Von der Mosel in die Tropen

PÖLICH. Mit Wirkung zum heutigen Dienstag ist Pölich ohne Ortsbürgermeister. Der im vergangenen Jahr gewählte Werner Rauber gab aus beruflichen Gründen sein Amt ab. Rauber übernimmt im Auftrag der Bundeswehr und der UNO einen Auftrag im afrikanischen Staat Ghana.

Am 15. März wird sich für Rauber und seine Frau Maria die Welt total verändern. Schon heute sind sie laut ihrem neuen Reisepass Bürger von Accra. Accra ist die Hauptstadt von Ghana. Dort wird Rauber als Soldat der Bundeswehr bei der Ausbildung von UN-Personal für friedenserhaltende Maßnahmen in der ganzen Welt helfen und unterstützen. "Es kam alles ruckzuck", sagt Maria Rauber, die wegen der vielen gesellschaftlichen Termine mitreist. Am 3. Februar war Soldat Rauber über seine Benennung für dieses Amt informiert worden. Der Familienrat tagte umgehend, es gab einige schlaflose Nächte, und dann nahm Rauber die neue Herausforderung an."Wie ein Sechser im Lotto"

"Unter einem Ghanaer meine Aufgaben wahrzunehmen und in diesem Land Dienst für den Frieden tun zu dürfen, ist wie ein Sechser im Lotto." In den vergangenen Tagen pendelte Rauber wegen seiner neuen Aktivitäten zwischen Bonn, Berlin und Pölich ständig hin und her. Nicht nur die Feststellung der Tropentauglichkeit und umfangreiche Impfungen stehen in seinem Terminkalender - es sind auch die wichtigen Besprechungen im Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Verteidigung oder dem Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe. Die Umstellung für Raubers wird, zumindest von den Temperaturen her gesehen, krass sein. Denn in Ghana zeigt das Thermometer derzeit über 40 Grad bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit. "Von speziellen Beratern werden wir auf unseren zunächst dreijährigen Aufenthalt in Afrika optimal vorbereitet", sagt Rauber. Dazu gehören auch die Informationen über Sitten und Gebräuche, die tägliche Nahrungsaufnahme und die Hygiene. Rauber ist sich bewusst: "Mit der kurzfristigen Berufung als Militärberater an das neu geschaffene zivil-militärische ‚Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre‘ in Accra wurde ich vor eine schwierige Gewissensentscheidung gestellt." Ihm ist auch klar, dass vielleicht viele seiner Wähler über diese Entscheidung und damit die Niederlegung des Amtes als Ortsbürgermeister enttäuscht sind. Trotzdem hofft der 55-Jährige auf Verständnis, wenn er die neuen Aufgaben und Herausforderungen sowie die in ihn gesetzten Erwartungen gemeinsam mit seiner Frau erfüllen will. Jeweils zwei Monate kann er in den kommenden Jahren in Deutschland verbringen. Dann wird es ihn wieder nach Pölich ziehen. "Den Blick von meinem Haus über das Dorf und die Mosel in die Weinberge möchte ich nicht aufgeben." In der Zwischenzeit hüten die beiden Kinder das "Basislager" in Pölich. Die Amtsgeschäfte des Ortsbürgermeisters werden vorübergehend vom Ersten Beigeordneten Frank Hömme wahrgenommen. Nach Informationen von Horst Walsch von der Verbandsgemeindeverwaltung Schweich findet die Neuwahl des Ortsbürgermeisters am 5. Juni mit der Landratswahl statt.

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