Vom Förster zum "Waldarchitekten"

KONZ. Der Wald ist nicht nur ein Gebiet zur Naherholung für die gestressten Konzer, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Jetzt soll eine Umstrukturierung den wirtschaftlichen Ertrag weiter verbessern.

"Schauen Sie mal dort", sagt Förster Martin Bee und zeigt auf eine Reihe hoher Weißtannen, an denen das viel beschworene Waldsterben offensichtlich spurlos vorübergegangen ist. "Sie sind völlig gesund." Hier, im Filzener Wald, auf der Kuppe zwischen Saar- und Moseltal, ist die Wald-Welt noch einigermaßen in Ordnung. Und auch sonst erfreut sich Martin Bees Forstrevier einer relativ soliden Gesundheit. "Die Schäden an Nadelbäumen sind zurückgegangen, die an Laubbäumen, vor allem an Buchen, haben zugenommen", sagt Bee und räumt ein, dass der Boden zunehmend versauert und stellenweise auf dem Säureniveau von Zitronensaft angelangt ist. Derzeit schwärmen wieder die Experten von der Forst-Versuchsanstalt in Trippstadt aus und sammeln Daten für den alljährlich aktualisierten "Waldzustandsbericht" des Landes Rheinland-Pfalz. Das klingt besser als die ältere Bezeichnung "Waldschadensbericht". Aber ein wenig sei die Beurteilung von Waldschäden auch Glaubenssache, sagt Bee. Und außerdem: "Der Wald passt sich an und behält auch unter ungünstigen Bedingungen größtenteils seine Stabilität." Der Name ist längst Nostalgie

Martin Bee betreut ein Revier, das sich durch die Eckpunkte Estricher Hof - Oberbillig - Temmels - Steinbachweiher bei Paschel und die Mosel definiert. Überwiegend ist es Gemeindewald, mit Laubhölzern im Bereich Wasserliesch und Oberbillig, mit Kiefernbepflanzung auf den Sandböden von Könen und mit Eichen und Douglas-Fichten östlich der Saar. Die amtliche Bezeichnung "Forstrevier Oberemmel" ist schon längst Nostalgie. Heute residiert der Forstamtsrat auf dem ehemaligen Zettelmeyer-Gelände ein Stockwerk über der Stadtbibliothek. Wenn er sich nicht gerade im Wald aufhält. Der Förster ist bisher ein Allrounder gewesen, Ein-Mann-Unternehmen für alle Tätigkeiten, die irgendwie mit Wald zu tun haben - bis hin zum Verkauf von Weihnachtsbäumen. Das soll sich künftig ändern. Das neue Konzept, das im Mainzer Umweltministerium ersonnen wurde, soll die Waldbewirtschaftung effektiver machen. Es sieht eine Kombination aus neuer Arbeitsteilung und Erweiterung der Reviere vor. Für Martin Bee bedeutet das eine Vergrößerung des Betreuungsgebiets um 200 Hektar auf 1400 Hektar. Im Gegenzug werden rein handwerkliche oder administrative Arbeiten an neu gebildete Gruppen delegiert. Die Verantwortlichen versprechen sich davon: bessere Anpassung an den globalen Holzmarkt Kostensenkung durch organisatorische Verbesserungen Erhaltung des hohen Niveaus in der Waldbewirtschaftung eine bürgerfreundliche Forstverwaltung. Der Förster soll künftig der "Architekt des Waldes" sein und sich ganz auf die "biologische Produktion" konzentrieren können - die Pflege des Waldes, die Holzernte und den Holzverkauf. Damit will das Land die Aufwendungen, die unschön "Beförsterungskosten" heißen, deutlich reduzieren. Für Konz sollen die Kosten um gut 2000 Euro jährlich sinken und die Erträge, die jetzt bei rund 150 000 Euro im Jahr liegen, entsprechend steigen. Wenn denn dieses Konzept aufgehen sollte. Die Zustimmung der Kommunen steht jedenfalls bislang noch aus.Heizen mit Holz ist klimafreundlich

Angesichts der steigenden Energiekosten wird der Wald zunehmend zur wichtigen Ressource. Heizen mit Holz belastet zudem das Klima nicht, weil in der nachhaltigen Waldwirtschaft, wie sie in Deutschland üblich ist, nur so viel ausgeschlagen wird wie nachwächst, und das verbrannte Holz gerade so viel Kohlendioxid freisetzt, wie das nachwachsende bindet. Der Wald hat wirtschaftlich Zukunft. Eins steht allerdings auch fest. Bee: "Unseren Energiebedarf werden wir allein mit Holz aus unseren Wäldern nicht decken können."

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