Weihnachten am Bondi Beach

15 Prozent der Backpacker, die Jahr für Jahr nach Australien reisen, sind Deutsche. Einer von ihnen war für sieben Monate Frank Wacht aus Körrig. Von der kleinen Saargau-Gemeinde aus zog es ihn als 19-Jährigen nach seinem Abitur für zwölf Monate in die große weite Welt. Seine Stationen: USA, Australien, Neuseeland - Traumziele für Rucksack-Touristen.

Merzkirchen-Körrig. Es müssen wohl mehrere Faktoren zusammenkommen, damit ein "Traum" Realität werden kann. Zunächst muss es mal einer sein. Dann ist ein Anstoß notwendig. Frank Wacht bekam ihn von einem Fußball-Kumpel, der ihm mit Bildern und Erzählungen den Rucksack-Trip schmackhaft machte. Kommt ein Faible für die englische Sprache hinzu und die "Unterstützung der Eltern" - dann ist das "Paradies" auf einmal sehr viel näher gerückt als "Down Under" an Kilometern entfernt liegt. Jetzt ist Frank Wacht seit drei Monaten wieder in der Heimat. Wenn er über sein Jahr als Backpacker berichtet, packt ihn das Fernweh."Man ist ein transparenter Mensch, wenn man in die USA fliegt", waren seine erste Erfahrungen mit dem amerikanischen Sicherheitsbedürfnis nach dem 11. September - "die wissen alles über mich". Ein Feriencamp in Westfield, North Carolina, Ostküste, war sein erstes neues Zuhause für drei Monate. Zusammen mit sechs weiteren Betreuern aus aller Herren Länder kümmerte er sich um "unterprivilegierte Jugendliche" im Alter von elf bis 15 Jahren und verdiente sich so die Flugkosten. "Man kann sich für verschiedene Camp-Arten bewerben, beispielsweise Sportcamps oder Camps mit Kindern aus sozial schwachen Familien." Hilfreich bei der Bewerbung sind Referenzen über Erfahrungen im Umgang mit Jugendlichen. Frank Wacht hat seine vom SV Konz bekommen; dort spielt er seit der Jugend Fußball, war Trainer und Betreuer bei den Kleinen. Wachts USA-Stationen nach seinem Job sind die touristischen Höhepunkte einer jeden Reise in die Vereinigten Staaten: Niagara-Fälle, Washington DC, New York, Grand Canyon, Las Vegas, Los Angeles und San Fransisco.Als Herausforderung hat er sein Backpacker-Jahr betrachtet, sich durchbeißen war angesagt, auf eigenen Füßen stehen. Leicht sei es nicht gewesen - zum ersten Mal allein in der Fremde. Zumal sein Gepäck auch noch in London hängen geblieben ist. "Aber ich wollte unbedingt ein Jahr durchhalten", sagt der heute 20-Jährige.Wenn's mal zu einsam wurde, dann ermöglichte die moderne Kommunikation ein gewisses Maß an Nähe und Geborgenheit: telefonieren mit Familie und Freunden, SMS mit den Kameraden vom Fußball oder eine "Schalte zu Weihnachten nach Hause" mit der Web-Cam. Denn Weihnachtsstimmung ohne Familie bei 40 Grad am Strand von Sydney wollte bei ihm dann doch nicht so recht aufkommen.Ein Bekannter seiner Schwester hatte ihm den Start in Australien erleichtert. Auch Wachts Englisch war zwischenzeitlich deutlich besser geworden. Auf der Suche nach Arbeit in Sydney nutzte er, was sich anbot: Zeitung, Internet, Aushänge in Geschäften und Hostels. Schon zu Hause hatte er sich geschworen: "Du machst alles." Bekommen hat er zunächst einen Job als Verkäufer von alternativer Energie. Von Tür zu Tür habe er in Sydneys Vororten Bio-Strom vertickt. "Wirklich, es stimmt. Ich hab' das gemacht." Von März bis Mai schließlich hatte er seinen nächsten Job: Er putzte und polierte Luxusjachten. "Der beste Ferien-Job, den ich je hatte."Ayers Rock, Cairns, Melbourne oder Brisbane in Australien oder Aukland und Christchurch in Neuseeland - seine Fernweh-Stationen sind nun Vergangenheit. Frank Wacht lebt wieder bei seinen Eltern in Körrig, bekämpft so gut es geht die gelegentlich auftretende Sehnsucht nach Down Under und nimmt im Oktober ein Jura-Studium an der Uni Trier auf. Egal was in der Zukunft passiert: "Mein Jahr als Backpacker nimmt mir niemand mehr". Erste Schritte zum Traumziel Über Jobs in Feriencamps zur Finanzierung eines USA-Aufenthalts kann man sich informieren unter: www.ccusa.com (Camp Counselors USA) oder www.aifs.de (American institute for foreign travel). Eine gute Auswahl an Infos speziell für Backpacker hat Wacht in der Buch-Reihe "Lets go... Australia" oder "...USA" vorgefunden. Da jedoch "Kontakte und der Austausch unter Backpackern das Wichtigste sind", bietet er Gleichgesinnten gerne seine Hilfe an. Einfach anmailen und fragen unter maennchen180886@aol.com.

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