Viel Arbeit steckt im Sekt

PALZEM. Matthias Kiefer verbringt oft Stunden im dunklen Keller – nicht etwa deshalb, weil er das Tageslicht scheut. Der 42-jährige Weinbautechniker verdient dort sein Geld mit der Herstellung von Sekt. Damit führt Kiefer die fast 30-jährige Familientradition fort.

 Köstlichkeiten aus dem Keller: Matthias Kiefer produziert Winzersekt in der Helfanter Mühle. Foto: Hermann Pütz

Köstlichkeiten aus dem Keller: Matthias Kiefer produziert Winzersekt in der Helfanter Mühle. Foto: Hermann Pütz

Ein kleines, von reichlich Grün umsäumtes Tal nahe der Gemeinde Palzem, mittendrin ein zumindest auf den ersten Blick nicht sonderlich einladend wirkender, weil sichtlich in die Jahre gekommener Gebäudekomplex: die Helfanter Mühle. Die Bundesstraße 419 führt in einem großen Bogen fast um die Hälfte des Geländes herum, und so ist es nicht verwunderlich, dass der alte Hof, dessen Entstehungsgeschichte ins 19. Jahrhundert zurückreicht, weithin bekannt ist. Tausende Autofahrer kommen täglich dort vorbei, doch wohl nur ein Teil von ihnen weiß, was sich innerhalb der Mauern der ehemaligen Getreidemühle, insbesondere im Keller, abspielt.Keimzelle der Obermosel-Sektproduktion

Dort ist Matthias Kiefer häufig anzutreffen, weil sich in den Tiefen der alten Mühle die Sektproduktion befindet. Das ist - zumindest an der Obermosel - nicht außergewöhnlich, denn zahlreiche Winzer aus der Gegend führen inzwischen das prickelnde Getränk im Sortiment. Vor rund drei Jahrzehnten war das noch anders. Kiefer erzählt: "Bis Mitte der 70er-Jahre produzierten die Winzer von der Obermosel ausschließlich Wein." Zwar habe sich der eine oder andere mit dem Gedanken getragen, sein Angebot um Sekt zu erweitern, doch aus unterschiedlichen Gründen sei der Versuch lange unterblieben. Schließlich tauchte Johann Kiefer, der Onkel Matthias Kiefers, im Weinkeller der Helfanter Mühle auf. Sein Ziel war, Sekt zu machen. Das nötige Fachwissen hatte er von einem französischen Winzer. "Daraufhin entwickelte sich im Lauf der Zeit an der Obermosel eine regelrechte ‚Winzersekt-Welle' , die bei uns ihren Anfang hatte", berichtet Matthias Kiefer stolz. Noch heute entsteht im Keller der Helfanter Mühle das perlende Weinprodukt. Hinsichtlich der eingesetzten Maschinen und Werkzeuge hat sich an der Herstellungsmethode seither jedoch nichts geändert. "Die Handarbeit ist mitunter ziemlich mühsam", gesteht Kiefer. Deshalb wolle er den gesamten Betrieb in den kommenden Jahren modernisieren. Matthias Kiefer lebt erst seit kurzem wieder dort, wo er aufgewachsen ist. Rund 20 Jahre lang hatte er seiner Heimat den Rücken gekehrt - "aus beruflichen Gründen", wie er sagt. "Ursprünglich wollte ich Bäcker werden, doch es kam anders. Ich ließ mich zum Weinbautechniker ausbilden." Nach der Bundeswehr ging er nach Nürnberg, um dort unter anderem als Weinfachberater zu arbeiten. Später lernte er seine aus Serrig stammende Frau Gerlinde kennen. "1992 heirateten wir. Das weiß ich deshalb so genau, weil es ein außergewöhnlich gutes Weinjahr war", berichtet Kiefer augenzwinkernd. Anfang dieses Jahres musste er seine Arbeitsstelle in Nürnberg aufgeben und kehrte zurück auf den etwas abgelegenen Hof bei Palzem. Dort kümmert er sich unter anderem um die Herstellung des Getränks, das mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten - indirekt - zur Ernährung der Familie beiträgt.

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