Wärme aus dem Wasser

SAARBURG. Im neuen Gewerbegebiet Saarufer entsteht ein neues Autohaus. Das Besondere: Nicht Öl, Gas, die Sonne oder Erdwärme liefern die Energie, um das Gebäude zu heizen, sondern das Grundwasser. Die geplant Wasser-Wasser-Wärmepumpe ist die einzige ihrer Art in der Region.

Nur gut 100 Meter ist das Saarufer entfernt. Trotzdem: "Sicher sein konnten wir nicht, dass wir auf Grundwasser stoßen", sagt Architektin Cerstin Hammer. Dabei ist eine wasserführende Schicht, eine so genannte Aquifere, unabdingbar, will man ein Gebäude mittels einer Wassser-Wasser-Wärmepumpe beheizen. Bauherr Patrick Michels hat es trotzdem gewagt, und die 10 000 Euro teure Probebohrung bei der saarländischen Spezialfirma Drill-Therm in Auftrag gegeben. "Wären wir nicht auf Wasser gestoßen, sondern nur auf durchlässigen Boden, wäre das Geld verloren gewesen", sagt Michels. Doch die aufwändigen und eine Woche andauernden Bohrungen, die bei vielen Passanten für Aufsehen sorgten, waren von Erfolg gekrönt: Nach etlichen Versuchen - immer wieder fraß sich der Bohrkopf in drei Meter Tiefe im groben roten Schieferkies fest - drang der Drucklufthammer in eine Art unterirdischen Fluss vor. Die Wassermenge erwies sich als ausreichend: Um die geplante 50-KW-Heizung betreiben zu können, müssen schließlich 9,4 Kubikmeter Wasser pro Stunde - oder 2,6 Liter pro Sekunde - gefördert werden. Dazu sind zwei Brunnen auf dem Gelände nahe der Saarbrücke entstanden: Ein rund 25 Meter tiefer "Entnahmebrunnen" und ein 18 Meter tiefer "Schluckbrunnen". Aus dem Entnahmebrunnen wird das Grundwasser später heraus gepumpt und weiter geleitet zu einem im Gebäude befindlichen Wärmetauscher. "Der Wärmetauscher entzieht dem sommers wie winters rund zehn Grad Celsius kaltem Grundwasser vier Grad. Diese Energie reicht aus, um Wasser in einem 2000-Liter-Pufferspeicher auf rund 40 Grad zu bringen", erklärt Architektin Hammer, die in Gusterath-Tal bei Trier ihr Büro hat. Für eine Bodenheizung, die die insgesamt 5000 Kubikmeter großen Räume des Autohauses später wärmen soll, reicht diese niedrige Vorlauftemperatur aus. "Ein Heizsystem mit Radiatoren benötigt dagegen eine Vorlauftemperatur von etwa 70 Grad, dafür ist eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe nicht geeignet", erklärt Hammer.Keine Rohstoffkosten

Das vier Grad kältere Grundwasser wird anschließend über den Schluckbrunnen wieder der gleichen wasserführenden Schicht zugeführt. Für den Betrieb der modernen Heizungsanlage muss dann lediglich der Strom zum Betreiben der Pumpen aufgewendet werden. Als Faustregel gilt: Um fünf Kilowattstunden Heizwärme zu produzieren muss eine Kilowattstunde Strom eingesetzt werden. Weil das Wasser für für Waschbecken, Mitarbeiter-Duschen und die kleine Küche eine Mindesttemperatur von 60 Grad haben muss, wird dieser Bedarf über Durchlauferhitzer bereitgestellt. "Da wir in unserem Betrieb keine so großen Mengen an Warmwasser benötigen, ist das eine sinnvolle Lösung", sagt Michels und ergänzt: "Ich rechne damit, dass sich die Anschaffung der Anlage in fünf bis sechs Jahren amortisiert hat." Danach bringe die Wasser-Wasser-Wärmepumpe Geld ein: Denn Rohstoffe wie Öl, Gas oder Holz müssen nicht gekauft werden, lediglich Strom- und Wartungskosten fallen an. In Merzkirchen betreibt die Familie Michels bereits ein Autohaus. "Dort haben wir gerade 18 000 Liter Heizöl für den Winter gekauft - bei den gestiegenen Preisen beginnt man da ganz automatisch nach Alternativen zu suchen." Das Umweltamt der Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat die Pionierarbeit von Architektin Cerstin Hammer und Investor Michels begleitet. Jede Wasser-Wasser-Wärmepumpe muss dort beantragt und genehmigt werden. Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) können Fördermittel für den Anlagenbau beantragt werden. Auch das RWE fördert Wasser-Wasser-Wärmepumpen mit vergünstigtem Strom. "Wasser-Wasser-Wärmepumpen sind immer eine sehr gute Alternative, auch für Ein- oder Zweifamilienhäuser mit Bodenheizungen", sagt Architektin Hammer und fügt - im Hinblick auf die vielen unbebauten Grundstücke des jungen Gewerbegebiets Saarufer und das Neubaugebiet Krutweiler-Süd - an: "Besonders, wenn man relativ sicher sein kann, dass man in einem Gebiet Wasser findet."

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