Viel Stress mit dem Taktstock

WELLEN. Dirk Dostert ist Musiker mit Leib und Seele. Wenn der 29-Jährige auf der Bühne steht, dann meist mit dem Rücken zum Publikum – allerdings nicht etwa deshalb, weil ihn der Anblick der vielen Leute nervös macht. Dostert ist Dirigent des Musikvereins "Concordia" Wellen.

Dass Dirk Dostert früher oder später mit einem Instrument in der Hand hinter dem Notenpult sitzen würde, war gewissermaßen abzusehen. Immerhin stammt er aus einer musikalischen Familie. Vater Peter war aktiver Vereinsmusiker, und auch die drei älteren Brüder beherrschen jeweils ein Blasinstrument. Dostert war gerade neun Jahre alt, als er begann, mit einer Tompete im Gepäck regelmäßig zum Bürgerhaus seines Heimatortes Wellen zu pilgern. Dort nämlich bildet der Musikverein "Concordia" junge Nachwuchsmusiker aus. Zwei Jahre später trug "Klein Dirk" erstmals die Uniform des Vereins. Ganz stolz sei er damals gewesen, bei den "Großen" mitspielen zu dürfen. Längst ist der heute 29-Jährige den Kinderschuhen entwachsen, und auch musikalisch hat er sich weiterentwickelt. Um seine "handwerklichen" Fähigkeiten zu verfeinern, machte er an einer Musikschule im benachbarten Grevenmacher eine klassische Ausbildung auf seinem Instrument. Heute sorgt Dirk Dostert für fachlich geschulten Nachwuchs, indem er talentierten jungen Leuten beibringt, wie man der Trompete oder dem Tenorhorn wohlklingende Töne entlockt. "Es ist mitunter recht schwierig, die Kinder und Jugendlichen ‚bei der Stange' zu halten." Denn: "Manche haben neben der Musik zu viele andere Flausen im Kopf." Mit dem Vereinsbeitritt gehe man Verpflichtungen ein, und denen nachzukommen, dazu sei nun mal nicht jeder bereit. Zudem sei das Freizeitangebot heutzutage "viel zu groß". Die Folge: "Es wollen immer weniger junge Leute ein Instrument lernen." Auch Dostert legte vor rund zweieinhalb Jahren die Trompete aus der Hand, und das hatte seinen Grund: "Mein Traum war es schon immer, den Musikverein Wellen, wo ich sozusagen ‚groß' geworden bin, zu leiten." Anfang 2003 war es so weit. Dabei hat der 29-Jährige nie die Ausbildung zum Dirigenten abgeschlossen - "aus zeitlichen Gründen", wie er sagt. Schließlich habe er ja noch einen Job, der ihn, wenn er nicht gerade Musik mache, ganz und gar beanspruche. Dostert arbeitet als Energieanlagenelektroniker in Luxemburg. Seit 20 Jahren ist Dostert dem Musikverein "Concordia" treu, nicht nur als Musiker, auch als Vorstandsmitglied und Notenwart. Wie lange er den Taktstock noch schwingen wird, ist derzeit allerdings ungewiss. Sicher ist: "Ich will als Dirigent aufhören." Dafür gebe es mehrere Gründe. "Einerseits ist die Sache mit sehr viel Arbeit verbunden, denn man muss jede einzelne Musikprobe und die Auftritte bis ins kleinste Detail planen." Andererseits seien drei Trompeter im Begriff, den Verein zu verlassen. Um den entstehenden personellen Engpass zumindest teilweise aufzufangen, wolle er wieder mitspielen. Hinzu komme der Beruf, der ihn nach wie vor einspanne. "Das alles bedeutet sehr viel Stress." Dennoch: Bis ein Nachfolger gefunden ist, will Dirk Dostert weitermachen. So lange müssen sich die Zuhörer des Wellener Musikvereins damit begnügen, den 29-Jährigen, zumindest auf der Bühne, hauptsächlich von hinten zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort