Weder Märtyrer noch Mutter Theresa

Zemmer-Rodt. Mit Freude und großem Einsatz bieten fünf Frauen aus der Gemeinde Zemmer Betreuungsnachmittage für ältere verwirrte Menschen an.

Unaufhaltsam fortschreitende Hirnleistungsschwäche, wie bei der häufig vorkommenden Alzheimer-Krankheit, betrifft etwa 13 Millionen Menschen in der Bundesrepublik. Diese Menschen leben oft als Pflegefälle in ihren Familien, denn sie können sich in der eigenen Umwelt nicht mehr selbstständig zurecht finden. Zeitliche und räumliche Orientierung fällt ihnen schwer, neue Erfahrungen können nicht aufgenommen und Erinnerungen nicht abgerufen werden. Eveline Cordie, die ihre an Demenz erkrankte Mutter pflegt, beschreibt die Situation: "Die Kommunikation ist schwierig, deshalb hat meine Mutter keine Kontakte mehr und vereinsamt. Wir als Familie können über den täglichen Pflegeaufwand hinaus kaum zusätzliche Angebote machen." Genau diese Schwierigkeiten wurden in der Caritas-Sozialstation Welschbillig erkannt, woraufhin die Idee zu einer Betreuungsgruppe geboren wurde. Man suchte Ehrenamtliche und traf bei Ruth Nossek, die bereits Erfahrungen in der mobilen Pflege hatte, auf offene Ohren. "Jeder Mensch soll bis zum Schluss eine hohe Lebensqualität haben. Dafür wollte ich etwas tun." Sie gewann auch Sieglinde Bettendorf und Erika Jacobs, mit denen sie seit Schulzeiten befreundet ist, und Maria Stark und Christel Trautmann aus der gemeinsamen Kegelgruppe für diese Arbeit. Regelmäßig von der Caritas geschult, gestalten die Frauen einmal wöchentlich einen Nachmittag mit einem gezielt auf die Patienten abgestimmten Programm. "Wir backen Kuchen, machen Bewegungs-Spiele, basteln, singen und bieten Gedächtnis- und Konzentrationsübungen an", erzählt Ruth Nossek. "Die Lieder sind wichtig", ergänzt Maria Stark, "darüber kann man Dinge mitteilen, die Patienten durch Sprache nicht aufnehmen würden. Wenn ich jemandem sage, er möge aufstehen, tut er das nicht. Singen wir aber 'Heute wollen wir marschieren', steht er auf und läuft mit". "Durch den Gesang entsteht vor allem Gemeinsamkeit und Nähe", ergänzt Ruth Nossek. Die Kommunikation mit den Kranken funktioniert hauptsächlich über Augenkontakt, manche wollen auch einfach nur in den Arm genommen werden. "Es ist eine wunderbare Erfahrung zu sehen, dass man sich auch ohne Sprache unterhalten kann", sagt Sieglinde Bettendorf. "Liebe spürt jeder", meint Ruth Nossek. Eveline Cordie merkt, dass ihre Mutter Freude an den Treffen hat. "Wenn sie abgeholt wird, hält sie die Hände der Betreuerin ganz fest und strahlt. Sie ist dort gut versorgt und aufgehoben. Für unsere Familie ist das eine Entlastung." "Wir sind aber weder Märtyrer noch Mutter Theresa", betont Nossek, "wir gehen aus den Treffen so gestärkt hinaus, wie wir motiviert hineingehen". Auch Christel Trautmann und Erika Jacobs legen Wert auf die Feststellung, dass sie durch den Umgang mit den älteren Menschen eine menschliche Bereicherung erfahren. Hemmschwelle, Kontakte zu knüpfen

Das Hauptproblem des Betreuungsangebots sei, dass viele Familien eine Hemmschwelle hätten, Kontakt zu knüpfen. Ruth Nossek betont: "Das Angebot ist für alle Interessierte aus dem weiteren Umkreis offen. Der Kostenbeitrag von 13 Euro wird in den meisten Fällen zurückerstattet." Die Gruppennachmittage finden jeden Dienstag von 14 bis 18 Uhr im Pfarrheim Rodt, direkt neben der Kirche, statt. Kontakt über Caritas-Sozialstation Welschbillig unter 06506/99049 oder Ruth Nossek, 06580/605. Morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah": Nicht länger zum Training nach Luxemburg - frisches Grün für die SG Langsur.

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