Vorbild für die Jungen

SAARBURG/TRIER. Seit sieben Jahren zeichnet die Handwerkskammer Trier (HWK) alljährlich vorbildliche Ausbildungsbetriebe in den Landkreisen aus. Der Kreis Trier-Saarburg ist in diesem Jahr allein mit drei Betrieben aus Saarburg vertreten. Die Firmen Heinrich Kind, Clemens Baugesellschaft und Siegfried Könen werden heute Vormittag in der Kreisverwaltung geehrt.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist auch die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in vielen Branchen schlecht. Viele Betriebe haben unfreiwillig in der jüngsten Vergangenheit ihre Anstrengungen in dieser Richtung zurückfahren müssen. Umso wichtiger erscheint es der Handwerkskammer Trier, die Betriebe hervorzuheben, die nach wie vor ausbilden und die damit verbundene Verantwortung ernst nehmen. Verglichen mit anderen Bereichen, stehe das Handwerk in dieser Beziehung gut da, informiert Günther Behr, Geschäftsführer der HWK Trier. "In der Region Trier haben wir 1800 Ausbildungsbetriebe im Handwerk. Diese Zahl liegt über dem Landes-, aber auch über dem Bundesdurchschnitt." Darunter seien viele, die bereits seit langer Zeit und regelmäßig ausbildeten. "Betrieben, die der Handwerkskammer in dieser Hinsicht in besonderer Weise aufgefallen sind, verleihen wir die Urkunde ",Vorbildliche Ausbildungsbetriebe'." Zu 95 Prozent Hauptschüler

Neben einer Dachdeckerfirma aus Kasel und einem Malerbetrieb aus Osburg erhalten diese Ehrung heute Vormittag in der Kreisverwaltung drei Betriebe aus Saarburg. Das Heizungs- und Sanitärunternehmen Heinrich Kind, die Baufirma Clemens Baugesellschaft und die Fleischerei Siegfried Könen stuft die HWK Trier in diese Kategorie ein. Die Firma Kind ist das älteste der drei Saarburger Unternehmen. 1937 gründete Heinrich Kind den Betrieb, Heinz-Berthold Kind führt in dritter Generation seit zwölf Jahren die Geschäfte. "Drei bis vier Auszubildende pro Jahrgang haben wir seit jeher", erklärt der Juniorchef, und Senior Egon Kind fügt hinzu: "86 sind es seit Bestehen des Betriebs gewesen." Sie erlern(t)en den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär, Heizung, Klimatechnik. Zu 95 Prozent rekrutierten sie sich aus Hauptschülern, berichtet Egon Kind - bisher seien es ausschließlich Männer gewesen. "Es hat sich noch keine Frau beworben", meint Heinz-Berthold Kind. Mit den meisten Auszubildenden habe die Firma gute Erfahrungen gemacht, viele nach ihrer Ausbildung übernommen. Egon Kind: "Wenn man selbst ausbildet, weiß man, mit wem man es später zu tun hat." Technisches Interesse, Teamfähigkeit und Ehrlichkeit nennt der Senior-Chef als Voraussetzungen, die die jungen Menschen mitbringen sollten. Seit 30 Jahren bildet die Firma Clemens Baugesellschaft aus - als Straßenbauer, Bauzeichner und Bürokauffrau/mann. "Die meisten Facharbeiter und Maschinisten, die wir haben, haben bei uns gelernt", sagt Bernhard Clemens, seit 1991 Geschäftsführer. Er habe noch nie in Frage gestellt, je nach Bedarf in jedem Jahr zwei bis drei neue Azubis einzustellen. "Das ist in unserer Branche bei den Ausbildungsvergütungen zwar durchaus eine kostspielige Angelegenheit, und ich kenne Baufirmen, die das derzeit nicht mehr packen - aber man muss den jungen Leuten nach Möglichkeit eine Chance geben." Auch in seinem Unternehmen "klopften" hauptsächlich Hauptschüler an. "Wichtig ist, dass die Bewerber körperlich fit sind, denn sie müssen bei Wind und Wetter draußen körperlich anstrengend arbeiten." Darüber hinaus sollten sie bereit sein, zu lernen und: "Mathematik und eine praktische Veranlagung sind wichtig." Erst kürzlich habe Clemens eine herausragende Erfahrung mit einem Auszubildenden gemacht: Jan Thies ist 2005 bei der Gesellenprüfung der Straßenbauer Landessieger und dritter Bundessieger geworden. Clemens: "Obwohl er noch sehr jung ist, besucht er derzeit die Meisterschule in Köln. Das ist ungewöhnlich." Auch in der Fleischerei Könen in Beurig überwiegen nach Aussage von Chefin Maria Könen die positiven Erfahrungen mit den Azubis. Elf hätten im Betrieb gelernt, seit Siegfried Könen 1991 zunächst als Pächter, seit 1996 als Inhaber den Laden führt. Fleischereifachverkäufer und Fleischer bilden sie aus - "Fleischer sind im Moment sehr rar, Bewerbungen als Fachverkäufer bekommen wir immer noch", sagt Maria Könen. Dabei achte sie bei den Bewerbern weniger auf die Zeugnis-Noten. "Sie sollten zwar einen Hauptschulabschluss haben, die Noten sind aber zweitrangig." Vielmehr zählten für sie ein freundliches und selbstbewusstes Auftreten sowie Sauberkeit. "Wichtig ist, dass die jungen Leute von zu Hause aus Halt haben, die Eltern sich um die Ausbildung kümmern." Für ein Vorzeigebeispiel haben Maria und Siegfried Könen selbst gesorgt: Tochter Pia wurde 2005 Landessieger und belegte im Bundeswettbewerb den fünften Platz. Aus Platzgründen konnten wir die Fotos der beiden anderen Betriebe nicht veröffentlichen. Wir bitten um Verständnis.

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