Viele Gründe für zwei Wachen in einer Stadt

Saarburg · Wieso zieht die Beuriger Wehr nicht zusammen mit der Saarburger Wehr in die neue Feuerwache ein, die noch dazu in ihrem Stadtteil liegt? Bürgermeister Jürgen Dixius führt viele Gründe an. Sein Hauptargument: die Kosten. Rückendeckung bekommt er von unerwarteter Seite.

Viele Gründe für zwei Wachen in einer Stadt
Foto: (h_sab )

Saarburg. Am Anfang steht der Anruf eines TV-Lesers. Über die neue Saarburger Feuerwache schimpft er: "Das ist ein Fall für den Landesrechnungshof!" Da werde die neue Wache im Gewerbegebiet Saarufer in Beurig für viel Geld gebaut, und die Beuriger sollten da nicht einziehen. Angeblich könnten die nicht so recht mit den Saarburgern, sagt er.Was ist da dran? Der TV geht der Frage nach. Da es um Millionen geht - die neue Wache kostet 3,2 Millionen Euro - und die Materie kompliziert zu sein scheint, ist auf Feuerwehrseite schnell klar: Das Thema ist Chefsache, keiner sonst soll reden. Bürgermeister Jürgen Dixius, dem die Wehr als Einrichtung der Verbandsgemeinde (VG) untersteht, und Wehrleiter Bernhard Hein laden zum Gespräch ein.Die Kosten: Dixius stellt klar, dass just die Kosten gegen eine Fusion der beiden Wehren sprächen. Denn: Bei einer Zusammenlegung in eine Wache müsste diese laut Dixius deutlich größer werden als die derzeit im Bau befindliche. Ihr Sozialtrakt bietet Platz für 50 Leute. Die beiden Wehren bestehen jedoch aus jeweils etwa 40 Mitgliedern. Es müssten also zusätzliche Sanitäranlagen und Umkleiden gebaut werden. Das kostet Geld, das die Verbandsgemeinde nicht hat und auch nicht bekommt.Denn die Zuschüsse richten sich nach der Zahl der Stellplätze für Fahrzeuge, nicht nach der Mannschaftsstärke. Dixius: "Das Land hat uns Zuschüsse für 13 Stellplätze gewährt." Die seien nötig für die geplante neue Wache, die laut Dixius an dem besten von fünf möglichen Standorten entsteht. In der Wache sind neben dem Löschzug Mitte die Feuerwehreinsatzzentrale, ein Teil des Gefahrstoffzugs, der noch in Beurig steht, die Werkstätten für sämtliche Atemschutzgeräte und Feuerwehrschläuche aus der VG sowie Schulungsräume untergebracht. Für diese 13 Stellplätze zahlt das Land einen Zuschuss von 1,1 Millionen Euro.Die Beuriger Wehr verfügt über drei Stellplätze. Bei ihr ist laut Dixius auch die 15-köpfige Höhenrettung angesiedelt, die einen eigenen Raum für Fahrzeug und Material braucht. Das Beuriger Gerätehaus sei im Gegensatz zur noch genutzten Saarburger Wache gut in Schuss und verursache keine großen Kosten. Laut Bernhard Hein stammt es aus den 1990ern und wurde 2006 in Eigenleistung erweitert.Kultureller Auftrag: Doch die Kosten sind nicht alles. Dixius stellt klar: "Die Feuerwehr hat auch einen kulturellen Auftrag. Ohne die Wehren gäbe es in den Dörfern keinen Martinsumzug, keinen Karnevalsumzug und keine Kirmes. Viele Feste würden ausfallen." Auch deshalb will der Verwaltungschef an den 34 Feuerwehren in den 16 Orten der Verbandsgemeinde festhalten.Beurig sei zudem ein großer Stadtteil, der wachse. Die Wehr sei dort besonders wichtig. Für viele sei sie ein Anlaufpunkt des Miteinanders, eine funktionierende Gemeinschaft.Keine Zwangsfusion: Dixius räumt ein, dass eine Fusion bei den Wehrleuten gerade in Beurig nicht auf Gegenliebe gestoßen sei. Sie wollten auch aufgrund ihrer vielen Aufgaben im Stadtteil an ihrem jetzigen Standort festhalten. Der Verwaltungschef stellt klar: "Wenn es eine Entscheidung für eine Fusion geben soll, dann nur mit den Wehrleuten. Wir brauchen die Freiwilligkeit." Schließlich handele es sich ja auch um ehrenamtliches Engagement und nicht um eine Berufsfeuerwehr.Allein von der Entfernung her wären theoretisch auch Kahren, Serrig, Ayl oder Irsch Kandidaten für eine Verlegung nach Saarburg. Dixius: "Aber wir denken nicht eine Sekunde darüber nach, Wehren dichtzumachen." Was ebenfalls für eine Verankerung der Wehren vor Ort spreche, sei, dass die Mitglieder sich vor Ort auskennen würden. Sie wüssten, wo die Hydranten seien, wer wo wohne und könnten vorab die Wasserversorgung aufbauen.Zukunft: Für die Zukunft schließen Wehrleiter Hein und der Verwaltungschef eine Fusion der Löschzüge Beurig und Saarburg-Mitte nicht aus. Die gemeinsamen Einsätze würden jetzt schon sehr gut funktionieren, sagt Dixius. Der Nachwuchs wachse über die gemeinsame Ausbildung in den Räumen der neuen Wache zusammen. Doch wisse niemand, wie eine Wehr in 15 Jahren aussehe, gibt Dixius zu bedenken.Unterstützung von unerwarteter Seite: Stephanie Nabinger, Landtagsabgeordnete der Grünen und Feuerwehrbeauftragte ihrer Fraktion, stärkt Hein und CDU-Mann Dixius argumentativ den Rücken. Die Feuerwehren seien Institutionen in den Dörfern, sagt die Frau, die auch Mitglied im Verbandsgemeinderat ist. "Auch dort, wo Fusionen eigentlich nötig sind, um die Einsatzbereitschaft zu erhalten, wird darüber intensiv diskutiert." Da gebe es Konflikte im ganzen Land. Würden Zwangsentscheidungen gefällt, riskiere man, dass die Mitglieder einer Wehr komplett aufhören würden.Doch das ehrenamtliche Engagement der Wehren, über das man nur froh sein könne, dürfe nicht angetastet werden. Werde das verspielt, habe das Land ein echtes Problem. Nabingers Fazit: "Zwangsfusionen gehen gar nicht." Der in Saarburg eingeschlagene Weg sei der richtige.Meinung

