Von Liebe, Heimat und Abschied

Edingen. Liebe, Weihnacht, Natur und Heimat – die Themen, um die sich Katharina Backendorfs Gedichte ranken sind vielfältig. Seit ihrer Jugend schreibt die 82-Jährige auf, was sie bewegt.

Weit über 100 Seiten, mit Schreibmaschine eng beschrieben, weist Katharina Backendorfs Gedichtband auf. Das Buch ist ein Unikat. Aufgeschrieben von ihrer Nichte, spiegeln sich in dem Band 60 Jahre aus dem Leben der 82-Jährigen wieder. "Schon vor meiner Heirat habe ich mit dem Dichten angefangen", berichtet sie. Das es mal so viele Verse werden, hätte sie sich damals nicht träumen lassen. "In den Himmel hinein" hieß das erste Gedicht. Es erzählt von einer langen Wanderung und dem Versuch, den Himmel zu erreichen. Einen langen und schweren Lebensweg hat Katharina Backendorf auch im wirklichen Leben hinter sich. Erst vor vier Jahren ist sie in Rente gegangen. "In der Hauswirtschaft zu arbeiten, hat mir so viel Spaß gemacht", betont die gebürtige Ernzerin, nur die Gesundheit hindert sie daran. Gemeinsam mit ihrer Tochter wohnt sie in einem Haus in Edingen, ihr Mann starb vor 20 Jahren. "Im Kopf bin ich noch fit", sagt sie, nur das Spazieren gehen klappt nicht mehr so gut. Deshalb verbringt sie viel Zeit zu Hause und rezitiert ihre Gedichte. Wenigstens 30 oder 40 kennt sie auswendig, hat viel Spaß daran, sie vorzutragen. "In meinem Kopf mache ich mir ein Bild meines Gedichtes", lautet ihr Rezept, um sich die vielen Verse im Kopf zu behalten. Ihr Buch veröffentlichen möchte sie nicht, aber: "Ich würde meine Gedichte gerne einmal öffentlich vortragen", sagt sie. Ihr Lieblingsgedicht heißt "Der Geizhals". Aber eigentlich hat sie viele Lieblingsgedichte. Auf Zuruf oder Wunsch dichten, ist nicht ihre Sache. Sie muss in Stimmung sein, dann sprudeln ihr die Gedanken förmlich aus dem Kopf. In einer kleinen Kiste stecken eine Unmenge Zettel. Bunt beschrieben und beklebt. Gedanken, Ideen, Sprüche, was ihr einfällt, hält sie darauf fest. Auch abends, wenn es mal mit dem Einschlafen nicht klappt, dichtet Katharina Backendorf im Bett. Oder sie liest. Die langen Bücherreihen im Regal sind ihr wichtiger als der Fernseher. Die Bücher inspirieren sie manchmal, aber auch der Blick aus dem Fenster kann einen Vers begründen. So wie der Blick auf den Baum vor ihrem Haus, in den gerade ein Vogel flatterte. "Einfach so, irgendetwas dichten, das kann ich nicht", sagt sie, "meine Gedichte müssen einen Inhalt haben." So wie ihr Gedicht "Abschied": Oh Ihr geliebten Heimathöh'n, ich werd' euch bald verlassen. Ich muss zu fremdem Tale geh'n, die Lieb' zu euch wird nie verblassen! Und weil' ich auch in fremden Au'n, und seid ihr mir so fern, und werd' ich euch nie wieder schau'n, ich hab' euch immer gern! Ihr lebt in meinem Herzen fort, als meiner Jugend Paradies. Und nicht der allerschönste Ort, mich Euch vergessen ließ! Mein Heimatland, welch süßer Klang, der einem Liede gleich mir stets in meine Ohren drang, du machtest mich unendlich reich!

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