Vom Treffpunkt zum Netzwerk

KONZ. Die Ursprünge liegen bei der 68er-Bewegung. Eine "elternfreie Zone" sollte das Haus der Jugend in Konz einst sein. Mittlerweile hat sich die Einrichtung zu einem vielseitigen Jugendnetzwerk entwickelt.

Unten brüten Jugendliche an den Terminals über irgendwelchen Internet-Seiten, während andere an der Theke ihren Feierabend genießen. In der Etage darüber findet gerade ein Deutschkurs für ausländische Jugendliche statt. Und unterm Dach erproben einige an der hauseigenen Kletterwand ihre Bergsteigerkünste - unter fachkundiger Betreuung, versteht sich. "Fast vollständig in Eigenleistung erbaut", sagt Jugendbetreuer Dietmar Grundheber zu den Geräten, als müsse er solche Maßnahmen gegenüber strengen Etatwächtern rechtfertigen. Jugendarbeit mit breitem Spektrum

Dabei enthält der Etat im Konzer Haus der Jugend mit 400 000 Euro einschließlich Personalkosten nicht gerade Sprengstoff für die öffentlichen Kassen. Und der Anschein spricht jedenfalls dafür: Hier passiert eine ganze Menge. "Offene Jugendarbeit" - unter dieser Flagge segelt, was im Konzer Haus der Jugend und in den angeschlossenen Projekten abläuft. Die pädagogische und sozialpädagogische Tätigkeit ist nicht, wie in den Vereinen, auf einen bestimmten Zweck spezialisiert. Sie umfasst das gesamte Spektrum von Personen, Interessen und Bedürfnissen. Und offen sein bedeutet auch: Nicht warten, bis jemand kommt, sondern Jugendliche ansprechen, die über die Arbeit der Vereine oder anderer Gruppierungen nicht zu erreichen sind. Das sind in der Regel die, die Betreuung am nötigsten haben. "Wir müssen die Jugendlichen da abholen, wo sie stehen", sagt Walfried Heinz, ehemals Beigeordneter der Verbandsgemeinde Konz und Erster Vorsitzender des Trägervereins Haus der Jugend. Dietmar Grundheber ergänzt: "Der Kern unserer Tätigkeit ist Beziehungsarbeit." Also nicht spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, sondern Interessen aufspüren und so genannte Schlüsselkompetenzen fördern - beispielsweise sprachliche und Medienkompetenz oder auch die Fähigkeit, in Konfliktsituationen angemessen zu reagieren. Das ist der gesetzliche Auftrag der Jugendarbeit. Überbesetzt ist die Jugendarbeit in der Verbandsgemeinde nicht gerade. Mit Dietmar Grundheber und Volker Adrian stehen dafür zwei Pädagogen zur Verfügung. Das Haus der Jugend ist mehr als nur ein Treffpunkt der Jugendarbeit. Im Jahr 2003 hat der Trägerverein das Jugendnetzwerk gegründet und heißt seitdem auch ganz offiziell "Haus der Jugend - Jugendnetzwerk Konz e. V.". Und der Blick auf die honorigen Vereinsmitglieder - Kreis, Stadt und Verbandsgemeinde Konz, Universität, Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer und die Kirchen - hinterlässt nicht gerade den Eindruck ungeordneter Verhältnisse.Führen und Wachsenlassen

In der Trägerschaft des Vereins befinden sich sechs Einrichtungen und Projekte: Haus der Jugend in Konz Jugendtreff Roscheid Projektstelle zur Förderung der ländlichen Jugendarbeit mit Schwerpunkten Gewaltprävention, Mediation und Mädchenarbeit im ländlichen Raum Spielmobil Konz Medienwerkstatt Konz Jugendpflegestelle in der Verbandsgemeinde Konz "Dem Problem der Planbarkeit und Diskontinuität der Sozialbeziehungen im offenen Jugendbereich begegnen wir mit dem ständigen Bestreben, die persönlichen Beziehungsstrukturen zu unseren Besuchern zu pflegen", formuliert der Tätigkeitsbericht 2004 im reinsten Pädagogen-Fachchinesisch. Was bedeutet: reicht nicht, Jugendliche in Jugendhäusern einfach sich selber zu überlassen, sondern persönliche Beziehungen zu ihnen aufzubauen - Führen und Wachsenlassen zugleich, wie vor langer Zeit ein angesehener Pädagoge formulierte. Nur Nähe führt letztlich zum Erfolg. Am heutigen Montag, 15. Mai, 18 Uhr, findet im Haus der Jugend die Mitgliederversammlung des Vereins statt. Die Versammlung ist öffentlich.

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