"Vorfahrt für den Moselaufstieg"

SAARBURG. Viele Übereinstimmungen, kaum Differenzen: Leo Lauer (CDU) und Alois Zehren (SPD), die beiden Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Saarburg, hegen weitgehend die gleichen politischen Vorstellungen. Davon überzeugten sich am Mittwochabend rund 250 Zuhörer beim TV-Forum in der Saarburger Stadthalle.

Die Bundestagswahl am 18. September ist derzeit das beherrschende Thema. Doch nicht nur im "Großen", sondern auch im "Kleinen" dürfen die Bürger im Saarburger Land an diesem Tag bestimmen, wem sie politische Verantwortung übertragen. Gesucht wird ein Mann, der als Nachfolger von Günther Schartz (CDU) die Geschicke der Verbandsgemeinde bestimmt. Die Bürger haben die Qual der Wahl, denn sowohl der Polizeibeamte Lauer als auch der leitende Verwaltungsangestellte Zehren bringen die nötigen Qualifikationen für das Amt mit. Beide verfügen über reichhaltige kommunalpolitische Erfahrung, beide kennen sich in Verwaltungsvorgängen aus, beide sind heimatverbunden, beide engagieren sich seit vielen Jahren in diversen Vereinen und sind von daher bekannt. Weitere Anstrengungen in Sachen Tourismus

Einig sind sich die Kandidaten in vielen Bereichen. Während sie die Stärken der Verbandsgemeinde in der "wunderschönen Landschaft, intakten Dorfgemeinschaften und hoch motivierten Menschen" (Lauer) sehen, antworten sie auf die Frage der TV-Redakteure Susanne Windfuhr und Jörg Pistorius nach markanten Schwachstellen zurückhaltend. "Die kann es nicht geben, sonst hätten wir sie beseitigt", sagt Lauer. "Allenfalls die Kooperation zwischen uns und unseren Nachbarn Saarland und Luxemburg könnte besser sein", meint Zehren. Auf Nachfrage präzisiert er später, die Zusammenarbeit in Sachen Abwasser, wie sie die VG Trier-Land praktiziere, sei vorbildlich. Zur Stärkung der heimischen Wirtschaft sprechen sich die Kandidaten unisono für weitere Anstrengungen in der Tourismusförderung und für den Moselaufstieg als wichtige Infrastrukturmaßnahme aus. Beim Christdemokraten Lauer, dessen Partei das seit vielen Jahren fordert, erstaunt das nicht. Dass sich auch Sozialdemokrat Zehren ohne Einschränkung dafür ausspricht, verblüfft angesichts der mehrheitlichen Ablehnung des Projektes in seiner Partei schon ein wenig. Wer auch immer die Wahl gewinnt - für die Stadt Trier wird er in Sachen Einzelhandel ein harter Verhandlungspartner sein. "Das Oberzentrum darf die Kaufkraft nicht abziehen", stellt Lauer heraus und kritisiert damit indirekt die bestehende Einzelhandelsvereinbarung. Zehren wird noch deutlicher: "Man hat sich mit dem Einzelhandelskonzept von Trier über den Tisch ziehen lassen." Unterschiede in kommunalpolitischen Bewertungen treten zu Tage, als es darum geht, wo am schnellsten etwas passieren muss. Alois Zehren kritisiert das hohe Haushaltsdefizit, speziell das Defizit von 550 000 Euro bei den Bädern, "da muss man rangehen". Als Saarburgs Stadtbürgermeister Jürgen Dixius (CDU) später meint, es seien alle Mittel ausgeschöpft und ihn fragt, ob er das Angebot einschränken wolle, präzisiert der Sozialdemokrat: "Ich denke nicht an Schließung. Aber wir können es doch nicht einfach bei dem Defizit belassen. Wir müssen mehr Einnahmen generieren." Kontrahent Lauer betont, erst seit 2004 gebe es im Haushalt ein strukturelles Defizit, und das sei vorwiegend durch den Gesetzgeber (Hartz IV) bedingt. Die einzige Kontroverse des kurzweiligen Abends gibt es zum Thema "Amtsblatt". Zehren hält es für überflüssig, weil dessen Herausgabe nicht zu den Aufgaben einer Verbandsgemeinde zähle, und verlangt die Abschaffung. Lauer hingegen erachtet das Amtsblatt als "unverzichtbar, denn es bietet den Bürgern zu geringen Kosten unabdingbare Informationen"."Wenn ich gewinne, werde ich einen trinken"

Als die Besucher die Gelegenheit bekommen, die Kandidaten mit Fragen zu "löchern", bläst Alois Zehren der Wind ins Gesicht. Einerseits lässt ihm der wortgewandte Gegenspieler Lauer durch lange Beiträge kaum Zeit für Statements, andererseits wird er von Zuhörer Georg Ohs attackiert. Der will von ihm wissen, ob er ihm als Wähler vertrauen könne, immerhin habe er seine "Ämter hingeschmissen". Damit spielt Ohs insbesondere auf Zehrens Rückzug als SPD-Fraktionchef im VG-Rat an. Der Sozialdemokrat wehrt sich gegen den Vorwurf vehement: "Ich habe keinesfalls hingeschmissen, sondern alle meine Ämter korrekt zu Ende geführt!" Leo Lauer oder Alois Zehren - wer macht das Rennen um den Bürgermeistersessel? Diese Frage lässt sich nach einem kurzweiligen Abend beim TV-Forum nicht beantworten. Die Antwort geben am 18. September die Wähler im Saarburger Land. Eines weiß Zehren bereits: "Wenn ich gewinne, werde ich einen trinken!" Lauer ist sich sicher, "dass ich froh sein werde, wenn ich gewonnen habe".

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