 Keine winzig kleine Wache, sondern ein hübsch bemalter Stromkasten direkt gegenüber der Beuriger Feuerwehr. TV-Fotos (2): Marion Maier

Keine winzig kleine Wache, sondern ein hübsch bemalter Stromkasten direkt gegenüber der Beuriger Feuerwehr. TV-Fotos (2): Marion Maier

Foto: (h_sab )

Respekt und EinsichtWir leben in Zeiten, in denen Vereine, Chöre und andere Gruppierungen Probleme haben, generell Nachwuchs und auch Ehrenamtliche für ihre Vorstandsarbeit zu finden. Da lässt die Zahl von 34 Wehren mit 700 Aktiven in der Verbandsgemeinde Saarburg mit 16 Orten nur staunen. Diese Freiwilligen organisieren nicht nur Feste in den Dörfern, sie sind in erster Linie dazu da, Feuer zu löschen und so auch Leben zu retten. Das verlangt Respekt und Unterstützung. Zwangsfusionen sind da tatsächlich fehl am Platz. Doch die Nachwuchsprobleme werden früher oder später auch die Wehren einholen und vor existenzielle Probleme stellen. Dann sind Einsicht, Kompromissbereitschaft und freiwillige Fusionen gefragt. Die Wehren in Saarburg-Mitte und Beurig mit ihren jeweils rund 40 Mitgliedern sind von diesen Nöten noch ein ganzes Stück weit entfernt. Denn ein Zug, die größte reguläre taktische Feuerwehreinheit, besteht aus 22 Leuten. m.maier@volksfreund.de

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