Von Ruhestand ist keine Rede

MERZKIRCHEN-KELSEN. Alten Dingen zu neuem Glanz verhelfen – das ist die Lebensaufgabe von Ernst Steffny. Inzwischen 71 Jahre alt, steckt er quasi ständig bis über beide Ohren in der Arbeit. Auch im Ruhestand ist das Fachwissen des Restaurators aus Leidenschaft heiß begehrt.

Nur das Licht von draußen erhellt den großen Arbeitsraum ein wenig - zahlreiche Aktenordner, Bücher sowie eine stattliche Anzahl alter Ölgemälde an den Wänden sind zu sehen. Gleich am Fenster steht der große Schreibtisch, und eine gewisse Unordnung darauf weist auf seine Benutzung hin. In dieser Atmosphäre fühlt sich Ernst Steffny wohl, dort ist er tagsüber meistens zu finden. Der Grund: Im Auftrag von Pfarrer Erwin Puhl arbeitet Steffny seit mittlerweile rund drei Jahren an der Pfarrchronik der Gemeinde Merzkirchen. Nach langwierigen Recherchen in zahlreichen weltlichen und kirchlichen Archiven ist der 71-Jährige derzeit dabei, alte Rechnungsbücher ins Reine zu schreiben, um die so gewonnenen Daten später auswerten zu können. Hauptproblem bei der Sache: "Die handschriftlich erstellten Dokumente sind manchmal nur schwer zu entziffern", erklärt Steffny. Dabei ist das durchstöbern alter Bücher eine seiner leichtesten Übungen. 1934 in Trier geboren, lebte Ernst Steffny über einen Zeitraum von rund 50 Jahren in der Römerstadt, bevor er 1989 nach Kelsen zog. 35 Jahre lang arbeitete er als Restaurator am Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. Zu seinen Aufgaben gehörten beispielsweise das Rekonstruieren und Instandsetzen von Gemälden und Plastiken sowie die Mitwirkung an Ausgrabungen und die Entwicklung neuer Arbeitstechniken. Besonders stolz ist Steffny auf sein "Meisterwerk": Ein konstantinisches Deckengemälde aus dem römischen Palast unter dem Dom, das im Bischöflichen Museum zu bewundern ist. Einen Großteil seines Lebens hat er mit der Restaurierung des rund 78 Quadratmeter großen Werkes zugebracht. Während 25 Jahren fügte er Tausende teils nur wenige Zentimeter große Bruchstücke wieder zu einem Ganzen zusammen. "Das imposante Deckengemälde ist in seiner Art einzigartig auf der Welt", betont Steffny. Für seine Arbeit erntete er nicht nur die Anerkennung seiner Kollegen, sondern erhielt auch den Großen Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Schweren Herzens ging der Restaurator aus Leidenschaft 1997 in Rente. Von Ruhestand sollte allerdings keine Rede sein. Steffny, der seinen Beruf liebt, machte diesen kurzerhand zum Hobby. In seinem Haus in Kelsen, wo er mit seiner zweiten Frau Christa und Tochter Annette lebt, richtete er sich eine Werkstatt ein. Von dem fundierten Fachwissen und der Fingerfertigkeit des achtfachen Vaters profitieren heute nicht zuletzt die Bewohner Merzkirchens. Zwei Heiligenfiguren und ein Wegekreuz im Ortsteil Dittlingen sowie das Kriegerdenkmal in Portz erstrahlen dank Steffny seit einiger Zeit in neuem Glanz. "Die Erhaltung alter Kulturgüter liegt mir am Herzen", sagt er. Besonders am Herzen liegt dem 71-Jährigen derzeit die Pfarrchronik von Merzkirchen. Im kommenden Jahr soll sie gedruckt werden. Doch bis dahin wird er noch etliche Tage an seinem Schreibtisch in dem großen Arbeitsraum verbringen.

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