Verwaltungskuriosum in Tallage

FRANZENHEIM. Nicht weit von Trier - und doch so fern: Die Ortsgemeinde Franzenheim stellt in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung dar, was aber die rund 370 Einwohner nicht daran hindert, sich in ihren Dorf sehr wohl zu fühlen.

 Idyllisch, aber leicht im Abseits: Die Exklave-Gemeinde Franzenheim.Archiv-Foto: Dietmar Scherf

Idyllisch, aber leicht im Abseits: Die Exklave-Gemeinde Franzenheim.Archiv-Foto: Dietmar Scherf

Schon die Anfahrt - sei es von Pluwig oder von Pellingen - ist etwas mühsam. Die schmale Kreisstraße 139 schlängelt sich kurvenreich ins Tal hinunter. Tief im Talkessel dann die ersten Häuser und das Ortsschild "Franzenheim". Schon hier wird deutlich, dass diese Gemeinde in ihren Ausdehnungsmöglichkeiten äußerst beschränkt ist. Die Hauptstraße und Ortsdurchfahrt zieht sich als Trierer und Pluwiger Straße durchs Dorf. Die weiteren "Seitenstraßen" lassen sich an fünf Fingern abzählen. Auffallend ist das durchgehend adrette Ortsbild - mit buntem Pflaster gestaltete Straßen und Höfe, sanierte Häuser und Fassaden, gepflegte Gärten und Vorgärten.Nicht zum Trierer Stadtteil geeignet

Im Gespräch mit dem TV berichtet Ortsbürgermeister Johann Jäckels, wie dies alles zustande kam. Doch vorweg eine andere Frage: Wieso gehören Franzenheim und der Nachbarort Hockweiler zur Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land? Bekanntlich erstreckt sich die VG Trier-Land über die Eifel-Höhen links der Mosel - von der Fidei rund um Zemmer bis an die Sauer von Ralingen bis Langsur. Alles fern von Franzenheim und Hockweiler, die als eine Exklave genau auf der anderen Seite der Mosel liegen, umzingelt von der VG Ruwer und der VG Konz. "Das erklärt sich durch die Gebietsreforn 1969", sagt Jäckels. Als der alte Landkreis Trier und der Kreis Saarburg aufgelöst wurden, habe sich Trier die ehemaligen Kreisgemeinden Filsch, Kernscheid und Irsch einverleibt. Doch Franzenheim und Hockweiler seien für einen Anschluss an Trier zu klein und zu abgelegen gewesen. Dass Franzenheim schließlich zur VG Trier-Land kam, ist nicht zuletzt auf eine damalige Bürgerbefragung zurückzuführen. Heute hat die Exklave-Situation ihre Vor- und Nachteile. Und sie führt zu einigen verwaltungstechnischen Kuriositäten: Die Kirchengemeinde gehört zu Pellingen (VG Konz), die Grundschüler fahren nach Pellingen, die weiterführenden Schulen werden in Konz besucht, die Kindergartenkinder fahren nach Gusterath, für die Wasserversorgung sind die VG-Werke Ruwer zuständig, für das Abwasser die VG-Werke Trier-Land, und die zuständige Forstverwaltung - früher in Osburg - sitzt seit kurzem in Hermeskeil. Unglücklich über diese Lösung ist man im Ort offenbar aber nicht. "Wir fahren mit der VG Trier-Land nicht schlecht - erhalten vollste Unterstützung", betont Jäckels, und verweist auf die Ortskernsanierung, die Franzenheim von 1996 bis 2001 in Atem hielt. Für insgesamt 7,4 Millionen Euro wurde der Ort damals "total auf den Kopf gestellt". Er erhielt eine Kläranlage, Kanalisation für Abwasser und Oberflächenwasser, die Straßen wurden umgestaltet und mit Bürgersteigen versehen. Die Ortskernsanierung, bei der auch rund 1000 Quadratmeter Fläche entsiegelt wurden, galt in Rheinland-Pfalz als Pilotprojekt. In seiner Bevölkerungsstruktur gleicht Franzenheim den Dörfern ringsum: Es gibt nur noch vier Haupterwerbslandwirte auf Aussiedlerhöfen, das Gros der Bewohner arbeitet in Trier und Konz. Das Neubaugebiet am Ortsrand in Richtung Pluwig läuft "sehr schlapp" - erst fünf von 13 Bauplätzen sind verkauft. Vielleicht nicht unschuldig daran ist die unvermeidliche Hanglage. Doch auch die fehlende Infrastruktur - kein Geschäft, keine Gaststätte, keine Bankfiliale - mag ihren Teil dazu beitragen. Und die dünne ÖPNV-Anbindung bezeichnet der Ortsbürgermeister schlicht als "Katastrophe". Ehefrau Christine Jäckels sieht darin aber kein Problem: "Wir fahren alle nach Pluwig, dort haben wir ja alles. Nur die Tankstelle musste leider schließen." Außerdem kämen die mobilen Händler in den Ort und einmal in der Woche die "rollende Sparkasse". Auf der Haben-Seite Franzenheims stehen die sehr gut funktionierende Dorfgemeinschaft und ein reges Vereinsleben. Und als geradezu vorbildlich wird auch von Außenstehenden die Arbeit der Jugendgruppe bezeichnet. Johann Jäckels: "Wer in Franzenheim Kontakt sucht, der findet ihn auch." Morgen: Freizeitgestaltung und Gemeinnutz - der offene Jugendtreff in Rodt.

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