleinen Kapelle im Ortszentrum 1864 erbaute und in den Jahren 1891 bis 1893 erweiterte Pfarrkirche St. Barbara. Ihr benachbart und ein dörfliches Ensemble bildend sind Pfarrhaus und Schule. Mehrere Gassen münden am Ufer der Mosel und den dortigen Anlegeplätzen. Schon immer gab es Fähr- oder Nachenverbindung hinüber ins "Ländchen", und seit 1964 ist es die gemeinsam betriebene Autofähre "Sankta Maria", die vom Pontenkopf aus - und damit an alter Stelle - für eine stetige Verbindung von Ober- nach Wasserbillig sorgt. Uralt ist die Besiedelung auf den nach Süden ansteigenden Moselterrassen, wie steinzeitliche, keltische, römische und fränkische Funde bezeugen. Dabei hat sich der Ort, der im Jahr 1293 Overbilliche genannt wird, im Schatten des gegenüber liegenden Wasserbillig entwickelt, dominiert von der Trierer Abtei St. Maximin. Bis zu seiner Abtrennung von Luxemburg und der Eingliederung in Preußen im Jahre 1819 bildeten beide Moseldörfer eine politische und kirchliche Einheit. Pfarrlich wurde Oberbillig noch bis 1871 vom luxemburgischen Wasserbillig verwaltet, bevor es zur Pfarrei erhoben wurde.Hochburg des Schiffer-Berufs

Neben dem Weinbau und der von der Mosel begünstigten Schifffahrt und der Fischerei wurden dort schon früh Kalk und Gips abgebaut. Traditionell und wirtschaftsgeschichtlich von großer Bedeutung war die Schifffahrt, und noch bis in die 1950er-Jahre gab es in Oberbillig etwa 30 Schiffer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort