Urlaub in der fremden Heimat

KONZ. Farbenprächtige Gewänder und schwungvolle Tänze, dazu der sphärische Klang einer "Saz", eine Art türkische Gitarre - die rund 300 Gäste des vierten kulturellen Tages des türkischen Elternbundes Konz waren begeistert. Und ein wenig wehmütig, denn die Veranstaltung in der Sporthalle des Gymnasiums stand unter dem Motto "Türkei - fremde Heimat".

 Kinder und Jugendliche der türkischen Gemeinde Konz führen das Theaterstück "Fremde Heimat - Leben zwischen zwei Kulturen" auf.Foto: Hermann Pütz

Kinder und Jugendliche der türkischen Gemeinde Konz führen das Theaterstück "Fremde Heimat - Leben zwischen zwei Kulturen" auf.Foto: Hermann Pütz

Für wenige Stunden schien der Besucher des "Kulturellen Tages" in einer anderen Welt zu verweilen. Kinder und Jugendliche der türkischen Gemeinde Konz präsentierten traditionelle Gedichte, Lieder und Tänze. Sie schufen eine Atmosphäre, die so manch einen der überwiegend türkischen Gäste die alltäglichen Probleme eines zwischen zwei Kulturen lebenden Menschen vergessen ließ. "Die Vermittlung des Umganges mit beiden Kulturen - der deutschen und der türkischen - und den daraus erwachsenden Schwierigkeiten ist ein Anliegen dieser Veranstaltung", erläutert Zekeriya Demircan, Vorsitzender des türkischen Elternbundes. Als in Deutschland geborener Türke habe man kaum eine Möglichkeit, die eigene Kultur kennen zu lernen. Dies könne jedoch zum Problem werden, wenn man trotz deutschem Pass und deutscher Sprache als Ausländer angesehen werde. Das Dilemma bestünde darin, dass man nicht nur hierzulande als Ausländer gelte, sondern auch in der fernen Heimat Türkei ein Fremder sei, weil man die kulturellen Gepflogenheiten des Landes nicht kenne. Höhepunkt der Veranstaltung in der Sporthalle des Konzer Gymnasiums war eine Theateraufführung mit dem Titel "Fremde Heimat - Leben zwischen zwei Kulturen". Das Stück der türkischen Autorin Sema Ince handelt von einer türkischen Familie, deren Kinder in Deutschland aufgewachsen sind. Eine Urlaubsreise in ihre "fremde Heimat" Türkei stelle insbesondere die Kinder vor ernsthafte Schwierigkeiten. Schon einfache Dinge wie der Besuch beim Arzt oder das Einkaufen auf dem Markt würden für sie zum Problem. So sei ihre Kleidung den Einheimischen einfach zu deutsch. Auch eine nicht ganz akzentfreie türkische Sprache lässt die Familie als Fremde im eigenen Land erscheinen. Etwa 20 Kinder und Jugendliche übten über einen Zeitraum von gut einem Jahr, bis das Theaterstück in türkischer Sprache aufführungsreif war. Unter der Leitung von Sultane Cevik entstand ein eindrucksvolles Werk, das die Zuschauer begeisterte. Unter den Besuchern befanden sich auch viele Ehrengäste, darunter Bürgermeister Winfried Manns und Muazzam Isci vom türkischen Generalkonsulat in Mainz. Manns zeigte sich beeindruckt von den jungen Schauspielern, Tänzern und Musikern: "Es ist einfach toll zu sehen, mit welcher Begeisterung die Jugendlichen bei der Sache sind, um eine solche Leistung zu erbringen." Die 300 Zuhörer zollten dieser Leistung mit viel Beifall ihren Respekt.

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