Von wegen besinnliche Advents-Zeit

Er betreut sechs Pfarreien in elf Orten mit zehn Kirchen und Kapellen. Von besinnlicher Vorweihnachtszeit kann bei Pastor Peter Leick keine Rede sein. Im Gegenteil: Das Paket, das er zu bewältigen hat, ist in diesen Wochen noch ein bisschen praller gefüllt.

Saarburg. Ein trüber Herbsttag, morgens um 10 Uhr. Mit leicht angespanntem Blick öffnet Pastor Peter Leick die Tür des Pfarrhauses. "Heute ist es mal wieder Wahnsinn, die Termine überschlagen sich", sagt der 44-Jährige und springt mitten ins Thema.

"Im Moment habe ich viele Beerdigungen. Die nehmen mich sehr in Beschlag." Durchaus kein unbekanntes Phänomen für den Mann, der seit Oktober 2001 in Saarburg ist. "Es ist tatsächlich so, dass im Herbst und Frühjahr mehr Menschen sterben als sonst. Vor allem die Älteren."

Da Sein und Zuhören



Dass sich deshalb auch nur ansatzweise ein Hauch von "Routine" einstellen könnte, ist bei Leick nur schwer vorstellbar.

"Unfälle sind das Schlimmste - und wenn jemand etwa durch Herzinfarkt völlig unerwartet stirbt", winkt er ab, atmet tief durch und erzählt berührt von sehr frischen Eindrücken, die ihn zurzeit beschäftigen.

Zeit nehme er sich dann. Nicht allein für die Vorbereitung der Beerdigungen, sondern auch für die Trauerbegleitung der Angehörigen. "Da Sein, Zuhören. Das ist die Hilfe, die ich in diesen Momenten leisten kann. Wenn jemand seinen Angehörigen durch einen tragischen Unglücksfall verloren hat, habe ich auch erstmal keine Antwort auf das Warum und kann keine fromme Soße darüberkippen von wegen ,Das war Gottes Wille'".

Gleichwohl wartet in diesen Wochen eine ganze Reihe weiterer Aufgaben auf ihn. "Zurzeit läuft die Kommunion-Vorbereitung, und die Firm-Vorbereitung sitzt mir im Nacken."

Außerdem stehe im nächsten Jahr die Bücher-Prüfung durch den Bischof an, die Vor-Arbeit und Sitzungen mit den Pfarrgemeinde-Räten mit sich bringe.

Vier Stunden in der Woche unterrichtet er an der Hauptschule Saarburg. "Sechstes und neuntes Schuljahr, das macht richtig Spaß", sagt Leick. Vor allem mit den älteren Schülern arbeite er gern. "Da haben sich die Hormone schon mal ein bisschen beruhigt, die kriegen langsam Menschenverstand", sagt er lachend.

Das Thema Sterben behandle er derzeit mit ihnen. "Der tödliche Auto-Unfall des jungen Mannes aus Schoden vor wenigen Wochen und der Suizid von Robert Enke bewegen die Schüler sehr", berichtet der Pastor.

Und schließlich füllt eine ganze Reihe Adventsfeiern und Senioren-Nachmittage seinen Kalender. Intensiv fordere ihn im Moment die Vorbereitung der Gottesdienste. "Weihnachten ist ein sehr emotionales Fest. Die Wochen davor sind geprägt davon. Bei vielen Menschen bricht jetzt eine Sehnsucht auf, und die muss sich in meinen Gottesdiensten in den Worten wiederfinden."

Auf die Frage, wie er mit seinen eigenen Gefühlen und Sehnsüchten in dieser Zeit umgeht, sagt Leick: "Selber zur Ruhe zu kommen, fällt mir sehr schwer. Ich bin immer unterwegs, immer ein bisschen auf der Flucht." Manchmal müsse er einfach raus. In die Natur. "Laufen hat für mich etwas Regeneratives, und Fußball gucken finde ich fürchterlich erholsam. Und wenn ich nichts mehr hören und sehen will, setze ich mich spätabends alleine in die Kirche." Extra Peter Leick wurde 1965 im saarländischen Perl geboren. Nach dem Hauptschul-Abschluss und einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei "Papier Franzen" in Trier machte er später sein Abitur in Neuss nach. Über einen Freund wurde er auf das Priesterseminar aufmerksam, das er nach dem Abitur besuchte. Stationen als Diakon, Kaplan und Vikar an verschiedenen Standorten im Saarland folgten. Seit Oktober 2001 ist Leick Pfarrer in Saarburg.

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