Von wegen lauter "harte Jungs"

SAARBURG. Saarburger, kennt Ihr Eure Einrichtungen und Anlaufstellen in der Stadt? In einer kleinen Serie wird der TV in den kommenden Ausgaben Institutionen vorstellen, mit denen die meisten Bürger irgendwann einmal in irgendeiner Form zu tun haben. Heute: die Polizeiinspektion Saarburg.

Die meisten Saarburger sind wohl froh, wenn sie mit den Damen und Herren "in Grün" möglichst wenig zu tun haben - was nicht an den Personen selbst, sondern eher mit den Situationen zu tun hat, in denen die Polizei in der Regel dem "gemeinen Volk" näher kommt. Verkehrsunfälle, Einbrüche und Schlägereien bieten nicht die angenehmsten Gelegenheiten für ein unbeschwertes Kennenlernen. Gleichwohl sitzt die Polizei im Zentrum Saarburgs. In der Brückenstraße 10, gleich neben dem Bahnhof, sind 42 Polizisten der Saarburger Polizeiinspektion (PI) seit 1989 untergebracht. Acht Kollegen "hüten" werktags bis 16.30 Uhr die Außenstelle in Konz, die ebenfalls zum Saarburger PI-Bereich gehört.7000 Vorgänge im Jahr

Organisiert über fünf Schichten, steht die Polizei in Saarburg rund um die Uhr "parat". "Wir teilen das Personal belastungsorientiert ein, das heißt entsprechend der Terminlage", erläutert PI-Chef Günter Schander. Ein bis zwei Monate im Voraus werde der Dienstplan erstellt. Dabei habe die WM - wie in anderen Städten auch - eine Ausnahmesituation provoziert. "Neun Beamte waren während der gesamten Zeit für die Weltmeisterschaft abgestellt", sagt Schander. "In dieser Zeit war Urlaubssperre." Zu "Nicht-WM-Zeiten" besteht die Aufgabe der PI Saarburg laut Günter Schander "in der Bekämpfung aller Straftaten". Einsätze nach Verkehrsunfällen gehörten ebenso zum Tätigkeitsfeld der Beamten wie solche bei Ruhestörung, nach Auftauchen einer Ölspur oder wenn sich irgendwo auf den Straßen der Verbandsgemeinde eine Kuh "quer stellt". Rund 2000 Strafanzeigen sei die PI 2005 nachgegangen. "2005 hatten wir 7000 erfasste Vorgänge, darunter 1400 Verkehrsunfälle" , sagt Schander. In den vergangenen sechs Jahren sei die Kriminalitäts- und Verkehrsunfall-Rate um ein Drittel angestiegen. Schander: "Verkehrsunfälle mit Personenschäden beziehungsweise Todesfolge sind 2006 hingegen rückläufig. Was wir aber bereits für dieses Jahr sagen können, ist, dass die Diebstahldelikte zugenommen haben." Generell hätten Betrugsdelikte, beispielsweise Warenkreditbetrug über das Internet, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen durch Graffiti im PI-Bereich der Saarburger zugenommen. "Die Graffiti-Problematik ist allerdings in Konz ein größeres Thema als in Saarburg. In Saarburg haben wir damit vor allem im Bereich der Stadthalle und des Bahnhofs zu tun", erläutert der PI-Chef. Zwei Kollegen seien diesen und anderen Straftaten in Saarburg "zu Fuß" auf der Spur. In Konz seien drei Bezirksbeamte als Fußstreifen unterwegs. Außerhalb der Bürozeiten seien fünf Beamte im Außendienst eingesetzt - "in der Regel sind sie mit einem Auftrag unterwegs und nicht aufs Geratewohl", sagt Schander. Mit dem Ermitteln bei Diebstahldelikten, Brandstiftungen, Körperverletzungen und Einbrüchen sind fünf Kriminalbeamte betraut. "Ein Kollege kümmert sich um die Unfallstatistik und die Verkehrserziehung. Zudem müssen wir täglich dafür sorgen, dass das Telefon auf der Wache rund um die Uhr besetzt und ein Ansprechpartner für den Publikumsverkehr da ist." Was die Polizisten anbelangt, wartet die PI Saarburg derzeit lediglich mit zwei Frauen auf. Beide sitzen in Konz - allerdings nur vorübergehend, weil sie dort als Schwangere "heimatnah" versetzt worden sind. Darüber hinaus sind Frauen - abgesehen vom Verwaltungsbereich - bei der PI Saarburg Fehlanzeige. Frauen können besser eingreifen

Dabei ist Günter Schander überzeugt: "Wir sind froh über Frauen im Kollegium. In bestimmten Situationen, wie beispielsweise bei Familienkonflikten, können Frauen viel besser eingreifen als Männer." Gleichwohl seien die uniformierten Herren keineswegs stets und überall die "harten Jungs". "Erfreulicherweise gibt es seit einiger Zeit bei der Polizeidirektion in Trier, zu der wir ja gehören, einen eigens für die Beamten eingerichteten Sozialdienst. Dorthin können sich unsere Leute wenden, wenn sie nach schweren Einsätzen Schwierigkeiten haben, das Erlebte zu verarbeiten." Sei früher vieles seelisch Belastende heruntergeschluckt worden, stellten sich die meisten inzwischen den oftmals schwierigen Situationen. Erst kürzlich habe ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem die Mutter schwer verletzt wurde und das zweijährige Kind an der Unfallstelle starb, den Beamten schwer zugesetzt. "Wenn Kinder im Spiel sind, ist das besonders hart, weil die meisten selbst Familienväter sind. In solchen Situationen geraten selbst gestandene Männer an ihre Grenzen. "

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