Vereinschefin mit Lampenfieber

SAARBURG. Noch nicht mal ein Jahr lang im Amt, will Carina Winkel als Chefin des Jugendclubs Irsch aufhören – und dafür gibt es gute Gründe, hauptsächlich berufliche. "Man muss eben manchmal Prioritäten setzen", sagt die 22-Jährige aus Saarburg.

Carina Winkel liebt ihr Heimatdorf, die Gemeinde Irsch. Dort hat sie die Kindheit und einen Großteil ihrer Jugend verbracht. Inzwischen 22 Jahre alt, will sie auf eigenen Beinen stehen, und dazu gehört eine eigene Wohnung. Im Ort war nichts Passendes zu finden, und so zog sie nach Saarburg. Nach wie vor ist die selbstbewusste junge Frau häufig in Irsch anzutreffen - auch wegen der Vereine. Unter anderem ist Carina Winkel Mitglied der Karnevalsgesellschaft "Närrisches Saarschiff". Dort hilft sie beispielsweise beim Schminken oder wo sonst Not am Mann ist. Eines ist für Winkel allerdings tabu: "Auf die Bühne gehe ich auf keinen Fall, da kann kommen was will." Der Grund ist ebenso schlicht wie einleuchtend: "Ich habe Angst vor dem Publikum." Das sei nicht immer so gewesen. Ausschlaggebend war wohl eine Art "traumatisches Kindheitserlebnis". Carina Winkel erzählt: "Vor ein paar Jahren sollte ich bei einer Kinderkappensitzung tanzen. Das ist ziemlich ‚in die Hose' gegangen." Seither verfolge sie die Kappensitzungen in Irsch nur noch aus dem Zuschauerraum - oft auch durch den Sucher ihrer Spiegelreflexkamera, denn Fotografieren ist ein weiteres Hobby der 22-Jährigen. Das besondere Interesse Carina Winkels gilt dem Jugendclub Irsch, den es erst seit einigen Jahren gibt. Von Anfang an war sie dabei, zum Teil als Stellvertretende Vereinschefin. Seit Anfang 2005 sitzt Winkel sogar an der Spitze. Sie erzählt: "Die Entscheidung, das Amt zu übernehmen, war für mich gar nicht mal so leicht." Der Grund sei nicht etwa, dass sie Schwierigkeiten habe, Verantwortung zu übernehmen. Im Gegenteil. Aber: "Als Vorsitzende muss ich hin und wieder vor versammelter Mannschaft eine Rede halten. Das liegt mir eben nicht." Anfangs sei alles gut gelaufen, berichtet Carina Winkel. Unter Führung der 22-Jährigen organisierten die Leute aus dem Jugendclub beispielsweise Waldsäuberungsaktionen, ein Maifest und ein Rockkonzert. Beim Landeswettbewerb "Kinder- und Jugendfreundliche Dorferneuerung" landeten die Mädchen und Jungen sogar auf einem vorderen Platz. "Die 700 Euro Preisgeld stifteten wir der Gemeinde für den Bau des Bürgerhauses. Dort soll nämlich unser neuer Jugendraum entstehen." Im Lauf des Jahres ergaben sich für die gelernte Speditionskauffrau berufliche Veränderungen. "Deshalb habe ich nur noch sehr wenig Zeit für den Club." Seither mache ihr Stellvertreter einen Großteil der Arbeit. Klar, Carina Winkel weiß: "Das ist kein Dauerzustand, doch es ist nicht zu ändern." Auf Verständnis der Vereinsmitglieder stoße sie nur selten. "Das ärgert mich sehr." Dennoch: "Man muss Prioritäten setzen, und mein Beruf geht vor." Für die Vorstandswahlen im kommenden Jahr wolle sie nicht mehr kandidieren. Bereut habe sie den Entschluss, Vereinschefin zu werden, trotzdem nie. Im Gegenteil: "Obwohl vieles nicht gerade optimal gelaufen ist, hat mir die Arbeit doch viel Spaß gemacht", resümiert sie.

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