Vom Kindergarten bis zum Schieferbergwerk

Seit 23. Juli steht offiziell fest, dass das 16. französische Jägerbataillon den Standort Saarburg verlässt. Seitdem beschäftigen sich Stadt, Verbandsgemeinde und Kreis mit der Frage, was aus dem Gelände und den Liegenschaften werden könnte. Über bisherige Überlegungen hat Stadtbürgermeister Jürgen Dixius erstmals mit dem TV gesprochen.

 246 Hektar umfasst das Gelände der Franzosen in Saarburg-Beurig. TV-Foto: Gerhard Steinle

246 Hektar umfasst das Gelände der Franzosen in Saarburg-Beurig. TV-Foto: Gerhard Steinle

Saarburg. Als am 23. Juli dieses Jahres eine hochkarätig besetzte Delegation politischer und militärischer Vertreter aus Frankreich und Deutschland im Saarburger Rathaus das "Aus" für den Militär-Standort Saarburg erklärte, war dies längst keine Überraschung mehr und stieß bei niemandem auf große Verwunderung.

Bestands-Aufnahmen und Altlasten-Analyse



Zu sehr hatten sich im Vorfeld die anfänglichen Gerüchte zu plausiblen Argumenten verdichtet, dass auch der Saarburger Standort - wie weitere 84 - der umfänglichen und grundlegenden Neustrukturierung des französischen Militärs zum Opfer fallen würde (der TV berichtete mehrfach).

Seitdem haben Stadtbürgermeister Jürgen Dixius und eine Reihe weiterer politischer Verantwortlicher der Region die Überlegungen und Gespräche intensiviert, wie es mit dem riesigen Gelände und den diversen Gebäuden und Liegenschaften nach dem Abzug der Franzosen in gut eineinhalb Jahren weitergehen könnte.

246 Hektar umfasst nach Auskunft Dixius' die Gesamtfläche, die zur Verfügung stehen wird - inklusive etwa der "Maison de France" und des Kindergarten- und Vorschulkomplexes. 20 große und elf kleinere Wohnblocks sowie fünf Einzelhäuser würden frei. Dixius: "Allein der Truppenübungsplatz ist 205 Hektar groß."

Flächen- und Immobilien-Eigentümer ist der Bund, vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die sei zurzeit mit einer Bestandsaufnahme und rechtlichen Bewertung beschäftigt.

Unter Federführung der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord sollen zudem eine Altlasten- und Schadstoff-Analyse, eventuell auch noch Probe-Bohrungen auf dem Militär-Gelände, gemacht werden. In der ersten Hälfte 2009 rechnet Dixius mit Ergebnissen.

Das Auftakt-Gespräch zweier Arbeitsgruppen mit Vertretern von vier rheinland-pfälzischen Ministerien, der Stadt und Verbandsgemeinde Saarburg, dem Kreis und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion lief Ende vergangener Woche. Dixius:

"Die eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Frage, was aus den 45 Zivilbeschäftigten wird. Die andere kümmert sich um die strategische Entwicklung."

Dazu gebe es derzeit folgende grundsätzliche Überlegungen. "Wir lassen bewerten, inwieweit die Gebäude des französischen Kindergartens und der Schule sich eignen, um dort eventuell den Kindergarten St. Marien in Beurig zu erweitern, der ansonsten 2009 an jetziger Stelle ausgebaut werden müsste. Außerdem wird geprüft, ob und in welcher Größenordnung wir die vorhandenen Wohnungen an der Thrasolt-, König-, Schadaller- und Saarbrücker Straße nutzen könnten. Dazu gehören auch Markt-Einschätzungen, die sich an der demographischen Entwicklung orientieren." Ganz sicher benötige man nicht alle vorhandenen Wohnungen, schätzt Dixius schon jetzt.

Zuschüsse auch für weitere Projekte



Die Stadt versuche zudem, im Rahmen der Raum-Konversion an Zuschüsse für die geplante Nutzung des wiederentdeckten

Schieferbergwerks zu kommen. "Über die Raum-Konversion wird nicht nur die unmittelbar betroffene Fläche berücksichtigt, sondern auch Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Stadt", erläutert der Stadtbürgermeister diese Option.

Und wie sähe es mit der Überlegung aus, die Saarburger Kasernen als Ausweich-Quartier für die Trierer Uni zu nutzen? Jürgen Dixius winkt ab: "Das ist total unrealistisch. Die Uni hat jetzt Raum-Not. Die Gebäude im Kasernen-Gelände werden aber erst Mitte 2010 frei, wären sicher nicht vor 2012 nutzbar."

Bezüglich der bisherigen Entwicklung bilanziert Dixius: "Alle beteiligten Stellen sind sehr motiviert, unterstützen fachkompetent. Wir liegen gut in der Zeit. Unser Ziel ist, eine möglichst ,warme' Übergabe hinzubekommen und zu wissen, was wir wollen, wenn die Franzosen abziehen."

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