Weg mit dem Dreck-Weg?

TRIER. Stirbt der Dreck-Weg-Tag? Vielen ehrenamtlichen Müllsammlern stinken die Auflagen, die sie bei den Säuberungsaktionen beachten müssen. Außerdem sind die Kosten für die Entsorgung des eingesammelten Abfalls explodiert.

 Auf der großen Deponie landet letztendlich auch der Müll, den fleißige Bürger bei Dreck-Weg-Aktionen in der Region einsammeln. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Auf der großen Deponie landet letztendlich auch der Müll, den fleißige Bürger bei Dreck-Weg-Aktionen in der Region einsammeln. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

1600 Altreifen - das war bislang der Gipfel. Abgefahrene LKW-Reifen, gebrauchte PKW-Reifen, unter der Ladung, die ein dreister Zeitgenosse im vergangenen Jahr auf dem Fuhrpark des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier anlieferte, fanden sich Reifen aller Art, aber keine, die längere Zeit irgendwo draußen in freier Natur gelegen haben können. Genau das behauptete aber der Müll-Lieferant und sagte, er habe sie im Rahmen einer "Dreck-Weg-Aktion" gefunden. Den professionellen Abfallentsorgern des ART war schnell klar, dass hier jemand seinen privaten Müll entsorgen will und zwar kostenlos. Kein Einzelfall, wie ART-Geschäftsführer Maximilan Monzel bestätigt. Dreck-Weg-Tage würde immer öfter von solchen Zeitgenossen missbraucht. Vor allem zu Beginn des Frühjahrs werden die Aktionen von Gemeinden und Vereinen mit viel ehrenamtlichem Engagement ausgeführt. Doch der zunehmende Missbrauch bringt die gut gemeinte Säuberung in Verruf - und verursacht zusätzliche Kosten, auf denen die Entsorger sitzen bleiben. Während Feuerwehrleute, Vereinsmitglieder oder sonstige engagierte Bürger samstags durch den Wald und über die Felder ihres Ortes rennen und Müll einsammeln, den Umweltferkel achtlos weggeschmissen haben, nutzen offenbar immer öfter unverschämte Menschen die Aktionen, um illegal ihren Müll in die bereit gestellten Container zu werfen. Freiwilliges Engagement wird schamlos ausgenutzt. Doch nicht nur deswegen stehen die Dreck-Weg-Tag, Frühjahrsputz oder wie die Aktionen auch immer heißen, auf der Kippe. Die Kosten für die Entsorgung des eingesammelten Abfalls explodieren. Im vergangenen Jahr überwies der Kreis Trier-Saarburg dem ART 31 000 Euro für Kosten, die durch Einsammlung des Mülls durch 60 Orte entstanden sind. Das war bereits das Dreifache des Vorjahres. Auch im Kreis Bitburg-Prüm summieren sich die Kosten für die ehrenamtliche Reinigung von Feld und Flur. 23 595 Euro musste der Kreis 2005 dafür bezahlen. Insgesamt beteiligten sich im vergangenen Jahr 167 Eifel-Orte an den verschiedenen Aktionen. Entsorger bleiben auf den Kosten sitzen

37 300 Euro kostete die Säuberung den Landkreis Bernkastel-Wittlich, 5600 Euro waren es im Kreis Daun. In Trier und Trier-Saarburg unterstützte bislang der ART die Ortsteile und Gemeinden. Er stellte ihnen kostenlos Sammelcontainer zur Verfügung, den Veranstaltern wurden die Deponiekosten erlassen. All das übernahm der Kreis oder die Stadt Trier, sie bezahlten dem ART den Ausfall. Mit dem neuen Landesabfallwirtschaftsgesetz bleiben die Entsorger jedoch auf den Kosten sitzen, die Kommunen müssen lediglich noch die Transportkosten übernehmen. Beim ART rechnet man für dieses Jahr mit Kosten von 51 000 Euro. Zusätzliche Kosten entstehen, wenn der Müll nicht wie vorgeschrieben von den Freiwilligen getrennt angeliefert wird. Wie das in der Praxis aussehen soll, ist den Beteiligten allerdings noch nicht klar: Sollen die Helfer mit verschiedenen Säcken durch den Wald laufen und entscheiden, was verwertbarer, kompostierbarer Müll oder was Restabfall ist? Das könne man ja wohl schlecht verlangen, heißt es aus verschiedenen Ortsgemeinden, die sich angesichts dieser Auflagen überlegen, ob es überhaupt Sinn macht, weitere Aktionen zu planen. Zumindest dürfte es schwer werden, unter diesen Umständen noch genügend Freiwillige zu finden. In Bitburg-Prüm hat eine entsprechende Anweisung jedenfalls schon zu massivem Ärger geführt. Einige Gemeinden sagten daraufhin ihre Aktionen ab. Und nicht nur das. Auch beim ART steigt der Unmut. Denn trotz entsprechender Merkblätter, die den Gemeinden vor den Aktionen ausgeteilt werden, wird der meiste Müll noch unsortiert angeliefert. Folge: Die Deponie-Mitarbeiter müssen den Abfall trennen, was weitere Kosten verursacht. Beim ART denkt man über Konsequenzen nach: Gemeinden, die nach solchen Aktionen den Müll unsortiert anliefern, müssen den Dreck wieder mitnehmen. Das dürfte bei den Helfern für weiteren Verdruss sorgen. ART-Chef Monzel weiß, dass er damit in einer Zwickmühle ist. Einerseits wolle man natürlich das freiwillige Engagement fördern und solche Aktionen unterstützen, anderseits müsse das Ganze kostendeckend sein. Man wolle nach praktikablen Lösungen suchen, damit der Dreck-Weg-Tag nicht stirbt, sagt Monzel. Beim Land scheint man pragmatischer zu sein. Um eben solchen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, gab es in diesem Jahr erst gar keinen landesweiten Aufruf vom Umweltministerium zum Dreck-Weg-Tag.

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